Danke ersteinmal..
Also, das ist alles schwierig zu erklären. Schon bevor ich ihn kannte, war ich eine sehr anhängliche Person aufgrund derer auch Beziehungen kaputt gegangen sind. Ich war froh, jemanden wie ihn kennen gelernt zu haben. Mittlerweile hab ich aber den Eindruck, mehr "Luft" zu brauchen. Ich bin eine sehr offene und kontaktfreudige Person, und in meinem Singleleben hatte ich auch überhaupt keine Probleme, mal alleine in eine Disco zu gehen und Leute kennen zu lernen. Er ist da das komplette Gegenteil, er mag keine Parties, fühlt sich dabei teilweise sogar schlecht (auch wenn sich das durch mich ein wenig gebessert hat). Er hat den Inhalt seines Lebens immer von einer Person abhängig gemacht bzw. sieht den Inhalt seines Lebens in mir.
Mit nach Bremen kann er leider nicht, das würden wir sofort machen. Er studiert bereits im 3. Semester, und einen Wechsel will und kann er seinen Eltern nicht antun.
Mein Freund hat die ganze Bewerbungsprozedur ja mitbekommen, weiß also ganz genau, wie schwer es war, an solch einen Studiengang zu kommen. Mehr oder weniger verlangt, eher gesagt bettelt er darum, dass ich den Platz in seiner Stadt annehme, obwohl ich den 1. noch gar nicht sicher hab und er 2. nicht mein Wunschstudiengang ist. Er wird es nie lernen, sich darüber mit mir zu freuen. Das hat der heutige Tag gezeigt. Gegen 7 Uhr morgens ist er aufgestanden, kam um viertel vor 8 völlig aus der Puste wieder (ich lag noch im Bett), ich dachte ihm wäre was passiert, so furchtbar hörte sich sein Atem an. Er war joggen (was er HASST)...Dann ging es weiter. Wieder hat er durchgeheult, die ganze Zeit, schwer geatmet. Bis er dann seine Eltern anrief, die dann direkt aus dem Urlaub wiederkamen (er hat eher also eine eher zu behütete Kindheit erleb) und ihn hier abholten. Selbst der Vater riet ihm dazu, Anti Depressiva zu besorgen, er selbst betitelt das alles ja als Depression, er erträgt das einfach nicht. Auf seinen Wunsch bin ich mit zu seinen Eltern gefahren, hab mich aber wieder nach Hause fahren lassen, weil das glaub ich eine ziemlich sinnlose Idee war.
Mein Freund fing den ganzen Tag an "Lass uns auf die ganze Scheiße scheißen!", nach Afrika auswandern, LEBEN hat er das genannt. Er ist einfach ein absoluter Gefühlsmensch und versteht nicht, dass wir erst dann ein schönes, gemeinsames Leben führen können, wenn die Grundbedingungen dafür geschaffen sind. Und dazu gehört nunmal zu studieren und Geld zu verdienen. Das will er nicht wahrhaben, er pubertiert grade so dermaßen vor sich hin, so hab ich ihn noch nie erlebt. Er glaubt, ich würde mit dem Studiengang in seiner Stadt genauso wenig glücklich werden wie mit dem in Bremen, weil alles was zählt, ist ja, dass wir beide uns haben. Er begreift nicht, dass wir uns auch noch haben, wenn ich in Bremen wohne.
Kurzer Hand hat er außerdem den Entschluss gefasst, wieder zu seinen Eltern zu ziehen.
Ich gebe ja genauso liebgewonnene Gewohnheiten auf, aber ich tus, weil es richtig ist bzw. weil ich es für richtig halte. Wir haben grade wirklich ein großes Problem, muss ich sagen. Als er mich nach Hause gefahren hat, wollte er nicht fahren, schmerzlich blickte er mich an und fing dann wieder an zu heulen als er im Auto saß.
Ich weiß echt nicht, was ich machen soll, ich bin total ausgebrannt, fühle mich wie die Mutter eines 2-jährigen Kindes.