Ich bin 21 Jahre alt und habe ein Problem, mit dem ich einfach nicht klarkomme. Letztes Jahr im August bin ich für sechs Monate ins Ausland um ein Auslandssemester zu machen. Die Wochen vor der Abreise habe ich natürlich zu hause verbracht. Ich wohne mit meiner Mutter in einem kleinen Dorf, mein Vater wohnt auch dort. Meine Eltern wohnen zwar seit einiger Zeit getrennt (was von mir aus ihre Beziehung gerettet hat), sind aber rechtlich immer noch verheiratet. Sie arbeiten jeden Tag im Betrieb meines Vaters zusammen, hatten also bis vor kurzem ein sehr freundschaftliches und freundliches Verhältnis zueinander (eben seit mein Vater ausgezogen ist). Also, meine Mutter war bis vor einem Jahr noch total in meinem Vater verliebt (sie behauptet es sei heute noch so) und kurz bevor ich ins Ausland ging merkte ich ein komisches Verhalten an ihr: sie schaltete ihr Handy immer aus wenn ich in der Wohnung war, ging Nachts "spazieren" weil sie anscheinend nicht schalfen konnte, etc. Ich naives Töchterchen, die ja glaubte, meine Mutter sei immer noch in meinen Vater verschossen (hat sie mir ja auch immer gesagt) habe nicht mal ansatzweise darüber nachgedacht, dass sie einen Partner haben könnte. Mit der Zeit wurde ich dann doch stutzig. Eines Abends sagte ich, ich würde zu meiner Oma fahren und dort übernachten. Tat ich natürlich nicht, sondern stellte mich mit dem Auto unter die Wohung. Und es ging ein junger Mann rein. Ich war geshockt. Ich sprach meine Mam darauf an, sie verneinte. Es fehlten nur noch zwei Tage und ich würde abreisen. Die Geschichte blieb "hängen", im Sinne, dass wir uns nicht aussprachen und sie mir versicherte da laufe nichts. Als ich dann also nach sechs Monaten zurückkam, erfuhr ich nach und nach wo meine Mutter gewesen war und mit wem. Ich war sprachlos. Ich konfrontierte sie damit, sie verneinte, schrie, hielt mir vor, es gehe um "ihr Privatleben". Nach einem schrecklichem Monat, gab sie es endlich zu. Er ist 32. Sie 48. Sie hat mich, wie ich später erfuhr, über ein Jahr lang angelogen.
Mein Vater wollte sich scheiden lassen, war enttäuscht und, von mir aus gesehen, etwas eifersüchtig.
Meine Mutter erklärte mir ihr ginge es mit ihrem Partner gut, wenn sie entscheiden müsste, würde sie, egal was, bei ihm sein wollen. Egal was, das wäre dann wohl auch ich.
Um zum Ende zu kommen: vor kurz einem Monat entdeckte ich, fast wieder auf die gleiche Weise (also über Mails, Photos, er sagte mir nichts), dass nun auch mein Vater eine neue Partner hat. Das sah ich auf den Photos, auf denen sie sich küssend am Strand einer wunderschönen Insel der Malediven liebten.
Ich mag erwachsen sein, mag mein eigenes Leben haben; was ich aber nicht verstehe, ist wie meine Eltern, mich, als ihre einzige Tochter, so anlügen konnten. Noch weniger verstehe ich es bei meinem Vater, der nicht mal 6 Monate zuvor gesehen hat, wie es mir mit der Geschichte meiner Mutter weh getan hat.
Eltern mögen auch nach ihrem eigenen Glück streben wollen, es noch mal probieren wollen...doch ich finde, dass man, wenn man Kinder zeugt denken muss, dass sich diese Kinder, egal was, tief im Inneren, einfach eine Familie wünschen. Und zwar ihre Familie, ohne neue Partner, ohne neue Geschwister, ohne neue Häuser.
Ich hatte es mir so gewünscht. Aber wie ich gesehen habe, ist das Glück der Eltern anscheinend wichtiger.
Ich habe im Internet gesurft um zum Thema eine hilfreiche Meinung zu finden, aber ich habe leider immer nur gelesen, dass Eltern auch Bedürfnisse haben. Wir Kinder leider auch, daran sollten unsere Eltern vielleicht manchmal denken.
Ich erwarte mir keinen Rat, wie ich die neuen Partner meiner Eltern kennenlernen soll. Ich würde Antworten wünschen, auf die vielen "Warum?", auf Geschichten anderer Kinder die nicht damit klarkommen. Weil ich fühle mich grad sehr alleine, mit dem nicht-klarkommen.
Was ich mir wünsche ist meine Chance, eine Familie aufzubauen gut zu nützen; damit meiner Kinder bei meiner Silberhochzeit sich über ihre peinlichen Eltern, die sich immer noch lieb haben, beschweren können.