Fünf Jahre lang habe ich ein mehr oder weniger glückliches Singelleben geführt. In dieser Zeit habe ich gelernt wie ich mich wiederfinde und bin zu einer Frau gereift die ich nie gewesen wäre, wenn sich mein Ex nie von mir getrennt hätte. Meine Beziehung war zu Ende und ich hatte 5 Jahre in denen ich mir die Zeit genommen habe mir über Dinge klar zu werden die ich tue damit es mir gut geht. Mit Erfolg. Ich war wieder bereit in eine Beziehung zu gehen. Zu Anfang des Jahres meldete ich mich, dass erste mal in meinem Leben, auf einer Singelbörse an. War nie mein Ding gewesen aber was soll’s. Die ersten Männer die mich anschrieben waren nur nette Gespräche aber nichts was mein Interesse geweckt hat. In der 3. Woche schrieb mich mein jetziger Freund an.
10 Monate sind wir jetzt zusammen und in 2 Monaten zieht er bei mir ein. Warum so schnell? Ich war mir einfach sicher. Es klappte bei uns gut warum also warten. Wie sind sehr unterschiedliche Typen. Er macht viel Sport ich kaum. Er ernährt sich von Tofu und Co, ich esse da schon mal mit. Gesunde Ernährung ist uns beiden wichtig. Mittlerweile werden mir allerdings seine Art wie er ist und seine Kommentare etwas zu viel. Ich schalte da schon auf Durchzug wenn ich merke, er hat mal wieder etwas an mir zu nörgeln. Dann kommen so Andeutungen wie, was ich denn jetzt mal von meinen Sachen aussortieren möchte, damit er auch etwas Platz in der Wohnung hat beim Einzug. Oder wenn ich ein Paar Schuhe schon längere Zeit nicht getragen habe, ob ich die dann nicht mal zur Caritas bringen möchte. Dann fängt er ständig an hinter mir herzuräumen. Stelle ich etwas offen in den Kühlschrank, dann wird es von ihm rausgeholt und er macht eine Folie drüber. Für meine Aussagen die ich tätige hätte er gerne eine Begründung, ansonsten würde er es nicht verstehen. Ein einfaches „nein“ ist zu wenig.
Das negative an meinen 5 Jahren Singeldasein war, dass ich mich zu tief in mich hineinverkrochen habe. Das merke ich erst jetzt mit ihm. Mir fällt es schwer, wenn er mir Dinge vorschlägt die ich vielleicht doch mal machen könnte z.B. Sport, einfach zu akzeptieren. Stattdessen gehe ich beinahe in die Luft und würde ihn am liebsten anfauchen, dass er mir nicht ständig sagen braucht was ich tun könnte. Weiterhin bin ich auch ein sehr eifersüchtiger Typ. Das war ich schon immer. Ich weiß z.B dass er noch Kontakt zu seiner Ex hat. Er begründet es damit, dass solange er noch die Etw. mit ihr hat, er den Kontakt freundschaftlich aufrechterhalten will solange die Wohnung noch nicht verkauft ist. Sie wohnt im übrigen mit ihrem neuen Freund in der Wohnung und mein Freund ist damals aus der Whg ausgezogen, obwohl es seine ist. Sie war auch diejenige, die die Beziehung beendet hat.
Der Kontakt nervt mich allerdings ungemein. Ich bin ehrlich, ich habe sein Handy durchforstet. Mir war schon klar, dass die beiden sich schreiben und was ich so gelesen habe, war okay für mich. Was mich stört ist, dass beide so förmlich schreiben. Es fängt immer mit „Lieber XXX an, und hört auf mit der Grussformel „Liebste Grüße“ Sorry aber wer schreibt denn so? Vorallem wenn man 10 Jahr zusammen war! Und so geht das in jeder SMS bei den beiden. Sie treffen sich auch weiterhin im Sportstudio aber trainieren nicht zusammen. Wahrscheinlich ein weiterer Grund für mich zur Eifersucht, da ich ja so ne Sportskanone bin, was nicht heißen soll, dass ich ein Sportmuffel bin. Sie tauschen die Post aus, die mein Freund teils immer noch an die Adresse erhält und jedesmal schreibt sie, wie sehr sie sich freut von ihm zu hören.
Ok, und was ist mein eigentliches Problem? Ich weiß nicht ob ich meinen Freund liebe. In letzter Zeit weine ich mehr als ich lache. Meine Depressionen sind dann meine besten Freunde und ja, ich bin schon in einer Therapie, also alles ok.
Ich fühle mich von ihm nicht verstanden. Er kann absolut nichts nachvollziehen von dem, was ich sage. Ich habe nicht das Gefühl, dass er mich auffangen kann. Wenn ich sage, dass ich Kinder möchte, dann sagt er, er will auch Kinder. Wenn ich sage, dass ich keine Kinder möchte, dann möchte er auch keine Kinder. Aber ein Mann sollte doch wissen, ob er Kinder haben möchte, oder nicht? Ich weiß mittlerweile nicht mehr ob wir überhaupt zusammen passen. Ich weiß noch nicht einmal, woran ich das ausmachen kann.
Die Negativliste überragt bei weitem, die Positivseite bleibt leer. Mir fällt nichts ein. Wir haben durchaus eine schöne Zeit miteinander, aber kaum sehe ich ihn ein paar Tage nicht, dann habe ich das Gefühl, dass ich wieder so sein kann wie ich bin und genieße mein Singeldasein in vollen Zügen. Wenn er sich dann meldet, dann weiss ich noch nicht mal über was ich mit ihm reden soll. Ich bin dann weit weg und höre kaum zu, weil mich sein Gerede nicht interessiert. Ich brauche dann erst wieder 2-3 Tage mit ihm zusammen, damit ich mich wieder an ihn gewöhnen kann. Manchmal habe ich den Gedanken, dass ich einfach mit ihm zusammen bin, weil ich Angst habe, keinen mehr abzubekommen. Ich weiss, dass ist Blödsinn. Aber mit 39 ist allein der Kinderwusch schon kritisch. Ich fühle mich teils gefangen und komm nicht raus. Mit ihm darüber reden kann ich nicht mir fehlt die Portion Neutralität. Ich hab mich dann nicht unter Kontrolle und gehe dann weg. Ich möchte dem ganzen noch eine Chance geben in der Hoffnung, dass ich etwas entspannter werde und mir das Zusammenleben mit ihm Freunde bereitet, aber jetzt bin ich noch weit entfernt davon. All das, was ich mir in den 5 Jahren aufgebaut habe, mein Selbstvertrauen, meine Freunde am Leben alles auf das, worauf ich so stolz war, ist auf einmal weg. Vielleicht hat jemand von Euch so etwas ähnliches erlebt? Momentan habe ich das Gefühl ich gehe ein.