Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen und haben beim Lesen festgestellt, dass ich als Mann vielleicht gerade hier bessere Anregungen bekommen kann, als anderswo.
Vor vier Wochen ist für mich eine Welt zusammengebrochen, als meine Frau mir mitteilte, dass sie mich verlassen wird. Mit allem habe ich gerechnet, nur damit nicht. Noch immer bin ich fassungslos und sehe auf die Trümmer all dessen, was für mich mein Leben bedeutet hat. Ich liebe meine Frau noch immer und weiß mir keinen Rat, was ich noch tun kann.
Hier ist meine Geschichte:
Meine Frau habe ich vor über 15 Jahren flüchtig kennen gelernt. Wir sind uns am Rande einer Wochenendtagung begegnet und sie war mir gleich sympathisch. Sie hatte gerade ihre erste Ehe hinter sich. Leider gelang es mir nicht, einen weiteren Kontakt zu ihr herzustellen.
Einige Jahre später ist sie mir wieder auf ähnliche Weise begegnet, diesmal in Begleitung ihrer etwa drei Jahre alten Tochter. Ich war enttäuscht, und außer einem kurzen Gespräch habe ich keinen weitere Verbindung zu ihr gehalten. Im Herbst 2004 bekam ich eine kurze e-mail von ihr, in der sie mich nach etwas fragte. Bald entwickelte sich ein reger e-mail-Verkehr und eines Tages fragte sie mich, ob ich sie in die Oper begleiten wolle. Wir verlebten einen wunderschönen Abend, in dessen Verlauf ich erfuhr, dass sie sich von ihrem zweiten Mann trennen werde. An diesen Abend habe ich mich in meine Frau verliebt. Das muß Schicksal sein, dass Du diese Chance in Deinem Leben noch einmal bekommst!, war mein Gedanke.
Meine Frau zog mit ihrer sieben Jahre alten Tochter zu ihren Eltern und wir führten ein gutes halbes Jahr eine wunderbare Wochenendbeziehung. Mal war ich bei ihr, das Wochenende darauf kamen Mutter und Tochter zu mir. Wir haben ihr Kind in unsere Unternehmungen einbezogen und ich habe mich auch auf ihren Wunsch sehr um ihre Tochter bemüht. Die Kleine nahm das gerne an und wir kamen sehr gut miteinander aus.
Nach einem halben Jahr entschlossen meine Frau und ich uns, dauerhaft zusammen leben zu wollen. Wir kauften gemeinsam ein Haus und zogen schließlich zusammen; mit ihrer Tochter selbstverständlich. Im Herbst 2006 haben wir geheiratet.
Ab dem Zeitpunkt des Zusammenziehens entstanden im Verhältnis zwischen ihrer Tochter und mir zuerst kleine Dissonanzen, die sich im Lauf der Jahre zu Problemen und ernsthaften Schwierigkeiten auswuchsen. Ich wurde von ihre Tochter zunehmend ignoriert, herablassend behandelt, gekränkt, umgarnt und ausgenutzt. Das letzte Jahr herrschte zwischen uns Dauerkrieg.
Parallel zu dieser Entwicklung nahmen auch die emotionalen Probleme zwischen meiner Frau und mir zu. Ich verlor mehr und mehr die Lust, mit meiner Frau zu schlafen, habe mich immer öfter verweigert. Meine Frau ist ein Mensch, der auf erfüllte Sexualität großen Wert legt, mir kam die Lust mehr und mehr abhanden obwohl ich es vor unserem Zusammenziehen wirklich genossen habe! Immer öfter konfrontierte sie mich mit dem Vorwurf: Du bist doch mein Mann, Du mußt doch mit mir schlafen wollen! Oder: Wenn Du nicht mehr mit mir schlafen willst, dann liebst Du mich nicht mehr! Ich wurde unsicher.
Schließlich nahmen wir gemeinsam professionelle Hilfe in Anspruch. Das Muster war immer das gleiche: es wurde ein Rollenkonflikt festgestellt. Das Kind war nicht Kind, sondern verharrte in der Rolle des Ersatzpartners, die noch aus der vorhergehenden Trennung vom Kindsvater herrührte. Das schuf die Probleme. Meine Frau blockte ab. Das konnte nicht sein. Der Grund für unsere Probleme war ich und niemand anderes. Wenn Du mich liebst, willst Du auch mit mir schlafen. Ich wurde zum Urologen geschleppt, ließ meinen Hormonspiegel untersuchen usw., aber: alles o.k.
