Hat hier jemand einen guten Rat für mich?
Ich bin Ende dreißig, seit einiger Zeit wieder Single (war mit meinem Single-Dasein auch recht glücklich). ER ist 20 Jahre älter als ich, wir kennen uns seit 15 Jahren, und hinzu kommt: Er ist der Arzt, zu dem meine Familie ein echtes Vertrauensverhältnis hatte bzw. immer noch hat.
Bis auf die Tatsache, dass meine Angehörigen mittlerweile verstorben sind... Ich habe mich in den letzten fünf Jahren um meinen Vater gekümmert und hatte auch deswegen sehr viel mit unserem Arzt zu tun. Und in dieser Zeit hat sich das Vertrauen zueinander sehr gefestigt und unser Umgang war von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.
Die Gespräche, die wir hatten und auch jetzt noch führen, waren auch von seiner Seite her sehr privat geprägt. Ich weiß sehr viel über ihn, über seine Familie, seine Freizeitgestaltung usw. usw. Auch vertraut er mir Dinge an, die man nicht jedem erzählt. Wir sind übrigens per Sie.
Ich hatte ihn immer schon als Menschen (und nicht nur den guten Arzt, der er ja zweifellos auch ist) sehr gern. Er ist überhaupt sehr angesehen und beliebt, man bezeichnet ihn als "gut drauf" und wenn man erst einmal erfährt, wie alt er ist, fällt man (durch die Bank) aus allen Wolken.
Nun aber - seit die Trauer um meinen Vater ein nun endlich erträglicheres Maß angenommen hat - kommt plötzlich so viel mehr dazu. Wichtig war er mir immer schon, aber mittlerweile liebe ich ihn.
Sein Verhalten mir gegenüber ist zweifellos als "lieb" zu bezeichnen:
Er sorgt sich um mich,
strahlt übers ganze Gesicht, wenn wir uns sehen,
läßt seine Gesprächspartner stehen, um mir entgegen zu laufen,
er scherzt nach Kräften und genießt es, mich zum lachen zu bringen,
schaut mir immer öfter und immer länger in die Augen,
er umarmte mich (ein einziges Mal), als es mir wirklich fürchterlich ging,
er zollt mir Bewunderung, macht mir Komplimente...
und er traute sich sogar, "zwecks Kaffee trinken" an meinen Arbeitsplatz.
Hinzu kommt, dass er ... nun ja... etwas "balzt", wenn ich da bin ;-) . Mit Wissen kann man mich beeindrucken und sobald wir zusammensitzen, gibt er auch zum besten, was er - an Außermedizinischem - noch so auf dem Kasten hat (und das ist eine Menge).
Süß finde ich auch, dass meine Urlaubsmitbringsel einen Ehrenplatz erhalten - für alle sichtbar - und er sich wirklich darüber zu freuen scheint. Besonders beeindruckt hat mich auch die Tatsache, dass er - sollte ich schwer erkranken und nicht ansprechbar sein - für mich alle Entscheidungen fällen wird. Darum bat ich ihn damals und das hat er mich auch sofort zugesagt. Man nennt das eine "Betreuungsverfügung". Auch reagiert er, wenn ich so nebenbei erzähle, dass ich solo bin.
Leider trägt er einen Ring am Finger und mich wundert auch, warum er seine Frau nie mit auch nur einem Wort erwähnt. Von der restlichen Familie (er hat erwachsene Kinder) erzählt er ja auch. Ich weiß nicht, ob er glücklich verheiratet, verwitwet oder sonst etwas ist. Auch machte er noch nie Anstalten, mir wirklich näher zu kommen (was ich - sollte er wirklich an mir interessiert sein - auch darauf zurückführe, dass er wegen dem Altersunterschied verunsichert sein könnte).
Ich kann mir sein liebes Verhalten mir gegenüber nicht erklären. Verhält sich so ein Mann, der evtl. väterliche Gefühle für eine jüngere Frau empfindet? Bin ich mit fast vierzig für so was nicht doch zu alt? Kann ich mich wirklich so täuschen was sein liebes Verhalten mir gegenüber angeht? Ich weiß im übrigen, dass er mit anderen Leuten NICHT so umgeht, als nicht generell so drauf ist.
Mein Problem ist, dass ich ihn auf keinen Fall verlieren möchte. Ich kann ihm wirklich alles anvertrauen und allein der Gedanke, er würde nach einer von mir abgegebenen Liebeserklärung Vorbehalte gegen mich hegen und unser Verhältnis würde sich deswegen verschlechtern, jagt mir Angstschweiß auf die Stirn. Ein Problem habe ich auch mit der Tatsache, dass viele Ärzte sowieso von der Frauenwelt angeschwärmt werden. Ob er mir glaubt, dass ich ihn um SEINETwillen liebe?
Ich bin mittlerweile da, wo ich ganz vorsichtig vorgehen möchte.
- natürlich herauskriegen, ob da noch eine Ehefrau ist. Wenn es eine gibt, muss ich ihn mir aus dem Kopf schlagen.
- ihm klar machen, dass ich ihn als Menschen sehr gerne habe (und es mir lieber wäre, wenn er Klempner wäre).
- laaaangsam vorgehen (kommt mir bitte nicht damit, mich vor seinem Wohnhaus aufzubauen, oder eine mögliche Ehefrau mit anonymen Telefonaten "herauszufinden". Ich möchte es "ganz sauber" herausfinden.
Ich glaube, mir bleibt nur das reden, reden und reden. Vorsichtiges Herantasten, was da auf seiner Seite so ist. Ich habe ihm nie gezeigt, was ich für ihn fühle (habe ihn nie "angemacht", deshalb weiß er von meinem Herzweh nichts). In den letzten Tagen reift in mir der Gedanke, ich könnte ihn mal für einen Kaffee zu mir nach Hause einladen. Eingefädelt ist diese Aktion schon, ich warte nur auf eine entsprechende Reaktion um dann zu sagen "Sie geben mir wahrscheinlich einen Korb, wenn ich Sie frage, ob Sie mich mal kurz zu Hause besuchen...?" Wenn er nein sagt, sollte die Sache klar sein, Wenn er wirklich vorbeikommt, könnte man vielleicht mal ohne Zeitdruck etwas freier reden.
Es ist so schwer... man kann so viel damit kaputt machen... und lieber verzichte ich auf die Liebe mit ihm, als dass ich das verliere, was ich jetzt an ihm habe.
Freue mich über ernst gemeintes Feedback.