Liebe Community,
ich habe mich hier neu angemeldet weil ich Euren unabhängigen Rat brauche, da ich einen riesengroßen Fehler begangen habe. Ich muss dazu sehr weit ausholen da viele Faktoren dort zusammenkommen:
Ich bin mit meiner Freundin , die seit knapp einem halben Jahr auch meine Verlobte ist , seit fast 5 Jahren zusammen und wir wollten diesen Sommer heiraten. Ich liebe Sie über alles und ich weiss , dass Sie meine grosse Liebe ist. Das steht völlig ausser Frage und da bin ich mir absolut sicher. Mein Vater erkrankte vor vielen Jahren an Krebs und schien die Krankheit nach Operationen und Strahlentherapie besiegt zu haben. Ich hatte ein sehr sehr inniges Verhältnis zu ihm. Vor 3 Jahren flammte der Krebs erneut auf und er musste sich einer Chemotherapie unterziehen die zunächst gut angeschlagen hatte. Nach dem ersten Zyklus zeigte sich aber schnell, dass der Krebs nicht besiegt werden kann und es sich nur noch um lebensverlängernde Maßnahmen handelt. Keiner hat dies so direkt ausgesprochen aber jeder wusste es . Spätestens zu diesem Zeitpunkt bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen. Ich bin kein Mensch der von sich aus und gerne über seine Gefühle spricht , vorallem wenn Sie so negativ sind. Ich habe gespürt dass ich in eine Depression gerutscht bin. Ich habe dies aber nur mit mir selber ausgemacht und mit keinem Gesprochen. Wahrscheinlich um es zu verdrängen, ebenso wie die Tatsache das mein Vater sterben wird. Es dauerte nicht lange bis meine Freundin gemerkt hat und ich natürlich auch , dass ich mich verändere. Ich war schnell gereizt, hatte kaum Interesse etwas zu unternehmen, die Zärtlichkeiten ließen nach und ich fühlte mich den ganzen Tag als wenn ich in einer Blase durch die Welt gehe. Die Liebe zu meiner Freundin war nach wie vor da , konnte Sie aber nicht mehr so zeigen wie am Anfang. Ich hatte Angst mit meiner Freundin über meine Situation zu sprechen , da ich Angst hatte wenn Dinge ausgesprochen würden , dann wären Sie real . Ich wollte nicht wahrhaben dass mein Vater sterben würde . Es hat mich innerlich zerrissen wenn ich gesehen habe, wie sehr es meine Freundin beschäftigt hat dass ich mich verändere und Sie denkt dass es an ihr liegt aber ich ihr keine Antworten geben konnte die sie " beruhigen". In dieser Zeit habe ich mich versucht abzulenken und habe mich oft mit meinem besten Freund getroffen und wir sind gemeinsam weggegangen. Diese Ablenkung war deswegen eine , da mein bester Freund quasi die einzige Aussenstehende Person war, die ich nicht mit der Situation des bevorstehenden Todes meines Vaters in Verbindung gebracht habe . Ich weiss nicht wie ich das beschreiben soll, aber ich denke ihr wisst was ich damit sagen möchte. Natürlich war meine Freundin auch meine größte Stütze und Ablenkung - ohne Sie wüsste ich nicht ob ich die Zeilen heute noch schreiben könnte. Ich habe in dieser Zeit Abends sehr viel Alkohol getrunken um mich zu betäuben. Als wir eines Abends unterwegs waren , waren wir in einer Bar.Wir beide waren extrem betrunken und ich habe extreme Lücken wenn ich an diesen Abend denke. Mein Freund kam mit einer Frau ins Gespräch die er nach kurzer Zeit küsste. Diese Frau war mit einer Freundin dort mit der ich mich kurz über belanglose Dinge unterhielt. Plötzlich küsste mich diese Frau unvermittelt und ich habe den Kuss erwidert. Wir verließen die Bar daraufhin und als am nächsten Tag bruchstückhaft die Erinnerun zurück kam war ich total schockiert und innerlich vor mir selber angewidert. Als wir ein paar Wochen später nochmal unterwegs waren , trafen wir diese Person noch einmal aus Zufall und mein Freund wollte Sie "testen" und etwas für sein "Ego" tun. Er hat dann über meinen Facebook Account den Kontakt gesucht und mit ihr geschrieben in dieser Nacht aber er hat sich weder mit ihr getroffen noch sonstirgendetwas getan. Es war für ihn einfach nur "Spaß". Für mich hat das alles absolut nix bedeutet und ich bin selber vor mir erschrocken , da ich absolut nicht der Typ für so etwas bin. Auch nicht wenn ich Single bin. Ich habe für mich beschlossen dass ich es meiner Freundin nicht sage , da ich erstens kaum noch etwas davon wusste , und zum anderen weil es nix bedeutet hat. Seit diesem Vorfall ist ein Jahr vergangen und mein Gewissen hat mich oft sehr sehr geplagt. Der Zustand meines Vaters hat sich zunehmend verschlechtert und im vergangenen August ist er bei uns zu Hause in unseren Armen verstorben. Spätestens seit diesem Tag wusste ich dass ich tief in einer Depression stecke. Das Thema Hochzeit stand bei meiner Freundin und mir schon länger zur "Diskussion". Ich habe mich am Anfang davor geziert diesen Schritt zu gehen . Das hat nichts damit zu tun dass ich meine Freundin nicht über alles liebe und mir meine Zukunft nur mit ihr vorstellen kann und möchte. Ich bin was solche Entscheidungen betrifft an sich etwas "komisch" . Gleiches Thema war vor 3 Jahren der Fall als meine Freundin und ich zusammengezogen sind . Sie musste mir regelrecht die Pistole auf die Brust setzen. Dies liegt aber noch in meiner letzten Beziehung begründet , da ich dort verlassen wurde und mit wirklich schlimme Dinge passiert sind . Ich hatte seitdem sehr sehr sehr grosse Verlustängste. Diese waren irgendwie höher als der Wunsch zusammenzuziehen. Wir sind dann zusammengezogen und im Nachhinein war dies die beste Entscheidung meines Lebens. Als es meinem Vater im letzten Jahr zusehends schlechter ging haben wir beschlossen zu heiraten damit er es noch miterleben kann. Ich weiss , kein sehr romantischer Grund, aber für meine Freundin war dies absolut ok und ich habe dies natürlich nicht nur wegen meinem Vater getan sondern weil dieser Schritt auch für mich absolut schön war. Ich habe gemerkt wie Stück für Stück die Verlustängste weniger werden. Leider kam alles anders ...Mein Vater ist letzten August , etwa einen Monat nach unserer Verlobung gestorben. Nachdem der erste Schock überwunden war haben wir geplant die Hochzeit für diesen Sommer zu planen. Leider bin ich seit dem so tief in die Depression gerutscht wie nie zuvor . Ich habe wenig Interesse an allem gezeigt, ausser an Dingen die mich alles haben vergessen lassen für eine Zeit . Meine Freundin hat dies natürlich als Desinteresse an der Hochzeit interpretiert . IcH hatte keine Kraft ihr zu sagen was mit mir los ist ...Ich wollte Sie schützen....