In drei Therapieversuchen sind wir über dieses Stadium nicht hinausgekommen. In den Augen meiner Frau hatten die Therapeuten Unrecht oder taugten nichts. Bis zum Schluß hatte ich Selbstzweifel, habe zwar intellektuell einigermaßen verstanden, was die Therapieansätze meinten, habe aber keinen emotionalen Zugang zu dem Problem gefunden, geschweige denn eine Lösung nicht zuletzt, weil mich meine Frau mit ihrer beharrlich anderen Sichtweise immer unsicher machte, ob es nicht vielleicht doch etwas anderes sein könnte.
Den vorläufigen Höhepunkt bildete ein wieder einmal niederschmetterndes Erlebnis mit ihrer Tochter vor ziemlich genau einem Jahr. Nach einem sehr positiven Erlebnis mit ihrer heute 15 Jahre alten Tochter folgte die große Enttäuschung auf dem Fuß und ich war am Ende. Ich fragte meine Frau, ob es nicht besser wäre, wenn ich zumindest vorübergehend auszöge, um dem Kind aus dem Wege zu gehen auch um unser Verhältnis wieder zu verbessern. Nach einer langen Diskussion haben wir uns gesagt: Nein, wir stehen das gemeinsam durch.
Doch es wurde nicht besser im Gegenteil. Zu allem Überfluß bekam ich im Herbst letzten Jahres auch noch große, existenzbedrohende berufliche Probleme, die sich bis heute hinziehen.
Das alles war zuviel für mich. Ich begann die Probleme nur noch vor mir herzuschieben, war rat- und tatlos geworden. Einen neuerlichen Therapieansatz, den meine Frau noch im Februar dieses Jahres machte, lehnte ich ab. Ich habe ihr gesagt, dass es doch Ansätze gäbe, die wir endlich einmal umsetzen müssten (allerdings fehlte mir inzwischen die Kraft, hier etwas von mir aus zu tun).
Es begann die Zeit der Mißverständnisse, wohl auch die des Nein, das habe ich nicht gesagt bzw. ich habe doch gesagt, dass erinnerst Du Dich nicht mehr?
Noch im Mai war meine Frau mit ihrer Tochter bei einer Kinderpsychiaterin. An einer dieser Sitzungen habe auch ich teilgenommen. Ein dramatisches Bild steht heute noch vor meinen Augen: eine hilflose Mutter, ein heulendes Kind und eine Psychiaterin, die dringend einen Familientherapeuten empfahl. Sonst endet das alles in einer großen Katastrophe! (Nebenbei: ich fragte die Ärztin, ob sie verstehen könne, dass es unter diesen Umständen körperlich mit meiner Frau nicht mehr liefe. Selbstverständlich, war ihre glasklare Aussage von meiner Frau nicht zur Kenntnis genommen).
Was folgte, war unser letzter Urlaub. Zweieinhalb Wochen zwar ohne Kind, aber ich völlig kraftlos, auch ohne Mut noch einmal die Initiative zu ergreifen. Instinktiv habe ich gespürt, dass meine Frau etwas von mir erwartet, habe die Kraft dazu aber nicht mehr aufgebracht. Außerdem gesellte sich jetzt auch die Angst dazu: Angst, es nicht richtig zu machen und zu versagen.
Vier Wochen später teilte mir meine Frau im Auto mit, dass sie mich verlassen wird. Ich wundere mich heute noch, dass ich in dem Moment nicht die Kontrolle über das Fahrzeug verloren habe und gegen den nächsten Baum geknallt bin. Denn wenngleich ich im Rückblick die Zeichen auch deuten kann, gerechnet habe ich damals nicht damit. Es traf mich aus heiterem Himmel. Bei all meinen Problemen habe ich mich in der Beziehung zu meiner Frau am sichersten gefühlt und deshalb auch dort am längsten geschoben. Und dann galt für mich immer noch das Versprechen aus dem letzten Jahr: wir stehen das gemeinsam durch!
