Hallo zusammen,
ich bin mit meinem Freund nun fast 1 Jahr zusammen, und wir haben schon immer irgendwie kleinere und größere Themen gehabt, die uns beschäftigt haben. Wir haben dabei immer über alles geredet, darum liegen die Karten auch offen auf dem Tisch.
Irgendwer sagte mir mal, als ich eines der Problemchen mit meinem Freund schilderte: „Das wäre alles gar kein Problem, wenn du das Gefühl hattest bei ihm eine wichtige Rolle im Leben zu spielen.“
Und damit hatte sie den Nagel unweigerlich auf den Kopf getroffen.
Es war als wäre mir ein Licht aufgegangen und es stimmte: Durch eine Verkettung von Ereignissen, habe ich mich tatsächlich in eine „unwichtige“ Rolle schießen lassen. Meiner Meinung nach habe ich genau so Schuld an der Situation wie er.
Es fing damit an, dass wir uns zuerst einmal nur auf der Basis von „Unverbindlichkeit“ getroffen hatten und die Zeit miteinander nur zum Vergnügen genutzt hatten. Was so lange okay war, bis ich mich verliebte. Da wir Hals über Kopf einen Urlaub gebucht hatten, sind wir auch gefahren und rückblickend war es die schönste Zeit unserer „Beziehung“. Keine Verpflichtungen, keine Probleme – nur wie zwei, Sonne, Sand und Me(h)r.
Zurück in Deutschland erkannte ich schnell das es so nicht funktionierte, ich war schließlich 32 und hatte keine Lust mehr auf „schnellen Spaß“, also sagte ich ihm ganz offen, dass es das für mich war. Er kam einen Abend später zu mir und sagte, er wäre der dümmste Mann der Welt wenn er mich gehen ließe. Er wollte mir mir zusammen sein und eine Beziehung aufbauen.
Gesagt – getan. Nur haben wir beide entscheidende Fehler gemacht und wir sitzen nun ziemlich in „der Patsche“
Seine Ex- Verlobte stand nur 2 Wochen später vor seiner Tür (das wäre dann in seiner Wohnung die er bis vor Kurzem im Haus seiner Oma hatte, er war nur am WE zu Hause und es lohnte sich bis dahin nicht für ihn sich für 500Euro oder mehr eine Wohnung zu nehmen, die er nur am We bewohnte) – sie brachte ihm seine Sachen, nach über einem halben Jahr. Mich machte das deswegen stutzig, da er schon so lange von ihr getrennt war und ich es einfach „seltsam“ fand. Es stellte sich heraus, dass seine Ex auch noch über einem halben Jahr noch immer Kontakt zu seinen Eltern, seinen Großeltern und zu seinem jüngeren Bruder hatte. Sie hatte ihm angeblich geschworen „dass sie ihn niemals loswerden würde“, da sie bei der Trennung sehr verärgert war (es war eine andere Frau im Spiel- also NICHT ICH!!!)
Seine Familie machte keine Anstalten mich kennen lernen zu wollen und mein Freund unterstützte dieses verhalten indem er mich um Verständnis bat, dass seine Eltern noch so sehr an seiner Ex hängen würden und nicht damit klar kämen, dass es vorbei ist. Er sagte mir offen ins Gesicht, dass ich nicht mit zu dem Geburtstag seiner Mutter kommen dürfte, da sie damit noch ein Problem hätte.
Rückblickend hätte ich hier wohl zu ihm sagen müssen: Wenn du das unterstützt und nicht zu dir und deinem neuen Leben stehst, dann ist dort die Tür.
Da die Mutter aber nie feierte und er mir auch versicherte, dass dies natürlich kein Dauerzustand sein würde und ich noch dazu verliebt bis über beide Ohren war, habe ich es geschluckt und den Weg zu meiner eigenen Unzufriedenheit geebnet.
Ein engeres Verhältnis als zu seiner Mutter, hat er tatsächlich zu seiner Oma, die vom Typ her sehr resolut, bestimmend und herrisch ist (seine Worte, nicht meine) – ein Zusammenleben mit ihr war für ihn nur möglich, wenn er sich untergeordnet hat. Er wurde von seiner Oma großgezogen, da sein Vater starb als er 1 Jahr alt war und seine Mutter überfordert war. Seiner eigenen Aussage nach, liebt er sie mehr als seine Mutter.
