Der Schmerz
Liebe Löwin,
Zu Frage 1. Wie lange dauert der Schmerz.
bei mir ist es nun fast 3 Jahre her, dass ich nach 26 Jahren Ehe erfahren habe, dass mich mein Mann betrügt und das trotz eigentlich guter, zufriedener Ehe, Aufmerksamkeiten, Liebesbeweisen, guten Kindern, sozialer Zufriedenheit etc.
Anfangs war das Erwachen in die reale Welt hinein unglaublich schmerzlich. Habe mich aber literarisch mit sehr vielen Ratgebern die aktuell auf dem Markt sind beschäftigt und habe so nach und nach an hilfreichen Erkenntnissen gewonnen, die immerhin tragen, d.h. das was mir sehr viel Wert ist noch trägt, meine Ehe. Der Zusammenhalt der Familie, das Wohl der Kinder.
2. Wie wirkt sich das Fremdgehen von damals noch heute aus?
Bei meinem ist das keine einmalige Sache gewesen und wird es, wie ich nun erkannt und verstanden habe auch niemals sein. Durch die vielen Informationen zum Thema die ich habe, bin ich immerhin soweit gekommen, dass ich differenziere und aufgehört habe nach dem warum zu fragen, warum mir, warum das, wieso weshalb warum, was hab ich falsch gemacht, was er...etc...????? Ich versuche diese ganze Problematik der Triebhaftigkeit des Menschen irgendwie zu verstehen, ohne den Einzelnen nun veruteilen zu wollen. In dieser Phase bin ich reifer geworden, waachsamer mir selbst gegenüber, milder Anderen gegenüber, mit dem Verurteilen Andererer halte ich mich sehr zurück.
Das entspannt die Beziehung hin und wieder. Es kommen aber immer wieder Dinge aus dem Unbewusstsein hoch, die ich verstandesmässig nicht steuern kann, dann falle ich zurück in die Gekränkte, die Opferhaltung, die Wütende, die sich nicht beherrschen kann und Vorwürfe macht, in Ironie erstickt, an Scheidung denkt. Ich registriere jede Regung von ihm und deute das in Richtung dessen, was mich erfüllt: dieser Schmerz eben. Der ist mein ständiger Begleiter, aber er ändert sich, nimmt andere Formen an, Schmeregrade. Er ist immer da, immer, täglich. Ich mache ihn zum alten Bekannten, zu einem Teil, der zu mir gehört, der mit dem was geschah nichts mehr zu tun hat, mit meinem Mann nichts mehr zu tun hat, dieser Schmerz hat allein was mit mir zu tun, mit meinem Leben, er klopft an und will mir was klar stellen: mich selbst. Ich habe jedenfalls auch das was man Vertrauen nennt in Punkto Sexualtiät sehr kritisch hinterfragt, habe aber kein Heilmittel gefunden.
3 Wie lange ist das Fremdgehen her: es hat irgendwann angefangen vor 26 Jahren schon, aber ich habe es sehr spät bemerkt, er war immer unglaublich vorsichtig. Er war aber immer der, der er immer schon war und ist und bleiben wird, er ist eben so. Nur dass eben dieser mein Mann ist, dass hat mich so vom Sockel gehauen. Ich habe ihn immer geliebt, für alles was er für mich darstellte und nun kommt die Frage, ob ich ihn so auch noch annehmen kann? Denn die meisten Frauen die er vernascht lieben ihn ja auch, zuerst mal, später dann ist er nur noch ein ... also habe ich ein ... ein ansonsten unglaublich liebenswürdiges allerdings, ich muss das alles nun unter einen Hut kriegen.
