Hallo zusammen,
wie so viele hier hätte auch ich nie daran gedacht, euch um Rat und Beistand bitten zu müssen. Aber ich bin am Ende, werde alles verlieren, was mir je etwas bedeutet hat. Ich werde versuchen unsere Geschichte nicht zu lang werden zu lassen, denn sie umfasst immerhin 30 Jahre.
Als ich meinen Mann kennenlernte war es für mich die ganz große Liebe. Ich wusste schon nach kurzer Zeit, dass ich nie wieder einen Mann werde so lieben können wie ihn. Er war zwar schon immer kein einfacher Charakter (leicht aufbrausend, herrisch), aber unsere Liebe schaffte das. Die ersten 5 Jahre waren die glücklichste Zeit in meinem Leben, ich liebte mit Haut und Haar, ich verlor mich in ihm. Dann wollte mein Mann unbedingt ein Kind. Ich hätte noch warten können, gab aber seinem Wunsch nach. Wir heirateten, flitterten und arbeiteten fleißig an unserem Babywunsch. Als ich 3 Monate später schwanger war freuten wir uns riesig. Doch plötzlich veränderte sich mein Mann, er wurde kühl und abweisend. Ich dachte, er müsse sich erst an die neue Situation gewöhnen. Die Monate bis zur Geburt nun in Kurzform: Mein Mann hatte ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes. Alle wussten Bescheid, nur ich nicht, mich wollten alle schonen. Er war entschlossen, mich zu verlassen, wenn das Baby da ist. Brachte unsere gesamten Ersparnisse mit seiner Neuen durch. Ich bin in dieser Zeit gestorben und niemand merkte es. Ich war davon überzeugt eine Fehlgeburt zu erleiden, weil so etwas keiner aushalten kann. Es kam anders. Seine Neue schickte meinen Mann in die Wüste, er blieb bei mir, unser Mädchen wurde geboren. Die Dramen, die sich in dieser Zeit abspielten, würden ein Buch füllen. Einerseits war ich froh, dass mein Mann blieb, ich liebte ihn immer noch, andererseits fühlte ich mich als Lückenbüßer. War mir seiner Gefühle zu mir nicht mehr sicher. Zweifel und Misstrauen waren nun meine ständigen Begleiter. Ich wurde wieder schwanger, unser Sohn wurde geboren. 5 Jahre später begann ich, wieder halbtags zu arbeiten, managte alles, mein Mann gönnte sich neben seiner Arbeit zwei Hobbys (Angel, Modellflugzeugbau). Wir lebten stinknormal, mit Höhen und Tiefen, aber es funktionierte. Bis die nächste Katastrophe über uns herein brach: Mein Mann hatte wieder ein Verhältnis, wieder mit der Frau seines zu dieser Zeit besten Freundes (Angel-Kumpel). Wieder entschlossen, uns zu verlassen, sobald seine Neue ihre Ehe abgewickelt hat. Es tat ihm leid, aber er könne nichts dafür. Er hat über Monate ein Doppelleben geführt. Mit mir geschlafen und mir seine Liebe geschworen, während er sich nach ihr verzehrte. In der gleichen Woche, als ich von seiner neuen Beziehung erfuhr, stellte ich entsetzt fest, dass ich trotz Verhütung schwanger war. Ich war entschlossen, das Kind auf gar keinen Fall zu bekommen und mein Mann würde nie etwas davon erfahren. Doch was passiert ? Mein Mann schnüffelte in meinen Sachen (was er nie zuvor tat). Warum ? Um Beweise für eine Untreue meinerseits zu finden, welche er mir oft unterstellt hat ? Ich weiß es nicht, jedenfalls fand er den Schwangerschaftstest. Er kniete sich vor mich hin, flehte und bettelte, ich solle das Kind diesen Teil von ihm und von mir nicht töten. Er weinte wie ein Schlosshund und vergrub sein Gesicht in meinem Schoß. Ich hatte ihn noch nie so verzweifelt, hilflos und aufgelöst gesehen. Das mit seiner Neuen sei sowieso aus (den Grund nannte er mir nicht, aber ich weiß, dass sie es nicht fertig brachte, ihre Heimat zu verlassen samt Familie und Freunde. Sie wohnte mehrere 100km entfernt). Er wollte bei mir bleiben, seiner Traumfrau ich sei doch das einzige, was ihm noch bliebe. Wieder ließ ich mich umstimmen. Ich hasste mich dafür, dass ich immer noch liebte, und meine Gefühle stets mein Handeln lenkten. Auch in dieser Zeit spielten sich Dramen ab, die locker 20 Folgen der Lindenstraße füllen würden. So standen wir wieder mal da: finanziell ruiniert, bald 3 Kinder, unsere Ehe auf dem Nullpunkt. Ich fühlte