Zu ihr hat er mich Anfangs oft mitgenommen bzw. bin ich ihnen über den Weg gelaufen, da er ja im selben Haus wohnte und sie das Prinzip der „getrennten Wohnungen“ einen scheiß interessiert. Ich stand bspw. Nackt im Flur auf dem Weg ins Bad und stand dann plötzlich vor seinen Großeltern, die nicht angeklopft hatten usw. Okay – ist ja ihr Haus. Mittlerweile ist er auch ausgezogen, da er jetzt in der Nähe arbeitet und jeden Tag zu Hause wäre.
Jedenfalls hat er am Anfang erwartet, dass ich mich dort mit einfüge. Ich fühlte mich manchmal bei ihm, als sei ich nicht „die tolle neue Frau“, sondern die alte, bekannte Ex-Verlobte, die einfach mit an den Tisch gesetzt wird und sich einzufinden hat. Es gab nach dem Urlaub den wir verbracht haben kein „weiteres Kennenlernen“, sondern es war wie von jetzt auf gleich mitten in der Beziehung zu sein. Dabei ignorierte er geflissentlich, dass mich da eigentlich niemand haben wollte. Genau so habe ich mich zumindest immer gefühlt. Mir raubte es die Kraft dort zu sein, erst Recht da des Öfteren seine Ex noch Thema dort war.
Egal wie sehr ich mich bemüht habe, ich habe mit seinen Großeltern keine Beziehung aufbauen können. Fragen von mir wurden ignoriert, Kommentare zu Gesprächsthemen mit „so machen wir das hier nicht“ abgetan usw. Ich wurde nie gefragt wie es mir geht, was ich beruflich mache, wo ich herkomme usw. Null Interesse.
Mein Freund hat mittlerweile zugestanden, dass sie auch ihn nie nach mir fragt, immer nur davon spricht was „er“ macht und jedes Mal wieder mit seiner Ex-Verlobten anfängt. Die telefonieren regelmäßig und sie besucht die Großeltern auch noch. Das heißt er ist einsichtig geworden und hat Verständnis entwickelt, nachdem ich nach 6 Monaten Tortour bei seinen Großeltern verkündet habe, dass ich mein persönliches Maß erreicht habe und dort nicht mehr mit hinkommen kann. Ich habe jetzt hier auch nur die Oberfläche angerissen, weil es sonst alles zu weit führen würde und der Text noch länger werden würde.
Erst fiel er aus allen Wolken und meinte ich will ihn ja nur von seiner Familie wegreißen. Ich ging sogar so weit ihm zu sagen, wenn er das so sehen würde, dann müssten wir uns trennen, da ich keinesfalls eine Entscheidung zwischen seiner Familie und mir will. Das finde ich sehr schrecklich und liegt nicht in meiner Absicht. Ich wollte aber das er verseht, wie es mir dort eigentlich geht und das ich das für mich persönlich nicht mehr kann – so sehr ich ihn liebe.
Es kam dann noch dicker. Seit er hier wohnt gehen wir ja auch oft zusammen in die Stadt usw. Dort trafen wir es eine Cousine die uns davon berichtete dass sie am Wochenende zuvor seinen jüngeren Bruder mit seiner Ex-Verlobten zusammen gesehen hätte. Es stellte sich raus, dass sie seinem Bruder (er ist 14) Nachhilfe gibt – aber erst lange nachdem die beiden sich getrennt haben. Weiterhin stellte sich raus, dass sie sich weiterhin mit seiner Mutter trifft.
Neulich kam er nach Hause und hatte auf dem Heimweg gesehen, wie seine Mutter und sein Bruder bei der Ex vor dem Haus standen. Es stellte sich raus, dass sein Bruder in der Firma der Ex ein Praktikum über 2Wochen machte und in der zeit bei ihr übernachtete.
Er sprach daraufhin mit seiner Mutter, da er sich sehr verletzt und hintergangen fühlte, da er mehrfach gesagt hat dass er nicht möchte dass sie noch Kontakt haben. Es verletzt ihn, dass sie mehr zu seiner Ex hält, diese mehr in ihr Familienleben integriert als ihren Sohn. Es muss wohl auch so gewesen sein, dass die Mutter nach der Trennung regelrecht verlangt hat, dass er die andere Frau wieder verlässt und seine Ex-Verlobte zurück nimmt.
