Hallo zusammen,
ich habe in der Vergangenheit schon öfter mal hier bei euch vorbeigeschaut und denke nun aber dass es an der Zeit meine Story ebenso zu Papier zu bringen, in der Hoffnung explizit auf meine Situation Ratschläge zu erhalten... es geht um meine Ehe, die scheinbar ein jähes Ende gefunden hat.
Mein Mann und ich haben uns früh kennengelernt, im Urlaub - ich war 14 und er vier Jahre älter, ich lebte in Übersee, er in Deutschland. Es funkte abrupt, wenn man davon in dem Alter sprechen kann und wir hielten über ein ganzes Jahr und viele tausend Kilometer innigen Briefkontakt, bis auch ich nach Deutschland kam. Selbstredend, dass wir uns damals sofort trafen, es dauerte auch keine zwei Tage, da waren wir fortan ein Paar.
Bis zu Weihnachten letzten Jahres hielt diese Liebe, ganze 15 Jahre, obgleich wir auch viel schwere Zeiten hatten un ich aufgrund vieler unverarbeiteter Kindheitserlebnisse auch immer mehr in die unbemerkte Depression fiel. Mein Mann wurde zu meinem "Co-Alkoholiker" (wobei Alkoholiker hier nur ein Synonym sein soll, ich rauche und trinke nicht) und unterstütze meine Depressionen & Ängste, indem er alles für mich tat bis zu jenem Tag X, als er sagte dass er mich nicht mehr liebte und die Beziehung vorbei sei. Erst da auch begriff ich um die Ernsthaftigkeit meiner seelischen Erkrankung und wurde von meinem Psychiater in eine offene Klinik überwiesen. Dort kümmerte ich mich intensiv darum wieder auf die Beine zukommen, mein Mann hatte derweil bereits eine neue Freundin. Doch der Kontakt riss nicht ab, im Gegenteil. Wir sahen uns wöchtenlich, er besuchte mich... und merkte meine positive Veränderung, sagte mir er wolle es nochmals mit mir versuchen, wir haben doch noch so viel vor uns und er wolle noch unendlich viel mit mir erleben.
Im Grunde genommen sind wir auch, selbst aus seiner Sicht, das sagt er sogar wörtlich, ein perfektes Paar: wir teilen die selben Ansichten, haben die gleiche Leidenschaft für Musik, Reisen, ferne Länder & Kulturen. Wir glauben an die selben Dinge und können Stunden lang über das Leben philosophieren, haben (oder besser hatten, auch nach der Trennung) ein erfüllendes Liebensleben... doch habe ich mit meiner Erkrankung wohl auch viel zerstört, bis ich bemerkt hatte, dass ich nicht nur mit meinem Leben "überfordert" sondern eben ernsthaft erkrankt war.
Als ich nach 8 Wochen aus der Klinik entlassen wurde und endlich wieder der Mensch war, der ich einst gewesen bin, frei von Ängsten und Sorgen, die ich alle aufgearbeitet hatte, zog mein Mann auch gleich wieder zu mir in unsere einst gemeinsame Wohnung. Wir trennten jedoch die Zimmer, so dass jeder auch seinen Rückzugsraum hatte. Das war uns beiden sehr wichtig.
Mittlerweile habe ich einen guten Job, sortiere mein Leben neu, haben mir ein soziales Netz aufgebaut und große Zukunftsvisionen. Unser gemeinsamer Traum war es immer nach England auszuwandern, an dem wir beide auch noch festhalten...
Doch:
Obwohl wir immer eine klasse Zeit zusammen haben, nachholen was wir während meiner Depression verpasst hatten, lachen, weinen, hoffen und Spaß haben, sagte er mir nun vor einigen Wochen, dass er mich nicht mehr liebe, ich wie eine Schwester, ein Kumpel für ihn sei und er kein Privatleben habe. Er interessiert sich für andere Frauen und möchte keine Rücksicht mehr darauf nehmen, ob es mir weh tun könnte, wenn er einen One-Night-Stand nach dem anderen habe...
Nein, ein Macho ist er nicht, ganz im Gegenteil - er ist treu und warmherzig, doch war schon immer auch sehr freiheitsliebend, ein echter Wassermann eben.
Nach wie vor auch antwortet er mir, dass man niemals nie sagen solle, wenn ich ihn frage ob er sich eine Zukunft mit mir noch vorstellen könne, doch wirft auch gleich ein, dass das im Moment nichts für ihn ist und er eben ungebunden sein will. Auch er befindet sich in psychologischer Behandlung, sein Arzt meine er habe ein Mutterkomplex und versuche immer noch mir alles recht zu machen, der Grund weshalb er sich auch so sehr versucht von mir los zu reißen, weil er eben nicht mehr ein zu beschützendes Wesen in mir sehen wolle. Er weiß, dass ich ihm mittlerweile keinen Grund mehr dafür gebe, kann es jedoch nicht abstellen...
Ich sei interessant, eine perfekte Partnerin, er habe mich gern aber will eben endlich frei sein.
Was nur habe ich darunter zu verstehen? Ist es nur dass er durch die vielen Jahre, die er mit mir verbracht hat, als ich depressiv war, selbst daran kaputt gegangen ist und nun versucht sich wieder zurück ins Leben zu katapultieren? Oder ist gar alle Hoffnung verloren und er sagt mir die schönen Dinge nur aus seinem "Mutterkomplex" heraus um mir nicht weh zu tun?
Aus finanziellen Gründen wohnen wir noch zusammen, haben uns in der Vergangenheit auch hoch verschuldet. Eine eigene Wohnung bekomme ich in der Gegend hier nicht, die Mieten sind zu hoch und mein Job wirft nicht genug ab. Das Sozialamt hilft ebenso wenig, da ich verheiratet bin und noch mit meinem Mann unter einem Dach wohne... Und wie es aussieht, wird sich an unserer räumlichen Situation auch nichts ändern...
Seit ich meine Seele gerettet habe und verstand, weshalb ich so krank wurde (mein Vater spielt dabei die Hauptrolle) habe ich auch eine ganz neue Form der Liebe in mir entdeckt, eine die nicht aus einem Defitizit heraus entsteht, sondern eine bedingslose, die reich genug ist um zu geben ohne zu erwarten. Ja, ich liebe diesen Menschen, diesen Mann... reinen Herzens und wünsche mir nichts sehnlicher als dass auch er endlich sein Glück findet... doch eben auch mit ihm ein Leben zu teilen, um alles das in Angriff zu nehmen, wovon wir beide so sehr träumen.
Nur weiß ich nicht mehr weiter... soll ich ihn loslassen, ihn ziehen lassen? Wenn er am Wochenende bei anderen Frauen ist und ich am Montag wieder mit gebrochenem Herzen zur Arbeit muss? Hält das ein Mensch auf Dauer aus? :(
Ich bin verwirrt... wohl in jeglicher Hinsicht. Vielleicht hat jemand dadraußen ähnliche Erfahrungen gemacht und sieht die Sache etwas klarer.
Mein Problem ist es nicht mein eigenes Leben auf die Reihe zukriegen, das habe ich gelernt und bin auch stolz darauf es zu leben, doch wünsche ich mir sein und mein Glück unter einen Hut zu bekommen und hoffe wahrscheinlich insgeheim darauf, dass es nun auch nur darum geht, dass auch er "heil" wird und wir dann vielleicht noch mal von vorn beginnen können...
Traurige Grüße über die derzeitig schwierig und belastende Situation,
Isabelle