mich elend, zweifelte an der Richtigkeit meiner Entscheidung. Irgendwie wusste ich gar nichts mehr. Was bin ich für meinen Mann ? Liebt er mich oder bin ich wieder mal nur die bequeme Notlösung ? Unsere Tochter wurde geboren, meine Zweifel blieben. Ich wünschte mir so sehr, dass meine Liebe zu ihm nachlassen würde und vielleicht sogar ganz erlischt, das hätte mir vieles leichter gemacht. Dann hätte mir auch mal etwas egal sein können. Aber das war nicht der Fall. Ich liebte ihn so sehr, hatte aber Hemmungen, ihm das wie früher zu zeigen. Ich bekam Angst, Angst vor Zurückweisung, Angst nicht attraktiv genug zu sein, Angst irgend etwas falsch zu machen. Aus finanziellen Gründen konnte ich mir nicht mal eine Babypause gönnen, 6 Wochen nach der Geburt ging ich wieder arbeiten. Beruf, Haushalt, Familie ich war immer im Dauerstress. Dass ich abends überhaupt ein bisschen runter kam gönnte ich mir ab und an 1 bis 2 Piccolo. Aus dem ab und an wurde täglich und aus den 1 bis 2 wurden 3 bis 4, irgendwann war es Wein. Jeden Tag eine halbe Flasche, aber nur abends. Tagsüber konnte ich mir das wegen der Kinder und der Arbeit nicht erlauben. Mein Mann hat schon immer gerne und nicht gerade wenig getrunken, da dachte ich, was der darf kann ich auch. Damit nahm das Elend seinen Lauf. Der Alkoholkonsum blieb, mal mehr, mal weniger. Wir lebten mehr neben- als miteinander. Bei mir hatte der Alkohol eine verheerende Wirkung: Ich begann aufzubegehren, zu widersprechen, ich machte ihm Riesenszenen, wenn mir z.B. seine Erziehungsmethoden à la 1960 nicht passten. Die Anlässe wurden nichtiger, die Auseinandersetzungen heftiger. Danach herrschte stets einige Tage Funkstille. Ich schlief inzwischen nur noch im Wohnzimmer, da sich mein Mann auch äußerlich etwas gehen ließ. Aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme war er schon lang impotent, sodass hier sowieso nichts mehr lief. So leben wir nunmehr seit 5 Jahren. Vor 4 Wochen an unserem Hochzeitstag dann der große Knall. Ich war arbeiten, er hatte Urlaub. Ich kam nach Hause, nichts keine Blumen, kein Kuss, er hat es wie so oft vergessen. Ich war enttäuscht, sagte aber nichts. Nachmittags hat er dann wegen unserem Sohn (22), auf dem er schon seit Jahren grundlos herum hackt, so einen Terz veranstaltet (Einzelheiten würden hier zu lange dauern), dass ich explodiert bin. Ich trank 4 Prosecco auf ex, um meinem Mann gewachsen zu sein. Ich machte ihm Vorwürfe, beschimpfte ihn, sagte, dass ich mich immer auf die Seite der Kinder stellen würde. Dass wir geschiedene Leute sind, wenn er nicht endlich seinen Sohn wie einen normalen Menschen behandeln kann. Ich war auf 180 der Alkohol tat sein Übriges. Am nächsten Tag begab sich mein Mann auf Wohnungssuche. Er ist entschlossen, mit seiner großen Tochter (die nicht mehr bei uns wohnt) zusammen zu ziehen, und die Kleine (13) ebenfalls mitzunehmen. Bei mir könne man sie ja nicht lassen, so wie ich mich aufführe. Ich wüsste gar nicht wie ich sei, wenn ich etwas intus hätte. Er würde das sowohl beim Jugendamt als als auch bei meinem Arbeitgeber publik machen, wenn ich mich dem widersetze. Von seinem eigenen Alkoholkonsum sprach er nicht. In seinem Hobbykeller stapeln sich zeitweise 15 bis 20 Schnapsflaschen, vom Bier ganz zu schweigen. Beim Abendessen schlief er schon öfter ein, Kopf auf dem Tisch und blieb stundenlang so sitzen. Ich habe es fotografiert, sonst würde das keiner glauben. Seit 2 Wochen reden wir kein Wort mehr miteinander. Ich weiß nicht, wann er gehen wird, ich weiß nur, dass er gehen wird. An dieser ganzen Katastrophe sind wir beide schuld. Trotzdem glaube ich, dass wir noch eine Chance hätten, wenn wir uns professionelle Hilfe holen würden, um aus diesem Trott heraus zu kommen. Er aber ist überzeugt, dass nur eine Trennung hilft. Nun sitze ich da, kann nicht mehr, will nicht mehr. Ich kann nicht ohne ihn er will nicht mehr mit mir. Ich habe Angst vor dem was kommt, ich werde alles und jeden verlieren. Ich schaffe das nicht......