Liebe GoFemenin Leserinnen
Ich bin mir selbst nicht sicher, wie ich meine Beziehung weiter leben soll.
--> Zuerst mal meine Ansicht zu Untreue. Ich selbst würde niemals meinem Partner verzeihen, der mir untreu ist. Ausser ich weiss, ich bin mitverantwortlich oder es ist ein Krankheitsbild (Sexsucht) oder beides.
Ich selbst bin nicht Sexsüchtig oder so was. Es liegt mehr in meiner Vergangenheit (sexuellen Missbrauch zwischen 5 und 9). Zu meinem eigenen Schutz habe ich in der Pubertät gewisse Muster entwickelt, die mir Schutz bot -anderen Leid brachte.
Nun zur aktuellen Situation. Ich bin seit 15 Jahren mit meinem Mann zusammen (in den letzten zwei Jahren mit mehreren Unterbrüchen). Natürlich war ich zu Beginn der Beziehung die Gleiche wie davor. Als allererstes betrog ich ihn. Ich wurde jedoch im 3 Monat schwanger. Als ich davon erfuhr und mittlerweile meinen Partner kennen gelernt hatte, wurde und wollte ich jemand anderes werden. Mein Man liebte mich, obwohl er zutiefst verletzt war. Ich versprach vollkommene Treue.
Nach 5 Jahren betrog ich ihn zum ersten Mal wieder. Was war geschehen? Ich war damals ein wildes kleines Tier. Hatte keine Ahnung von persönlicher Entwicklung, Differenzierungen zwischen den Emotionen oder überhaupt irgendwas. Auf meiner Oberfläche hatte ich gute Ansätze, in meinem tiefsten war und bin ich ein guter Mensch. Aber dazwischen brodelte es vor Wut, Angst, Sehnsucht. Ich hatte meiner selbst keine Ahnung. Ich versuchte mit allen Mitteln meinem Mann gerecht zu werden. Er war ehrlich, treu, anständig bis zum letzten Gedanken. Jedoch auch total überfordert und naiv. Und wenn ich das Recht habe seine Schwächen aufzuzählen, so konnte er keine Fehler oder Schwächen angehen oder zugeben. Heute gibt er sie zwar niemals zu, aber im nachhinein bemüht er sich doch gezielt um Veränderung.
Ich betrog ihn in den ersten zwei Monate aus purer Gewohnheit. Nach fünf Jahren war es vollkommen anders. Ich möchte mit meiner Erklärung nicht mich von der Verantwortung nehmen, aber ich möchte nicht als Schlampe oder ... da stehen!
Ich war in den 5 Jahren nicht fähig gewesen Vertrauen wieder aufzubauen. Einerseits, weil ich mich so schuldig fühlte, andererseits, weil ich den zweiten Betrug innerhalb der ersten zwei Monate verschwieg. All das führte dazu, dass mich mein Partner ständig abwies. Ich fühlte mich so ungeliebt... Nach 5 Jahren, an einem speziellen Anlass (ich begegnete die Familie in der der Missbrauch statt gefunden hatte wieder), wahr ich alleine und traf mich mit Gleichgesinnten. Als ich von einem Mann Zuwendung erhielt, saugte ich es wie Luft ein. Seit Jahren hatte ich mich nicht mehr geliebt "gefühlt".
Danach blieb ich per eMail im Kontakt mit dieser Affäre. Ich genoss die Zuwendung. Ich selbst suchte zwar den Kontakt nicht, aber wenn er sich meldete genoss ich es. Fünf Jahre später gab es wieder eine Vereinigung Gleichgesinnter. Ich fühlte mich schäbig. Denn ich wusste, meine Affäre würde mehr wollen. Ich jedoch nicht. Kann jemand verstehen, dass man sich gezwungen fühlt mehr zu geben, weil man genommen hat? Als ich dann meine Affäre sah, wich ich ihm so gut ich konnte aus. Auch, weil ich sah, dass er nur Sex wollte. Ich wollte dies gar nicht. Beim letzten Mal war es auch nicht das, was ich an sich gesucht hatte! Es gab kein Sex. Ich war froh. Ich konnte jedoch nicht die "Affäre" beenden. Es gab immer wieder eMails.
