hallo,
ich bin mir in jeglicher hinsicht momentan sooo unsicher. ich habe mich vor zwei tagen von meinem freund, mit dem ich fast acht jahre zusammen war, getrennt. ich war mir sehr sicher, dass es der richtige weg ist, aber ich zweifle schon jetzt.
wir sind ziemlich jung zusammengekommen. ich war zwanzig und er einundzwanzig. sehr lange zeit haben wir uns toll verstanden und ich war überglücklich. er hat bei seinen eltern gewohnt und ich bei meinen, weil wir beide noch studierten. das war bis vor vier monaten so. da haben wir uns eine gemeinsame wohnung gesucht. ich wollte prinzipiell in die stadt ziehen, da wir beide dort arbeiten und auch mein bruder und seine beste freundin dort in der nähe wohnen.
ausserdem hatte ich mir immer vorgestellt, dass ich erst einmal in die stadt ziehe - ich bin bei meinen eltern auf dem land aufgewachsen - und irgendwann, wenn ich kinder habe, aufs land ziehe. mein freund allerdings wollte von vorneherein aufs land. er wollte gerne in den ort ziehen in dem er aufgewachsen war und auch viele seiner freunde wohnen. die betonung liegt auf SEINE freunde. ich bin in diesen freundeskreis zwar auch reingewachsen, aber es sind immer noch seine freunde und ich habe mich mit deren freundinnen zwar ganz gut verstanden, aber es waren eben nicht meine freundinnen. - schlussendlich sind wir dann doch in seinen heimatort gezogen.
wir haben dort ein ganz süßes haus gefunden, mit direktem flusszugang und einem nicht einsehbarem grundstück. nun sind wir allerdings bei unseren eltern ausgezogen und hatten dementsprechend beide quasi keine möbel, die wir hätten mitnehmen können. somit war der finanzielle aufwand ziemlich groß, was uns auch zu anfang bzw. vor allem mich, da ich mich um die finanziellen dinge gekümmert habe, ziemlich belastet hat. ich empfand es als ziemlichen stress, mich um alles alleine kümmern zu müssen. er hat es natürlich gerne mir überlassen - so wie er eigentlich alles organisatorische mir überlassen hat. er hat sich nicht wirklich um vieles gekümmert was den umzug betrifft.
ziemlich bald nach dem einzug war ich permanent schlecht gelaunt. ich wusste so gar nicht woran das liegt. ich bin nach der arbeit weinend nach hause gefahren und wusste nicht was mit mir los ist. ich bin am wochenende morgens aufgewach und habe angefangen zu weinen und wusste nicht was los ist. ich habe manchmal sogar während der arbeit angefangen zu weinen und wusste nicht was los ist. ich habe das alles auf den ganzen umzugsstress und meinen neuen job und den damit verbundenen stress geschoben. ich dachte, dass mir das einfach alles zu viel wird. allerdings so richig mit ihm darüber geredet habe ich nicht. eher mit meinen eltern. ich bin dann auch einmal die woche abends zu meinen eltern gefahren, um mit meiner mutter serien zu schauen. jedesmal wenn ich dort war, habe ich geweint.
natürlich ist es mir ausserordentlich schwehr gefallen, bei meinen eltern auszuziehen. ich bin in einem sehr behüteten elternhaus aufgewachsen und mir fiel es sehr schwehr mich abzunabeln. mein freund wusste darum auch. er hat geahnt, dass es mir nicht leicht fallen wird auszuziehen. als wir nach einiger zeit miteinander geredet haben - es war kurz davor zu eskalieren, weil ich mal wieder weinender weise am frühstückstisch saß und mich immer mehr zurückgezogen habe - hat er mir das gesagt. er hat mich aber nicht wirklich von alleine darauf angesprochen. das hat mich noch weiter von ihm weg gebracht. ich habe mich immer mehr zurückgezogen und je weniger er auf mich eingegangen ist, desto mehr habe ich das getan. ich habe mich regelrecht eingeigelt und insgeheim darauf gewartet, dass er mich packt und mich schüttelt damit ich ihm endlich die wahrheit sage, warum ich die ganze zeit so mies drauf bin und mich so zurückziehe. ich habe ihm die ganze zeit gesagt, dass ich nicht genau wüsste woran es läge. dabei wusste ich auch schon da insgeheim, dass es auch an ihm liegt.
im nachhinein kann ich sagen, dass es mich wahnsinnig gestört hat, dass er irgendwie noch nicht erwachsen ist. er streubt sich davor verantwortung zu übernehmen, er ist faul (er denkt natürlich das gegenteil von sich) und eigeninitiative - vor allem was den haushalt betrifft - kennt er nicht. es hat mich wahnsinnig gemacht, dass er im haushalt nicht mal sieht, wenn irgendetwas erledigt werden muss. ich bin keine frau, die sich auf biegen und brechen emanzipieren muss, aber wir arbeiten beide in der gleichen branche - und das ziemlich viel - und da möchte ich gerne, dass beide verantwortung dafür übernehmen, dass es zu hause läuft. bis vor kurzem hat er ja noch bei mutti gewohnt und musste dort im prinzip gar nichts machen. sogar seine hemden hat mami noch gebügelt. monsieur konnte also seine komplette freie zeit so verbringen wie es ihm gerade in den sinn kam. das geht natürlich, wenn man dann einen eigenen haushalt hat, nicht. ein haus macht nunmal arbeit. ich habe das gefühl, dass ihm das bis dahin niemand gesagt hatte.
