Hallo...
Im Kurzen: Ich brauche Hilfe. Ich würde mich auch selbst als psychischen Polytraumapatienten bezeichnen.
Das akute Problem: Am vergangenen Samstagabend war ich mal wieder in einem psychischen Ausnahmezustand (äußert sich bei mir in totaler Abwesenheit und Manifestation in Flashbacks, in nervösem, kleinkindartigem "Rumgezappel", Kratzen der Extremitäten...) Mein Freund kennt das durchaus bereits und teilt diesen Zustand in zwei Stufen ein - in der Ersten bin ich durchaus noch sporadisch in der Lage mit ihm eine Konversation zu führen, ich bin eher gefühlskalt, in einer "mir ist alles" - Attitüde gefangen und werde vollständig empathielos.
Die zweite Stufe zeichnet sich durch komplette Abwesenheit meinerseits aus - als wäre ich in einer gänzlich anderen Welt. In dieser Phase starre ich wohl nur noch leer vor mich hin.
Nach einem tollen Samstagabend wurde ich jedenfalls mal wieder durch irgendetwas getriggert und befand mich in Stufe 1. Mein Freund hat es natürlich sofort gemerkt, ist mit mir nachhause gefahren und wir haben uns ins Bett gelegt.
Er will dann immer mit mir reden, will wissen, was los ist und mir helfen.
Ab und an fehlt ihm das Feingefühl dabei und ich treibe ihn oft genug zur Verzweiflung, aber diesmal habe ich ihn wirklich verletzt...
Ich habe ihn quasi gezwungen, mit mir zu schlafen.
Wir haben ein tolles Sexleben - so toll wie es eben sein kann als gebranntmarktes Kind, aber er ist unglaublich zärtlich, achtet immer darauf, dass es mir gut geht und hört sofort auf, wenn er merkt, dass mich Flashbacks ereilen.
Dieses Mal war es aber anders. Ich wollte mich quasi selbst verletzen, durch ihn... Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Ich verstehe selbst das Wie und Warum nicht. Wir hatten die Woche kaum Kontakt, ich hatte ein traumatisches Erlebnis und Angst, dass er mich abstoßend finden und mich verlassen würde.
Und obwohl ich es nicht wollte, habe ich ihm immer wieder gesagt, dass ich mit ihm schlafen wolle. Er wollte nicht - er wollte mir nicht weh tun. Ich weiß, dass er Lust gehabt hat, er hätte nur in meinem psychischen Zustand darauf verzichtet, wie er es immer tat.
Aber ich habe ihm immer wieder gesagt "Schlaf mit mir, du findest mich doch hässlich, und abstoßend, wenn du nicht mir schlafen willst, ich will mit dir schlafen...", dass er irgendwann nachgegeben hat, schon fast den Tränen nah vor Verzweiflung.
Und das war mir erschreckender weise in diesem Moment komplett egal.
Er hat mich die ganze Zeit dabei angesehen, ununterbrochen gefragt, ob alles in Ordnung sei. Ich habe genickt, ihn angelächelt, obwohl ich Schmerzen hatte, obwohl ich mich schrecklich gefühlt habe. Er hat aufgehört, als ich in Stufe 2 abdriftete.
Die ganze Nacht hat er mich im Arm gehalten, geweint und gesagt, er fühle sich wie ein Vergewaltiger, ich könne ihm nie verzeihen, er hätte alles zerstört. Ich habe nicht eine Träne vergossen, nicht ein Wort gesagt und ihn nicht mal angesehen.
Dabei bin ich diejenige, die ihn gedrängt hat, die ihn und sich selbst verletzt hat. Er war quasi nur mein "Mittel zum Zweck" in diesem Augenblick. Ich verspüre keine Abscheu, keine Angst vor ihm, aber seit Samstag ist er wie ausgewechselt.
Er achtet tunlichst darauf, mich nicht zu berühren, redet nicht mehr frei nach Schnauze, wie er sonst immer getan hat, sondern achtet in meiner Gegenwart auf jedes Wort.
Ich habe wohl unsere Beziehung zerstört und ich weiß nicht mehr weiter... Er ist mein Ruhepol, er hält mich fest, und nun denkt er, er hätte das gleiche getan mit mir wie mein Onkel. Sämtliche Beteuerungen, dass es nicht so ist, dass ich Schuld habe, blockt er komplett ab, er gibt sich die gesamte Schuld, hört nicht auf sich zu entschuldigen und macht sich schwere Vorwürfe.
Was soll ich nur tun? Warum habe ich ihn so verletzt? Ich bin ein schrecklicher Mensch...