...ich bin hier falsch.
Ich habe mir mal ein paar andere Diskussionen unter diesem Thema angesehen. Mehr als ein Kopfschütteln fällt mir zu den meisten Kommentaren zu den einzelnen Geschichten auch nicht ein.
Was ist denn los? Und vor allem: Wo fange ich an? Hmmm...
Ich denke, der Mensch ist nicht zur Monogamie geboren (huuuh, provokant). So wie die meisten Tiere auch nicht, und viel mehr sind wir nicht. In uns stecken noch sehr viele Mechanismen, die aus einer Zeit stammen, in der es um das Überleben der eigenen Art und nicht um die billigsten Schuhe oder die schicksten Handys ging. So viele automatische Vorgänge sind gespeichert, die wir weder steuern, merken oder irgendwie beeinflussen können (hierauf will ich nicht näher eingehen, es gibt unzählige Bestätigungen für Verhalten, dass definitiv noch aus grauer Vorzeit stammt). Klar, wir haben all diese Tankstellen, Fahrstühle und kuscheligen Federbetten, aber sind wir nicht einfach nur Tiere, die nur gelernt haben (fatalerweise, wie ich persönlich dazu sagen muss) etwas mehr zu denken und sich die Umwelt so zu gestalten, wie es uns passt?
Vielleicht können wir uns soweit schon einmal einigen. Wer jetzt denkt: So ein Quatsch. Der ist entweder a) Katholik oder hält b) die Menschheit für etwas gaaaanz besonderes und braucht ergo nicht weiterzulesen.
Vor diesem Hintergrund betrachten wir einmal den Sex. Und zwar vorerst nur diesen. Um was geht es beim Sex bei bspw. Hunden? Um die Fortpflanzung. Und bei Giraffen? Oh, Überraschung: auch um Fortpflanzung. Bilden wir uns nicht zuviel ein, dass es gerade beim Menschen beim Sex ausschließlich Liebe und ganz große Gefühle geht? Machen wir uns nicht selbst etwas vor und nehmen uns zu wichtig?
Und worum geht es bei festen Partnerschaften? Gaaaanz nüchtern betrachtet (und das gefällt mir persönlich auch nicht so besonders), geht es beim Menschen vor allem darum, dass die Frau und die Kinder versorgt sind und der Mann sich sicher sein kann, dass es seine Kinder sind, denen er jeden Tag ein Überraschungsei mitbringt und keine fremden (Ahaha, gemerkt? "Überraschungsei" ...schmunzel). Das sind eiskalt die Vorteile einer Ehe. Zugegeben, nicht besonders romantische, aber aus diesen Gründen wurde die Ehe erfunden. Jetzt könnte man natürlich auf die Idee kommen, und die Ehe als überholt titulieren (Buuuh!). Denn: Frauen sind mittlerweile emanzipiert genug, um sich selbst zu versorgen und Vaterschaftstests gibt es auch. Wozu also diesen Vertrag eingehen? Richtig! Der aufmerksame Leser weiß, worauf ich hinaus will: Liebe. Elefanten, Tapire, Weberknechte, Quastenflosser...kein Tier kennt Liebe (ausgenommen mal im höchsten Fall die Mutterliebe), nur wir. Komisch, oder nicht? Und hier eröffnet sich mein Dilemma: Wie kann ich an all das obrige glauben (Natur steht über allem) und dabei auch die Liebe mit einbeziehen. Lösung: Es gibt keine. Ich habe jedenfalls noch keine gefunden und mache mir auch keine Kopf darum. Meine aktuelle Beschwichtigung: Keine Ahnung, woher die Liebe kommt und welchen biologischen Zweck sie erfüllt, sie ist unbestreitbar da. Punkt.
Worauf wollte ich eigentlich hinaus?...
Ahja, weiter im Text. Kann man das eine (das unbetreitbar natürliche) und die Liebe verbinden? Klar geht das. Es gibt viele Ehen, die nahezu ewig halten. Das Vertrauen ist da und es ist unbestreitbar schöner als mit weniger bekannten Menschen. Kann man es aber auch trennen? Ich denke schon. Wenn wir schon so eingeschränkt sind (und wer kann schon behaupten, seinem Instinkt und natürlichen Bedürfnissen zu folgen) dann sollte man das doch zumindest dort versuchen, wo es möglich ist. Und wenn es der natürliche Trieb der Fortpflanzung ist? Das Bedürfnis sich mit anderen Menschen zu paaren? Warum nicht. Natürlich auch hier wieder blabla: "Die Gesellschaft meint blupp piep".
Es ist für die allermeisten Menschen nicht schön, betrogen zu werden. Das kann ich auch nachvollziehen. Aber mal ganz nüchtern betrachtet: Was ist denn schon passiert, vorausgesetzt man sieht es so wie ich oben beschrieben habe? Der Partner fand einen anderen Menschen anziehend und hatte Sex (nur Sex, ohne irgendwelche Liebesbezeugungen). Wo genau fühle ich mich denn dann verletzt? Meine Gefühle? Nein, mein Stolz und mein Ego sind angekratzt. Und ist das nicht das Fatale? Ist es nicht egoistisch von mir, nicht nur ein Recht auf die Gefühle, sondern auch auf das ganze Wesen meines Partners zu beanspruchen?
Seht das doch einmal so: Was ist schöner: Man bekommt ein ernsthaftes "Ich liebe Dich" oder ein anzügliches Kompliment? Natürlich das Liebesgeständnis. Die Seele und der Geist machen einen Menschen aus, nicht der Körper. Wir können häßliche Menschen lieben, oder Menschen deren Nase zu groß ist, aber wir können niemals Menschen allein deshalb gern haben, weil sie besonders schöne Füße haben. Gefühle wie Hass, Liebe und alles was dazwischen ist, unterscheidet uns von den Gorillas. Unser Körper mag immernoch reflexartig auf Situationen reagieren aber unser Geist, unsere Gedanken und unsere Gefühle sind davon unabhängig. Warum nicht einfach trennen? Das menschliche vom tierischen? Die Gefühle und den Verstand von den Instinkten? Die Liebe von den Urtrieben?
So, das war es. Glaubt mir, ich könnte ewig so weiterschreiben. Im übrigen (vielleicht zum besseren Verständnis) bin ich grundsätzlich gegen alles was die Gesellschaft vorschreibt was gut, böse, richtig oder falsch ist, und was sich nicht mit dem einzelnen vereinbaren läßt. Ich denke wir sollten ehrlicher zu uns selbst sein. Ehrlicher mit unseren Gefühlen und Gedanken. Uns nicht von einem Bild, welches andere (oder manchmal auch wir selbst) haben, davon abschrecken lassen, dass zu denken, sagen und zu tun, was wirklich unserer Persönlichkeit entspricht. Keine Selbsttäuschung und kein Selbstbetrug.
Vielleicht habe ich ein klein wenig zu weit ausgeholt, aber egal... Und vermutlich versuche ich in 10 min. nochmal was an dem Text zu ergänzen, obwohl ich ihn 3 Mal durchgelesen habe. Ich bitte um Nachsicht, falls das passieren sollte.