Hallo,
ich hab kein geeignetes Forum gefunden, deswegen wollte ich mich hier mal zu Wort melden. Ich weiss nichtmal, ob ich das schreibe, um es mir von der Seele zu reden, um Zusprache oder Ablehnung zu erhalten. Ich schreibe einfach.
- Tut mir leid, dass es so lang geworden ist, im Grunde stehen meine Fragen im letzten Abschnitt, aber die Vorgeschichte gibt dem Ganzen die umfassenden Eindrücke. -
Zur Vorgeschichte:
Ich bin nun 28 und hatte erstmalig wieder im März, nach 9 Jahren, Kontakt zu meiner Ex-Freundin. Wir waren damals wie beste Freunde, konnten über alles reden, waren immer füreinander da, vertrauten uns blind und konnten uns offen sagen was wir voneinander hielten, gutes und schlechtes, einfach harmonisch. Wir fassten Probleme schon an der Wurzel, so dass gar keine böse Saat überhaupt entstehen konnte. Wir wussten was der andere dachte und sagen wollte, bevor es über die Lippen kam - einfach eine Seelenverwandtschaft. Ich weiss das klingt lächerlich in manchen Ohren, aber so war es einfach.
Die Trennungsgeschichte damals war sehr kompliziert, aber genau so schnell erzählt:
Ich war beim Bund und sie wurde ungeplant schwanger. Wir waren noch sehr jung, beide in der Ausbildung und sie wollte die Verantwortung nicht tragen müssen. Ich dagegen wollte das Kind, auch wenn es sehr viel bedeutet hätte - mehr als ich damals im kindlichen Kopf wusste, aber ich wollte es darauf ankommen lassen. Trotzdem blieb sie hartnäckig und trieb ab, die Angst und die Ungewissheit war einfach zu groß für sie. Sie wollte weder, dass wir über die Abtreibung sprechen, noch dass ich ihr in der Zeit beistehe. Nun, es wurde ein schwerer Schlag für uns, am Ende machte es uns kaputt - unser Band und die Beziehung riss. Daraufhin war 9 Jahre Totenstille - ich zog kurz danach 300km weit weg - aber wir haben die vergangenen Jahre immer wieder aneinander gedacht, durch Dritte voneinander gehört und die Zeit lehrte sich selbst und dem Anderen zu verzeihen, aber nicht einander vergessen.
Das alles ist natürlich sehr subjektiv beschrieben, da ich direkt involviert bin, trotzdem versuche ich immer einen Teil "objektiv verliebt" zu bleiben .
Wie gesagt wir haben seit März wieder Kontakt, haben uns viel geschrieben, allerdings Alltägliches. Daraufhin haben wir uns im August das erste Mal wieder gesehen und... es war innerhalb kurzer Zeit wie damals, als hätte unsere Liebe nur geschlafen, tief vergraben.
Wir haben während meinem Besuch in der Heimat viel Zeit miteinander verbracht - anfangs heimlich, da sie seit 3 Jahren verheiratet ist und eine 2-jährige Tochter hat - und waren sehr schnell wieder "wir", vorerst freundschaftlich.
Nun, wir schrieben immer mehr und auch intimer und uns wurde klar, dass es kein "Rest" aus der Vergangenheit ist, sondern eine neue, junge Liebe.
Beim zweiten Mal in der Heimat war es von Anfang an noch intensiver zwischen uns. Wir trafen uns auch öffentlich, obwohl ihr Mann es ihr verboten hatte, mit mir Kontakt zu haben. Ihr Ehemann ist mit mir in einer Clique aufgewachsen, auch wenn wir uns nie gut miteinander verstanden haben, ist es natürlich trotzdem...komisch, um es salopp zu sagen. Er wusste wie wir damals waren und hatte natürlich - zu Recht - Angst. An dem Tag als ich nach Hause fuhr waren wir wieder wie früher, als wäre diese tiefe Verbundenheit wieder komplett. Allein dieses Gefühl als ich mich Meter für Meter von ihr entfernte war, als würde sich alles in mir aufbäumen und an sie klammern.
Kurz darauf fingen wir an zu telefonieren, manchmal stundenlang und trotz der Jahre, die zwischen uns liegen, trotz der "Gefahr" der Scheidung, der Angst um ihre Tochter und allem rationalen Denken konnten wir nicht voneinander lassen. Wir fassten also den Entschluss es neu zu versuchen.
Man muss natürlich dazu sagen, dass ich in keine intakte Beziehung "eingefallen" bin. Als sie von ihm schwanger wurde, wollte er, dass sie das Kind abtreibt, aber ein zweites Mal wollte sie das nicht durchmachen. Aus dem Grund spielte sie schon vor der Geburt ihrer Tochter mit dem Gedanken ihren Mann zu verlassen, konnte es aber einfach nicht. Sie hoffte immer wieder, dass er sich nach der Geburt ändert, die Kleine akzeptiert und alles am Ende gut wird. Aber sie ließ sich unterdrücken und aus einer jungen, fröhlichen Frau wurde immer mehr ein Hausmütterchen - am besten kochend, waschend und immer für ihn da. Sie darf/durfte keine männlichen Freunde haben, nicht viel ausgehen, ließ dadurch ihren Freundeskreis schwinden und gab sich fast komplett selbst auf, nur um ihm einen Gefallen zu tun und die Familie zu schützen. Trotz seiner Tochter ist seine Lieblingsbeschäftigung zocken und fernsehen, am Besten keine Familienfeiern, keine Ausflüge, kein ausgehen. Wenn mal was geplant war, hat er kurz vorher doch noch abgesagt, zur Not auch eine Stunde vorher. - Man muss natürlich dazu sagen, dass dies alles Erzählungen von ihr sind und dass mir klar ist, dass die Beiden auch verdammt gute Zeiten gehabt haben müssen, man heiratet nicht einfach mal so nebenbei, bekommt ein Kind, aber sie büßte - meiner Meinung nach - viel zuviel dafür ein.
