Guten Morgen,
ich bin seit fast 8 Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir leben in einer gemeinsamen Wohnung und haben keine Kinder.
Seit Anfang des Jahres schon geht es mit unserer Beziehung steil bergab.
Bis dahin hatten wir eigentlich immer die gleichen Ziele für unser gemeinsames Leben. Hochzeit, Kinder, vielleicht auch ein kleines Häuschen. Da es lange finanziell nicht so gut bei uns lief (ich war noch in der Ausbildung, er hatte Schulden aus einer Selbstständigkeit) hat das bisher nicht geklappt.
Seit anfang 2014 bin ich mit der Ausbildung fertig und unsere Situation hat sich finanziell auch sehr gebessert und so haben wir die Babysache angefangen. Ungefähr ein Jahr lang haben wir erfolglos versucht ein Baby zu bekommen bis er mir anfang 2015 gesagt hat, dass er das doch nicht möchte, sondern lieber wo es jetzt finanziell gut läuft dass "wir" uns was gönnen sollte. Was im Klartext heißt, dass er sich ein neues auto kaufen will und sich wahrscheinlich einen neuen Job sucht.
Nach einem Jahr fällt ihm also auf, dass er nun doch kein Kind will. Von Hochzeit war gar keine Rede mehr.
Ich war von diesem "Umschwung" sehr überrascht, aber was blieb mir denn anderes übrig, als dies zu akzeptieren wenn ich nicht Schluss machen will? Ich kann ihn ja nicht zwingen!
Geichzeitig hat er sich auf der Arbeit mit einer Arbeitskollegin angefreundet, die zu der Zeit gerade eine Trennung hinter sich hat und wohl eine Schulter zum ausheulen brauchte. Er ist/war immer für sie da, was ich bis zu einem gewissen Punkt auch nicht schlimm, im Gegentei auch gut fand. Er ist nun mal ein Mensch den man Tag und Nacht anrufen kann, jemand auf den man sich als Freund verlassen kann.
Ein paar Monate vergingen, in denen mir natürlich auch aufgefallen ist, dass die zwei immer enger befreundet wurden, viele whattsapp schreiben und sich ja auch tagtäglich auf der Arbeit sehen. Wohingegen bei uns immer mehr der Alltag eingekehrt ist, ohne so wirklich zu wissen wo die Reise hingeht und ob wir uns überhaupt noch auf der gleichen Reise befinden.
Ihre Freundschaft wurde von Tag zu Tag intensiver, unsere Beziehung immer weniger! Er hat übrigens auch aus seinem Handy ein Staatsgeheimnis, hatte einen Zugangscode drin usw. was früher nie Thema war. Ich hätte immer Zugang zu seinem Telefon gehabt und er zu meinem. Das war nie ein Problem.
Ich weiß, dass das auch scheiße von mir ist aber eines Tages habe ich sein Handy kontrolliert und es hat sich rausgestellt, dass er am Abend vorher (ich hatte Nachtschicht) bei ihr zu Hause war. Ich hab ihn gefragt, was er gestern denn so gemacht hat und er hatte mich angelogen und es mir erst gesagt, als ich zugab, dass ich es wusste.
Das war im Juni. Ich hab immer wieder drum gebeten, dass wenn sie nur eine Freundin ist, dass er sie mir vorstellen soll und wenn ich sie kennengelernt habe und einschätzen kann, dass es das sicher einfacher für mich macht, mit der Situation umzugehen, weil er bisher tatsächlich nicht viele Freunde hatte und es auch einfach für mich ungewohnt ist ihn zu "teilen". Zusätzlich hatte er auch zugegeben, dass seine Gefühle nicht mehr so sind, wie sie mal waren.
Nach vielen Gesprächen und einem "alles entscheidenden" Gespräch ob wir es nochmal versuchen oder ob es das war haben wir uns dazu entschlossen unseren bevorstehenden Urlaub (wir sind aber nicht weggefahren) dazu zu nutzen wieder zu versuchen zueinander zu finden und wieder mehr miteinander zu unternehmen. Der Urlaub kam, er hatte sie mir tatsächlich vorgestellt und ich habe mich gut mit ihr verstanden und wenn er sich mit ihr getroffen hat, hat er mir auch immer bescheid gegeben. Die ganze Lage hatte sich etwas entspannt und ich muss sagen, diese Zeit hat sich wirklich so angefühlt wie "frisch verliebt".
Es kam, wie es wohl kommen musste. Der Urlaub war vorbei (Anfang August) und der Alltag ist wieder eingekehrt (wie dumm, zu hoffen, dass das alles so bleibt).
Die zwei haben sich fast jeden Tag auf der Arbeit gesehen und haben den restlichen Tag damit verbracht zu texten während ich doof auf der Couch daneben saß. Wenn ich arbeiten war oder einer von uns sonst nicht zu Hause dann kam von ihm nur das nötigste, es gab Tage an denen wir kaum gesprochen haben und er aber daueronline war und mit ihr geschrieben hat.
Ich habe das Thema zur Sprache gemacht, dass ich mich fühle wie auf dem Abstellgleis und dass ich ein Problem damit habe wie er mit ihr umgeht im Vergleich zu mir. Er hat da kaum Verständnis gezeigt und sagte dass er es so cool von mir fand wie "locker" ich damit umgehen würde und dass er dachte, dass ich da kein Problem mit habe und dass die Art und Weise wie ich diesbezüglich reagiere seine Gefühle auch wieder stärker werden lässt. Es scheint also nur zu funktionieren wenn ich mich verbiege und selbst nur funktioniere und so bin wie er mich gerne hätte.