Am nächsten Morgen habe ich meiner Frau etwas sehr schlimmes gesagt: sie solle bitte ihre Tochter aus dem Haus schaffen, ich wolle den Menschen nicht mehr sehen, der meine Ehe ruiniert hat. Ich weiß, dass dies ein Fehler war. Für mich war es in diesem Moment jedoch ein Akt der inneren Befreiung. Mit einem Mal sah ich klar vor Augen, dass ich mich in den vergangenen drei Jahren emotional mehr an ihrer Tochter abgearbeitet, mich mehr mit ihr beschäftigt hatte, als mit meiner Frau. Ich habe anschließend versucht, dies zu erklären in einer so aufgeladenen Situation nicht einfach.
Doch damit nicht genug. Das kommende Wochenende mußte ich erfahren, dass nicht nur die Trennung von mir bevor steht, sondern mein Nachfolger bereits da ist. Das gab mir den Rest. Ich verließ das gemeinsame Haus und wohne seit dem bei meiner Schwester.
Vorletztes Wochenende sind meine Frau und ihre Tochter in ein neues Haus gezogen, das ER kurzfristig gekauft hat. Zum Durchatmen: zwischen Trennungsmitteilung und Umzug zum Neuen lagen knapp drei Wochen! Ich habe meine Frau gefragt, wie lange das zwischen den beiden schon geht. Sie hat mir versichert, dass es sich erst kurz vorher entschieden habe. Und so wie ich meine Frau kenne, kann ich ihr das sogar einigermaßen glauben auch wenn mich mancher dafür auslachen wird.
Und nun sitze ich hier und kann immer noch nicht begreifen, was geschehen ist. Ich habe meine Frau um ein Gespräch gebeten: warum hast Du mir vorher nichts gesagt? Ich hab doch öfter was gesagt! Aber doch nicht so, Du kannst doch nicht einfach über mein Leben bestimmen, ohne mit mir vorher zu reden, denn es ist doch auch MEIN Leben! Schweigen.
Ich habe sie auch gefragt: Glaubst Du, dass ein Mensch, der Dich nicht liebt, all das so lange ertragen hätte? Ohne ganz viel Liebe geht das nicht. Wieder Schweigen.
Und ich habe auch gefragt: Glaubst Du, dass mit dem Neuen auch nur ein Problem gelöst ist? Wenn nicht, suche ich mir in drei Jahren eben den nächsten. Ich kann nicht anders!
Zum Abschied nimmt mich meine Frau in den Arm und hält mich fest wie lange nicht mehr, gibt mir einen zärtlichen Kuß, dass mir die Tränen kommen.
Viele Menschen werden mich nicht verstehen: ich liebe meine Frau nach wie vor. Trotz allem! Wir haben so viel gemeinsam: die Liebe zur klassischen Musik, Tennis, Bergsteigen, Skitouren, wunderschöne Urlaube. Und dass es zwischen uns auch eine Liebe gibt, zeigen die ersten, wunderbaren Jahre. Auch im Alltag waren wir bis zum Schluss ein tolles Team, haben nie ernsthaft gestritten.
Es mag verrückt klingen: aber ich kann die emotionale Not meiner Frau nachvollziehen, aus der heraus sie gehandelt hat. Und deshalb könnte ich ihr die Flucht zu dem anderen Mann auch verzeihen. Aber warum dieses mit aller Macht eine Unumkehrbarkeit schaffen, warum sich sofort in die nächste Abhängigkeit begeben? Das raubt ihr und mir jegliche Möglichkeit, etwas aufzuarbeiten und zu lernen. Und es verbaut auch jeden Weg zurück.
Ihrem Neuen habe ich eine e-mail geschrieben, habe ihm dargelegt, dass ich die Trennung nicht gewollt habe und warum das letzte Jahr aus meiner Sicht so schwierig war. Er sollte wissen, dass es nicht nur die Sichtweise meiner Frau gibt. Und ich habe ihm auch gesagt, dass ich um meine Frau kämpfen werde. Seine Antwort war klassisch: als ich von euren Problemen erfahren habe, war mir klar, dass ich mehr für deine Frau empfinde. Inzwischen führen wir eine innige Liebesbeziehung. Ich solle mir doch eine Frau suchen, die zu mir passt.
Meine Vernunft sagt mir, dass unsere Ehe wohl nicht mehr zu retten ist. Dann ist da aber diese Umarmung und die Aussage meiner Frau, ihr ginge es gut und es täte ihr Leid, dass es mir dabei so schlecht ginge.
Ich habe immer noch diesen kleinen, letzten Hoffnungsschimmer, der mich fragen lässt: habe ich wirklich schon alles getan? Habe ich wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, alles versucht?
Vielleicht weiß hier jemand Rat