Ich lasse das jetzt mal wertungsfrei.
Zusammengefasst:
Laut Aussage meines Freundes werde ich bei seiner Oma nie eine Chance haben, da sie mich natürlich für seinen Auszug verantwortlich macht und nicht im Interesse ihres Enkels auf „guten Fuß“ mit mir stehen will. Sie beschuldigt mich sogar etwas bei ihr gestohlen zu haben. Dieses „Theater“ wird langsam auch meinem Freund zu blöd.
Seine Mutter ist nicht bereit den Kontakt zur Ex abzubrechen.
Mein Freund hat mittlerweile verstanden, dass er gleich hätte gegensteuern müssen, als die Sache aus dem Ruder lief und zwar unmittelbar nach der Trennung von seiner Ex vor fast 2 Jahren. Er macht sich außerdem Vorwürfe, dass er mich damals nicht anders in die Familie integriert hat. Er hätte sagen sollen: Ist mir egal wie sehr ihr an meiner Ex hängt, ich bin erwachsen und habe eine neue Freundin und ich lasse mir nicht verbieten, sie mit nach hause (zu seinen Eltern) zu bringen.
Ich sage ihm immer wieder, dass ich genau so Schuld daran habe -denn ich habe das ja alles irgendwie mitgemacht und mir gefallen lassen. Die Wahrheit ist aber, ich weiß selbst nicht wie das alles weiter gehen soll.
Es kann keine Lösung sein, dass er seiner Familie den Rücken kehrt – das wünsche ich mir nicht für ihn.
Ich würde mir wünschen, dass ich dort ganz einfach mit integriert werden würde, wir zusammen etwas unternehmen würden wie Sonntags Kaffee trinken oder mal ins Kino gehen – eben diese „Heile Welt Familienbeziehung“
Klar kann man nicht alles im leben haben, aber ich habe den Eindruck dass uns dieses Problem, gerade jetzt zu Weihnachten auffrisst.
Anfangs, als er noch nicht verstanden hat warum ich eigentlich verletzt bin, hat er seine Eltern und Großeltern immer in Schutz genommen. „Die seien nun mal so“. Neulich sagte er dann zu mir, dass er bitter von seiner Mutter enttäuscht sei -wie kann man nur die Ex dem eigenen Sohn vorziehen?
Was soll ich darauf antworten – ich sehe es genau so.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Heute zum Nikolaus hat mich meine Mutter besucht. Da mein Freund Spätschicht hatte, war er auch da und sie überreichte ihm auch etwas. Ich werde so etwas nie von seiner Familie bekommen – ich werde dort behandelt wie Luft und er erwartet auch nicht, dass ich Weihnachten mit dort hinkomme.
Das ist erst mal okay für mich (besser als dort zu sitzen und ignoriert zu werden), ich weiß nur nicht ob uns die ganze Sache am Ende doch kaputt macht.
Ich fühle mich teilweise zurück gestoßen, weil ich tatsächlich auch zurück gestoßen wurde – bis vor 8 Wochen hat er meine Seite der Geschichte nicht verstanden und hat immer mich so hingestellt, dass ich versuche einen Keil ins eine Familie zu treiben.
Erst als er seine Mutter und seinen Bruder bei der Ex gesehen hat, hat er zugegeben, dass er es einfach nicht wahr haben wollte wie verletzend das alles für eine „neuen Freundin“ sein muss, wenn man von der Familie des Freundes scheinbar weder akzeptiert noch gemocht wird bzw. dort noch jemand ist, der die Rolle der Schwiegertochter noch besetzt.
Ich hatte von Anfang an nur die Rolle „der anderen Frau“ -Kaffee trinken, Sonntags treffen usw – dafür ist ja seine Ex noch da.
Wenn seine Mutter mal fragt ob er z.B. mit ihr Kaffee trinken gehen möchte, dann nur ihn allein – nicht uns.
Fast jeden Tag werden wir wieder mit diesem Thema konfrontiert. Wir reden viel darüber, streiten dabei auch nicht.
Nur irgendwie hab ich den Eindruck, dass es keine Zukunft haben wird. Ich weiß momentan jedenfalls nicht wie die aussehen soll. Ich hab das Gefühl, die Luft ist völlig raus, da wir nur noch über Probleme reden – die ja auch nicht zu ignorieren sind.