Nun kam ich dazwischen, langsam blühte sie wieder auf und ich bin natürlich auch nicht der Held auf dem weißen Ross, aber ich konnte fast täglich sehen, wie ihr Lachen zurückkam, wie sich ihre "Aura" wieder entfaltete, dieses bunte, kreative Mädchen von damals nur in sich selbst eingesperrt war und wieder an die Luft wollte. Das alles machte uns Mut den Schritt zu wagen, trotz aller Ängste unserer Familien und vor dem Neuanfang, der Splittung der Freunde und trotz der Angst, dass ihre Tochter mich vielleicht nie akzeptiert.
Sie hat nun Anfang Oktober die Scheidung eingereicht, zieht Anfang November aus und nimmt ihre Tochter mit. Und - um wieder zum rationalen Teil zu kommen - mir ist bewusst worauf ich mich einlasse. Ich weiss, dass ich nicht sie allein, sondern zwei in mein Herz schließen muss und dies auch bereits getan habe. Ich selbst habe nur Neffen & Nichten und kenne den Teil des "Erziehers" nicht, auch wenn ich von vorn herein mehr als Freund der Kleinen zählen möchte und nicht den Vater ersetzen will. Ich möchte ja sogar, dass ihre Eltern weitesgehend freundschaftlich miteinander umgehen, weil ich selbst ein Trennungskind bin, und weiss wie schwer es ist, ohne den wirklichen Vater aufzuwachsen.
Lange, lange Vorgeschichte - tut mir leid, ich wollte einfach viele Details hineinbringen und nun zum letzten Thema, der Zukunft mit dem Ex und Vater.
Ich habe schon viel, lang und oft über ihn nachgedacht, kann mir aber keinen Reim bilden. Seit klar ist, dass sie sich trennt ist er so wahnsinnig unberechenbar. Vom verständnisvollen "ich helf dir wo ich kann", über "mach doch was du willst, aber nicht mit mir" bis "ich hau deinem neuen Typen sofort auf die Fresse, wenn ich ihn sehe" ist alles dabei. Und das täglich, manchmal stündlich im Wechsel. Einen Tag verspricht er ihr, dass er sich ändert, alles für sie tut, am nächsten Tag schreit er alles zusammen und würde ihr am liebsten den Hals umdrehen. Er will ihr einmal bei der neuen Wohnung helfen, dann fällt er ihr aber wieder in den Rücken und lässt sie links liegen.
Wird ihm denn nicht klar, dass er so auch seiner Tochter schadet?!
Am schlimmsten für mich ist aber, dass er nicht sich selbst, nichtmal ihr, sondern nur mir die Schuld an Allem gibt. Mir ist klar, dass ich der Auslöser, aber doch nicht der Grund bin und obwohl sie ihm immer wieder genau diesen Punkt anspricht, bleibt er starrsinnig. Das bereitet mir natürlich wahnsinnige Gewissensbisse, aber wer den Text oben wirklich durchgelesen hat weiss, dass ich sie keinesfalls wieder gehen lasse. Ich mache mir nun auch wahnsinnig Sorgen um die Kleine. Ich will einfach nicht, dass sie leidet oder mehr als sie vertragen kann. Sie hat am wenigsten von der Geschichte und braucht am meisten Zuwendung. Ich würde mich sehr gern um sie kümmern, aber ich bin der Meinung sie sollte erstmal alles überstehen und dann den "Neuen" kennenlernen. Ich will ihr nicht signalisieren: der alte ist weg, jetzt bin ich dein Vater. Es muss doch einen Weg geben, für alle eine Lösung zu finden.
Desweiteren versucht meine Freundin nun alles so harmonisch wie möglich über die Bühne zu kriegen bis sie auszieht und lässt sich täglich fertig machen, nur um ihn nicht noch mehr zu provozieren, leidet aber selbst ständig. Das zehrt natürlich auch wiederum an meinen Nerven, da ich der Meinung bin sie sollte ihn in seine Schranken weisen und ihm nicht soviel Freiraum für seine "Attacken" bieten.
Ich bin langsam am Ende meiner Kräfte und auch wenn ich hoffe, dass sie sich endgültig nach der räumluchen Trennung von ihm lösen kann, bleibt die Angst, dass er zu einer treibenden Kraft in unserer neuen Beziehung wird, wenn sie ihm nicht endlich die Stirn bieten kann.
Er verbietet ihr ja sogar, dass wir mit der Kleinen ins Schwimmbad oder den Zoo gehen, weil er es noch nie gemacht hat und der Erste sein will, wo ich mir denke: Du hattest 2 Jahre Zeit?! - Und sie stimmt dem auch noch zu, nur um wieder die falsche Harmonie aufrechtzuerhalten.
Ich weiss nicht, ob jemand ähnliches erlebt hat, aber ich wäre wirklich über Ideen, Ratschläge und Erfahrungen - positiv wie negativ - erfreut.
Es ist einfach eine wahnsinnig neue Situation für mich und ich will diese neue Chance einfach nicht in den Sand setzen.
Danke fürs lesen und der einen oder anderen Antwort.