Hallo!
Meine Freundin wohnt seit gut einem halben Jahr quasi bei mir. Das ist gleichzeitig auch der Zeitraum, von dem man sagen kann, dass wir zusammen sind.
Seitdem sind wir 24/7 beisammen, bis auf einige Ausnahmen (z. B. den Besuch der Heimat über das Wochenende). Ihre eigene Wohnung bertritt sie in er Regel nur noch, um frische Anziehsachen zu mir zu bringen bzw. altes wegzubringen.
Wenn ich nur andeute, mich mit jemanden anderen zu treffen, wird sie traurig. Aus dem Grund habe ich meine Freunde vernachlässigt. Genauer gesagt sehe ich Leute, die ich sonst in der Woche mehrfach gesehen habe, gerade mal ein- zwei mal im Monat.. und das auch nur, weil ich (bzw. wir) sie zufällig treffe(n). Mittlerweile gibt es in meinen Freundeskreisen den "Witz", dass ich eigentlich gar nicht mehr existiere.
Sie wird auch traurig, wenn ich bei etwas Spaß habe, was nicht direkt etwas mit ihr zu tun hat -- sei es ein Hobby oder irgendwetwas anderes. Aus dem Grund habe ich meine Hobbys auch weitgehend eingestellt.
Meine Freunde und meine Hobbys sind mir wirklich unglaublich viel wert, was ich für sie aufgegeben habe. Ich will sie einfach nicht traurig machen. Das alles scheint aber nicht zu helfen. Natürlich habe ich ihr das nie vorgeworfen, weil es ja im Grunde meine Entscheidung ist, welche Dinge ich zurückstelle und welche nicht. Außerdem würde es sie bestimmt traurig machen, wenn ich sagen würde, dass ich irgendwas ihretwegen aufgegeben habe.
Sie fragt mich manchmal, wer ich denn bin.
Ich tue wirklich mein absolut bestes, um so offen wie möglich zu ihr zu sein -- sie ist trotzdem der Meinung, ich würde ihr nicht alles erzählen oder hätte irgendwelche Geheimnisse vor ihr. Es gibt wirklich kein Geheimnis, an das ich denken kann, von dem ich ihr nicht erzählt habe.
Gleichzeitig dreht sie bspw. ihren Laptop sofort weg, wenn ich auch nur in die Nähe komme. Ich weiß nicht mal, was für ein Hintergrundbild sie hat. Sowas muss ich auch absolut nicht wissen und ich will auch überhaut nicht auf ihren Laptop schauen, nur ist das für mich recht widersprüchlich.
Im Rahmen unseres Studiums müssen wir auch ein Praktikum absolvieren. Hier hat sie mir anfangs nicht mal gesagt, **dass** sie eins macht... nur "ich bin nicht in der Uni und komme nachmittags wieder". Natürlich habe ich mir gedacht, dass es das Praktkikum sein wird. Wirklich erfahren davon habe ich nur, weil mich ein Freund angeschrieben hat, weil er sie in einem Ort, wo viele Firmen sitzen, gesehen hat. Davon habe ich ihr auch erzählt, als sie wieder kam. Ich habe auch nicht weiter nachgefragt, weil ich es respektiere, wenn sie mir etwas nicht sagen möchte. Trotzdem habe ich nachgefragt, warum sie mir denn nicht sagen wollte, dass sie ein Praktikum macht. Als Antwort kam nur "damit du mal weißt, wie sich das anfühlt, wenn man nichts sagt".
Abundzu fragt sie mich auch, was ich denn gerade denke. Auch das beantworte ich immer stets wahrheitsgemäß, auch wenn es vielleicht gerade nicht in den Kontext passt.
Sie hält mich für eine Art Superhelden, der "alles kann" (sagt sie wirklich öfters), was offensichtlich nicht stimmt. Jedes mal sage ich ihr auch, dass das nicht stimmt. Außerdem habe ich "immer Glück". Letzteres führe ich auf selektive Wahrnehmung zurück.
Außerdem entschuldigt sie sich bei mir öfters für Dinge, für die sie offensichtlich nichts kann oder für Dinge, die total belanglos sind.
Aktuell haben mich zwei Freunde, die beide in entfernten Städten wohnen, gefragt, ob ich zu ihnen kommen will, um eine LAN-Party und eine Kneipentour zu machen (insgesamt sind es 3 Tage). Beide Freunde habe ich selbst vor unserer Beziehung nur 2-3 Mal im Jahr gesehen. Da ich beide wirklich selten sehe, wollte ich dort mit machen. Als ich meiner Freudnin davon erzählt habe, hat sie mir deutlich gemacht, dass es sich für sie so anfühlt, als würde ich sie betrügen und nicht sagen, mit wem (vielleicht weil sie beide Freunde von mir nicht kennt??). Jedenfalls denke ich nicht einmal daran, sie zu betrügen und habe auch absolut keinen Grund dazu. Die Fahrt zu meinem Kumpel habe ich nicht mal angetreten und sie ist durchgehend sauer auf mich als auch traurig wegen mir.
Sie selbst hat ein paar Freunde, mit denen sie aber nur was macht, wenn sie gefragt wird. Ist es dann soweit, zählt sie quasi die Sekunden, bis sie wieder zu mir kann. Laut eigener Aussage kommt sie nicht mit dem Gedanken zurecht, dass ich alleine bei mir zu Hause bin, wenn sie bei mir sein könnte. Aus dem Grund fährt sie auch nur zu ihren Eltern in die Heimat, wenn ich zeitgleich zu meinen fahre.
Ich liebe sie. Ich weiß nur nicht, wie ich auf Dauer damit zurecht kommen soll. Ich habe das Gefühl, keine Freiheit mehr zu haben, weil ich mich selbst unterdrücke, um sie nicht traurig zu machen. Und das funktioniert nicht mal. Was passiert, wenn ich mich mit anderen treffen würde, sehe ich momentan. Selbst wenn ich das machen würde, denke ich, dass sie selbst nicht wüsste, was sie in der Zeit ohne mich machen sollte. Das mag aber auch nur einbildung von mir sein.
Laut ihr bin ich der unempatischste Mensch, den sie kennt. Das mag vielleicht zutreffen. Wenn ich sie dann frage, warum sie weint oder ihr sage, dass sie es mir erklären soll, bekomme ich keine Antwort oder ein "das hab ich dir schon gesagt". Dieses "das hab ich dir schon gesagt" soll wohl eine Referenz darauf sein, dass ich ihr ja nichts erzählen würde. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.
Was kann ich tun und warum? Wie fühlt sie sich? Wie verstehe ich sie besser? Was mache ich falsch?
Dieses Thema hier trifft meine Situation denke ich ziemlich gut:
https://www.question.com/my-girlfriend-either-has-no-hobbies-or-friends-57923.html
Viele Grüße