Was geschah in meiner Beziehung? Der Hammer der Untreue lies mir keine Möglichkeit auf gleicher Augenhöhe mit meinem Partner zu diskutieren. Ich war ihm vollkommen ausgeliefert. Es war stets egal, was ich im Alltag oder in der Beziehung ansprach, ich hatte kein Recht dazu. Ich möchte nicht sagen, dass mein Mann ein Tyrann war, sondern, dass er unbewusst mich mit meinen Fehlern als Schutzschild nahm um nichts an sich reflektieren zu müssen. Wenn es aber doch dazu kam, dann lieht er sehr darunter.
Nach 12 Jahren rebellierte ich auf stupide weise. Ich fing in den Ausgang zu gehen. Zu flirten. Hatte aber keine Absicht oder den Wunsch nach mehr. Trotz Alkohol. Mein Verhalten war nicht immer respektvoll meinem Mann gegenüber, aber ich hatte niemals die Absicht ihn zu betrügen. Egal wieviel ich flirtete. Ende 2009 hatten wir uns schon so sehr auseinander gelebt, dass ich die Liebe die ich zu ihm empfand nur noch loswerden wollte. Zu dieser Zeit hat ein anderer Mann mich aufgefangen. Ich fühlte mich begehrt und respektiert.
Zu dieser Zeit war ich wirklich nicht fair. Ein Arsch! War ich wieder wie früher? Ja, ich denke schon. Es ging mir aber nicht nur darum mich zu schützen, ich konnte meinen Mann einfach nicht loslassen. Ich reagierte auf jeden Hauch von ihm mit Hoffnung. Ich war ein Monat mit beiden Männer verstrickt und mein Mann fiel in ein tiefes Loch. Ich war danach mit keinen von beiden zusammen. Danach waren wir ca. 1 Jahr getrennt.
Heute sind wir wieder zusammen. Endlich auch in einer Paartherapie. Ich selbst bin für mich in einer Therapie. Ich habe gelernt besser zu differenzieren, meine Emotionen unter Kontrolle zu haben. Ich habe gelernt, dass vieles nicht einfach seine Schuld ist. Sondern das vieles mit meiner Vergangenheit zu tun hat. Mit meinen Ängsten und dem Versuch mich selbst zu schützen.
Ich nehme Verantwortung für mein ganzes Verhalten. Jedoch akzeptiere ich nicht, dass ich prinzipiell als ... als die Brut des Bösen hingestellt werde.
Denn so eine Frau würde ich verlassen. Ich habe ihm so weh getan, wie es jedes ... auch tut, aber ich tat es nicht aus Gleichgültigkeit. Warum beharre ich auf diesen Unterschied? Obwohl ich die gleiche Verantwortung zu tragen habe?
Ich weiss, dass ich ihn nicht betrogen habe, weil ich rumficken wollte!!! Es war nicht der Nervenkitzel oder einfach nur Geilheit!!! Ich war immer dankbar, wenn mich jemand geliebt fühlen lies... Es ist mir heute schlussendlich klar, dass es falsch war, dass ich DAS nur durch Sex empfinden konnte.
--> Viele sagen meinem Mann, dass er ein Idiot ist, dass er noch mit mir ist. Nachdem ich ihn 4 Mal betrogen habe ist das nachvollziehbar. Er hingegen meint, dass ich eben krank sei. Also verstehe er es, aber erwartet, dass ich jetzt endlich alles in der Therapie aufarbeite. Ich bin nicht krank, jedoch arbeite ich es wirklich endlich (weil ich endlich an alles nötig herankomme) in einer Therapie auf. Die wichtigsten Grundsteine sind positiv gelegt.
Gleichzeitig aber bin ich ein ...
Ich kann und will Verantwortung übernehmen, aber es ist unmöglich, dass er seine Wut los wird, wenn er mich einerseits nur versteht, wenn ich 100% krank bin. Andererseits bin ich dann doch einfach nur ein ... Er kann mein Handeln nicht nachvollziehen. Muss er ja auch nicht. Aber wie kann er das Vergangene verarbeiten? Wie kann ich ihm helfen?
Wir lieben uns. Wir haben Gemeinsamkeiten und schätzen uns sehr. Nur kann er sich nur noch auf alles schlechte von mir fokussieren. Immer wenn ich in diesem Punkt nicht einfach so antworte wie er will, rastet er aus. Ich werde ihn aber nicht nur des Friedens zuliebe anlügen!