Hi Sandy,
Du fragst Dich, ob Du zu wenig forderst. Hmmm, von wem denn? Wahrscheinlich meinst Du Deinen Partner... Ich glaube aber, dass Du erstmal von Dir selbst ein wenig mehr fordern solltest, nämlich Eigenständigkeit.
Damit meine ich nicht, dass Du auf eigenen Füssen stehen solltest, denn das tust Du wohl. Ich meine vielmehr, dass Du "DU" bleiben solltest. Aber das kannst Du natürlich nur, wenn Du weisst, wer Du überhaupt bist, was Du überhaupt willst.
Ein Mensch braucht Ecken und Kanten. Das sind die Charkterzüge, mit denen Du Grenzen setzt. Stelle für Dich fest, was geht, was vllt. geht und was überhaupt gar nicht geht. Ansonsten läufst Du in jeder Beziehung Gefahr, nicht mehr gesehen zu werden, Du wirst überrollt.
Ausserdem wirst Du komplett kalkulierbar und Dein Gegenüber weiss genau, dass Du Dich sowieso nach ihm richten wirst. Deine Meinung wird egal werden, denn Du wirst auf jeden Fall einen Kompromiss schliessen. Und nach so einer Beziehung sitzt Du wie ein Häufchen Elend zu Hause und sagst "Aber ich habe doch alles für ihn getan..."
Sandy, das kann nicht klappen!
Ich habe es schon oft hier geschrieben: In einer Beziehung haben die Partner immer einen gewissen Abstand. Wie auch immer dieser Abstand entsteht und je nachdem, wie der eine oder andere drauf ist, versucht man immer, diesen Abstand einzuhalten. Geht also der eine auf Distanz, rückt der andere nach und umgekehrt.
Wenn Du nun ständig nach dem Motto lebst "Erstmal hören, was mein Freund dazu sagt" lebst Du immer in der Warteschleife. Du reflektierst komplett auf ihn, wenn er "OK" sagt, machst Du, wenn er "Nö" sagt, lässt Du's eben bleiben. Aber was passiert mit Deinen Ideen, die Du, weil er "Nö" sagt, nicht umsetzen kannst? Du stirbst langsam und fragst Dich irgendwann "Wo bleibe ich eigentlich?" weil noch nicht mal Du selbst Dich mehr sehen/entdecken kannst/finden/spüren kannst. Wie soll das dann Dein Partnerkönnen?
Das bedeutet also, dass Du der Gummiball bist, der sich ständig zum anderen hin- oder eben vom anderen wegbewegt, je nachdem, wie's gerade passt. Und er kann da stehen bleiben, wo er ist.
Du verlierst als Mensch so Deine Glaubwürdigkeit und das ist sicher etwas, was Dir so nie bewusst war. Ich will Deinem Exfreund nichts Böses unterstellen, aber ich kann ihn verstehen, wenn er diese Beziehung beendet hat. Es wurde zu langweilig und er hat auch keinen Sinn darin gesehen, emotional mehr auf Dich zuzugehen/sich zu öffnen, das brauchte er nicht, Du warst ihm nahe genug.
Beziehungen klappen auf lange Sicht nur dann, wenn jeder bei sich (hier ist nicht der Wohnort gemeint! ;-)) bleibt. Du bist Du, hast Vorstellungen vom Leben und ein Ziel. Was in aller Welt passiert, wenn Du jemanden kennen lernst, dass Du all das in den Hintergrund rücken lässt? Die Angst, doch wieder allein zu sein?
Glaube mir, Du wirst als Partnerin interessanter, je klarer Du Deine Ziele erkennen, formulieren und verfolgen kannst. Das heisst nicht, dass Du Dich zu einer kompromisslosen Zicke entwickeln musst, distanziert und arrogant sein solltest. Aber ein wenig mehr "Du" täte Dir gut, denn nur so kann ein Mann Dich erkennen. Und Männer mögen klare und eindeutige Frauen, die wissen, was sie wollen...
Ach ja, und Du selbst magst doch sicher auch Menschen lieber, die eine Meinung haben, auf die Du Dich verlassen kannst, als solche, die ständig 'rumeiern mit "Äh, ja, also gestern fand ich das noch ganz gut, aber heute nicht mehr, dafür aber vllt morgen wieder..." Das nervt irgendwann...
Und über eines solltest Du Dir auch im Klaren sein:
Mit jedem "Verbiegen" wächst Deine Erwartungshaltung. Frei nach dem Motto "Ich mache für Dich, dann mach Du bitte auch für mich". Dieses Verhalten ist sicher normal, wenn es sich im normalen Rahmen bewegt. Aber wenn der eine ständig macht, obwohl es vllt gar nicht erforderlich ist, entsteht bei dem anderen ein Druck, gleichziehen zu müssen. Das hält kein Mann lange aus...
Ich wünsch Dir Glück auf der Suche nach Dir selbst! Du wirst eine ganz besondere Person mit einem großen Herzen finden, die weiss, was sie will!
LaCajita