was es auch nicht gerade einfacher macht, ist dass er sich mit meinem bruder und seiner freundin vollkommen überworfen hat. der grund dafür ist, dass er die freundin meines bruders auf einer party - auf der viieeeel alkohol geflossen ist - versucht hat zu küssen. das ist ja alles eigentlich auch etwas, was man entschuldigen könnte. dafür muss man aber auch, wenn man es erfährt, dass man das gemacht hat, dazu stehen und den schneid haben, es wieder gerade zu rücken. das hat er aber leider nicht getan. es ist mittlerweile fast schon ein jahr her, dass das passiert ist und er hat sich immer noch nicht dafür entschuldigt. dabei war mein bruder eigentlich mal sein bester freund.
für mich war die lage natürlich ganz beschissen. ich stand so dermaßen zwischen zwei stühlen. ich war sauer auf ihn und konnte es auch verstehen, dass mein bruder nichts mehr von ihm wissen wollte. ich konnte mich aber auch nicht von ihm trennen und habe ihn verteidigt. trennen konnte ich mich glaube ich nicht, weil mir so sehr der boden unter den füssen weggezogen wurde. ich war ja nun so gar nicht auf dieses ganze dilemma vorbereitet und so vor den kopf geschlagen. das war eine entscheidung, die mir quasi abgenommen wurde und das wollte und konnte ich nicht zulassen. ich habe meine komplette familie vor den kopf gestossen indem ich einfach darüber hinweg gesehen habe und quasi - nach einigen entschuldigungen etc. seinerseits - so getan habe als wäre nichts gewesen. alle haben gedacht, dass ich blind sei. sie haben mich nicht von meinem plan abhalten können. das hatte ich mir jetzt so in den kopf gesetzt und dann auch so durchgezogen.
von null auf hundert fing ich dann bereits kurze zeit später an von hochzeit zu reden etc.. ich war so blind. ich hätte darauf bestehen müssen, dass er sich bei meinem bruder entschuldigt. aber ich habe ihn mal wieder aus seiner verantwortung entbunden. das war ein riesen fehler.
nun sind wir, wie gesagt, vor einem knappen halben jahr zusammen gezogen und die zeit seitdem habe ich ja schon beschrieben.
ich habe mich die letzten wochen so sehr über ihn geärgert. ich habe seit etwa 3,5 monaten immer wieder mit dem gedanken gespielt, mich von ihm zu trennen. ich habe immer angst davor gehabt, eine übereilte entscheidung zu treffen. ich hatte angst davor, dass ich es später bereuhen würde. ich hatte angst davor einen riesigen fehler zu begehen, wenn ich mich von ihm trenne.
wir haben in dieser zeit ich glaube dreimal intensiv darüber gesprochen. ich habe ihm gesagt, dass mir bei ihm der nötige rückhalt fehlt. dass ich mich bei ihm nicht fallen lassen kann. dass ich nicht das gefühl habe, dass er mich mit voller kraft unterstützt. ganz abgesehen davon fehlten so was von die körperlichkeiten. nicht nur, dass wir seit ungefähr einem halben jahr nicht ein einziges mal miteinander geschlafen haben, brauche ich auch im alltag körperliche zuneigung. mir reicht auch kein sex - darauf kann ich sogar eine zeit verzichten. aber ich brauche es zwischendurch umarmt zu werden und das bitte ohne dass ich es einfordern muss!! oder einfach mal ein zärtlicher blick. das ist mir so wichtig und das gibt mir auch so viel kraft. leider fehlte das vollständig und als wir darüber gesprochen hatten, hat er sich zwar mühe gegeben, aber das habe ich eben nicht als "echt" empfunden und es gar nicht angenommen.
jetzt sitze ich hier mit meinem scherbenhaufen. schluss gemacht und doch nicht sicher ob es richtig war. obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, dann ist es glaube ich sogar die richtige entscheidung. aber ich weiß nicht ob ich das emotional aushalten kann. acht jahre sind so lange. er und ich nicht mehr zusammen? das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. das gehört eigentlich so.
nun muss ich natürlich meine sachen packen und ausziehen - zumindest habe ich ihm das so gesagt. ich hatte vorgestern - bevor ich mich von ihm getrennt habe - noch einen richtigen plan. ich wollte am sonntag schon meine ersten sachen aus der wohnung holen und für eine gewisse zeit erst einmal zu meinen eltern zurück ziehen. jetzt allerdings bin ich mir meiner sache überhaupt gar nicht mehr sicher. ich bin so traurig. ich weiß momentan überhaupt nicht wo ich hingehöre. bei meinen eltern bin ich nicht mehr richtig zu hause. in meine wohnung kann ich irgendwie auch nicht. auf meine arbeit kann ich mich nicht mehr konzentrieren. ich könnte nur noch heulen.
mein bruder und seine freundin (die auch seit zehn jahren meine beste freundin ist) bestärken mich natürlich in meiner entscheidung. genauso wie auch meine eltern. von außen ist es ja - so wie ich es jetzt auch hier geschildert habe - die einzig logische konsequenz. wenn man sich nur noch ankotzt - und das über monate - und nicht miteinander reden kann, dann sollte man sich trennen. denn wenn man es schon so oft wieder und wieder versucht hat und es immer wieder scheitert, dann muss man doch irgendwan mal einen schlussstrich ziehen, damit beide sich anders orientieren können und endlich richtig glücklich werden. aber es fühlt sich gerade soooo falsch an!!!
vielleicht kennt ja jemand meine situtation und kann mir einen guten ratschlag geben? ich weiß auf jeden fall momentan überhaupt nicht weiter...