4. Tipp an die frisch betrogenen: es ist nicht der unzufriedene Sex, das Aussehen, nicht eure Schuld, dass er fremdgeht. Da gibt es keine Schuld. Entweder stopfen wir alle Frauen unter die Burka und schlagen alle Ehebrecher tot im Beisein jeder Menge Schaulustiger, verbieten Porno und Sex im Internet, Prostitution und alle schmackhaften Abbildungen in den Medien, Literatur etc. Sperren die Frauen ein, dann haben wir unglaublich grätzige Männer zu Hause, die ihre Weiber verprügeln, die Töchter drangsalieren und unter Kontrollwahn leiden oder sie verteilen ihren Kräfte auf ein Harem. Und da haben wir dann wieder das gleiche Problem, welche Frau wird damit fertig?
5. Ob es sich lohnt die Beziehung aufrecht zu erhalten?
Das kommt auf eure Beziehung an, ihre Qualität an mal abgesehen vom Fremdgehen. Das Fremdgehen sollten wir nicht so überbewerten, wenn die Ehe sonst stimmt, die Kinder stabil sind, glücklich, denn eine Scheidung aus einer sonst guten Beziehung ist noch eins oben Drauf. Und der Prozess der gemeinsamen Arbeit an sich selbst, an der Ehe wird unterbrochen, das wäre traurig, hier wichtige Entwicklung anbzubrechen, denn ein schneller Schluss ist erstmal Rache! Man geht nicht in Frieden, sondern in Verbitterung. So schleppt man sich nur wieder in was falsches rein.
6. Ob was aussichtslos ist weis man immer erst am Ende einer Testphase und wie lange die dauert weis man nie, wenn überhaupt ist das Leben eine einzige Testphase finde ich. Was erwartet man am Ende als Ergebnis, von welchem man sagen kann: es hat sich gelohnt? Dieses etwas bedeutet für mich mit einem Menschen zusammen alt zu werden, ihn in all seinen Facetten kennenzulernen, verstehen zu lernen, annehmen zu lernen, einfach nur um zu wissen, was es bedeutet Mensch zu sein, das wäre für mich ein Traum, ein Wunsch, doch ob ich das schaffe mit diesem Schmerz weis ich nicht, ich kämpfe täglich, gewinne was, verliere was.
Dein Schmerz lässt nicht nach. Es gibt Frauen, die dann sofort ihren Partner auch betrügen und schon ist diese ganze Psychoscheisse weg. Wie weggeblasen. Sie nehmen vor Schreck 10 Kilo ab, fühlen sich wie neu und holen sich gleich mal einen Lover und gut ist. Nur die Gefahr ist die, dass man dann den Lover lieben lernt, mehr als den Ehemann und dann ist es das aus, ein gutes und gesundes Aus finde ich. Aber darauf habe ich absolut kein Bedürfnis, wer weis denn, wer der Lover ist? Nochmal von vorne alles? Nein Danke.
Ich habe mir oft Gedanken gemacht, warm Ehebruch nicht wieder gesetzlich geandet wird, durch Geldstrafe oder Inhaftierung wie es bis ja bis vor einigen Jahrzehnten noch Gesetzgebung war.
Psychologisch gesehen kann der Betrüger dann mal zu sich kommen und wieder auf den Pfad der Tugend und das Opfer fühlt sich nicht so ohnmächtig und muss sich Depressionen hingeben, weil etwas was Strafe verdient nicht mehr geahndet wird. Das Opfer hat dann genugtuung und kann zusammen mit dem Betrüger von Vorn anfangen oder eben nicht, aber dieser ganze Psychomüll wäre nicht so heftig.
Peter Heisenberg, ein notorischer Fremdgänger und Schürzen jäger der es bis zum Exzess mit den Frauen trieb: ich hätte mir gewünscht, dass mich mal einer schlägt! Wie ein Kind, dass einen Wutanfall hat mal eine georfeigt bekommt und sich dann so plötzlich ruhig und friedlich fühlt, so auf die Spurrille zurückgebracht, das hätte ich mir gewünscht.
Das ist es, was uns alle so fertig macht: Ehebruch ist keine Straftat mehr. Schade, wo er doch die Gesellschaft und sozialen Bande so zerüttet wie noch nie, man sollte mal danach schreien, alle zusammen, Männer wie Frauen, oder? Dann tuts auch nicht mehr so weh.
Galaxy