Ich habe versucht ihm zu erklären dass ich mich einfach schlecht dabei fühle, wenn von ihm kein Einsatz kommt und auch kein Interesse an mir. Keine kleinen Aufmerksamkeiten, keine "Liebeserklärungen", keine Umarmungen oder ein Kuss, es sei denn ich fordere sowas ein. Von ihm kommt da gar nicht und wenn von mir auch nichts kommt, passiert gar nichts.
Sie kam als Thema also wieder auf und seitdem ist nichts mehr wie es mal war. Seine Einstellung hat sich wieder mal geändert von "wir müssen wieder mehr zusammen machen" zu "ich möchte mehr für mich machen" und wenn er sagt "mehr zeit für mich" meint er Zeit ohne mich, aber zeit mit ihr.
Wie soll das funktionieren? Wie sollen wir unsere Beziehung retten, wenn er mehr Zeit getrennt haben will? Ich habe das Gefühl, dass er weg will und ich ihn festhalte. Dass er sozusagen darauf wartet, dass ich ihn "freigebe". Paradoxerweise hat er dann aber eine Paartherapie vorgeschlagen?!
Letztes Wochenende war ich nicht zu Hause. Er konnte nicht mit weil er arbeiten musste. Samstagabend, so hatte er es mir geschrieben, ist er nach der Arbeit noch mit zu ihr. Er war bis 5h morgens bei ihr und ist Sonntag nicht nachgekommen wie es eigentlich die Überlegung war!
Als ich Sonntag zu Hause war hab ich später in seinem Handy gelesen dass er (so vermute ich es) be ihr duschen war weil er ihr sowas geschrieben hat wie "ich mach mich jetzt auf den weg, leg schonmal ein Handtuch raus" und sie hatte ihn sonntag nachmittag gefragt als er geschrieben hat dass ich schon zu hause bin "scheiße, hat sie es mitbekommen?"
Zeitgleich habe ich Briefe gefunden in denen sachen drinstanden wie
"eigentlich gehören wir zusammen"
"ich schaue auf mein telefon und kann nicht mehr länger dagegen ankämpfen"
"denkst du manchmal an mich? Bei mir passiert es die ganze zeit"
"ich schenke dir meine Liebe"
Er hat diese Briefe damit erklärt, dass es Songtexte sind, die er übersetzt hat und dass die nicht an sie gehen sondern wenn überhaupt an mich. Das kann ich aber nicht glauben...wieso sollte er mir sowas schreiben wenn wir ja schon zusammen sind, wogegen sollte er ankämpfen? Ich kann das einfach nicht glauben.
Es vergeht kaum ein Tag an dem sie von ihm keine "guten morgen" und "schlaf schön, bis morgen" oder ähnliche nachrichten bekommt. Er schreibt ihr auch sowas wie "hallo schöne Frau", "hallo kleines" usw.
Wenn sie ihn fragt, wie es bei uns läuft schreibt es ihr z.B. dass es sich eher anfühlt wie "friends with benefits" (dabei läuft ihm Bett nur noch selten was")
Vorigen Freitag musste er wieder bis spät arbeiten (was tatsächlich stimmt und gar nicht so unrealistisch ist). Er hatte morgens Aufbau und Abends eine Veranstaltung und eine relativ lange Pause dazwischen. Donnerstag abend hatte er mir gesagt dass er duschsachen mitnehme um auf der arbeit vor der Veranstaltung zu duschen. Das hat er in 8 Jahren noch kein einziges Mal gemacht! Ich verwette alles, dass er in dieser Pause bei ihr zu Hause war. Nachlesen konnte ich es nicht weil von Donnerstag und Freitag komplett alle Nachrichten aus seinem Handy gelöscht sind. Ich weiß aber, dass die da geschrieben hat und er auch total oft online war (es gibt niemanden, mit dem er sonst schreibt!)
So siehts momentan aus. Ich habe lange Zeit gedacht dass das alles nur Hirngespinste sind und ich mich einfach nur in etwas reinsteigere. Aber kann man das alles noch ignorieren und die Augen davor verschließen? Ich weiß, dass es von mir scheiße ist, sein Telefon zu kontrollieren. Ich bin mir dessen bewusst und möchte bitte keine Vorwürfe!
Wenn ich das alle sso zur Sprache bringe wird er sich rausreden und ich bin wegen dem Telefon die dumme. Vor Diskussionen lege ich mir meine Argumente gut zurecht aber in der Situation kann ich dann meistens nicht mehr viel, sitze nur noch da und weine und kann gar nichts mehr sagen.
Ich glaube ihm, wenn er mir sagt dass von seiner Seite noch gefühle da sind, wenn auch nicht mehr so wie am anfang. Genauso geht es mir ja auch...Ich habe aber das Gefühl, dass er mein Vertrauen schamlos ausnutzt und denkt, er kann machen was er will, ich bleibe ja sowieso bei ihm. Vor dem Urlaub hatte ich ihm schonmal gesagt, dass das die letzte Chance ist und dass ich mich sonst trenne.
Jetzt läuft es so schlecht wie noch nie und ich habe trotzdem nicht den Ar... in der Hose einen Schlussstrich zu ziehen. Wieso traue ich mich einfach nicht?
Ich habe so Angst dass ich als kleines Häufchen Elend daraus hervorgehe, ohne Selbstvertrauen...mit unbeschreiblichen Verlustängsten. Wie soll ich jemals wieder irgentjemandem Vertrauen können? Aber ich weiß auch, je länger ich das noch mitmache, desto größer wird der Knacks sein.