Fernbeziehung
Ich lebe seit 28 Monaten mit meinem Freund in einer Fernbeziehung; zwischen uns liegen 300 km. Wir sahen uns anfangs ca. alle 2 bis 3 Wochen, was mir überhaupt nicht gefiel. Jedesmal kam mir alles fremd vor und bis ich mich wieder so richtig eingewöhnt hatte, mußte ich schon wieder weg. Eine Bekannte riet mir daher, daß wir uns halt öfter sehen müßten. Seit ca. 2 Jahren sehen wir uns also ohne Ausnahme an jedem Wochenende. Manchmal bleibe ich auch eine, zwei oder 3 Wochen bei ihm oder er kommt für einige Tage zu mir. Jeden Freitag fahre ich zwischen 3,5 und 5,5 Stunden mit dem Zug und er bezahlt meine Reisen zu ihm. Außerdem hat er ein Base-Handy, mit dem er mich jederzeit anrufen kann (und es auch tut). Wir telefonieren mindestens 2 Stunden jeden Tag.
So wie du deine Beziehung beschreibst, erweckt es in mir den Eindruck, als hättest du nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, daß ihr häufiger Kontakt haben könnt. Das hat mein Freund getan. Auf meinen Wunsch, daß wir uns regelmäßig mindestens von Freitag bis Sonntag sehen, ist er sofort eingegangen, ebenso auf das Bezahlen der Bahn-Fahrkarten. Er tut alles, um mich sehen oder wenigstens hören zu können. Frühmorgens, wenn ich um 5 Uhr noch schlafe, bekomme ich schon eine Guten-Morgen-SMS, später noch eine... Sobald er zuhause ist, ruft er mich an. Wenn er die Dinge, die er vorhat, erledigt hat, erzählt er mir wieder davon. Abends unterhalten wir uns dann wieder eine lange Zeit, bis wir dann ungefähr zur gleichen Zeit schlafen gehen.
Die Montage und Dienstage sind nicht so toll, aber schon ab Mittwoch gehts uns besser. Denn wir wissen, daß er am Donnerstag seine Wohnung schön macht, weil ich ja am Freitag wieder da bin.
Der Abschied am Bahnhof ist immer recht schmerzlich, daher nimmt mein Freund sich immer gleich noch etwas vor, das er tun kann, damit er beschäftigt ist, während ich im Zug nach Hause sitze. Zwischendurch werde ich dann von ihm angerufen, weil er wissen möchte, ob alles gut klappt.
Mein Freund möchte nun zu mir ziehen und ist seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Job in meiner Stadt. Da wir diese Perspektive haben und Bewerbungen immer gemeinsam ausarbeiten, finden wir unser Leben momentan auszuhalten. Früher hat er immer sehr gelitten, weil er mich psychisch und physisch vermisst hat. Seitdem ich das weiß, berücksichtige ich seine Stimmungen und versuche ihm zu helfen so gut es geht, damit er die Woche aushält.
Ich glaube nicht, daß es Personen gibt, die nicht für eine Fernbeziehung geeignet sind. Ich denke, entweder ist zuwenig Liebe da oder die Bemühungen (die ich oben näher beschrieben habe) sind einfach nicht ausreichend. Eine Fernbeziehung ist natürlich nicht dasselbe als wenn man mit jemandem liiert ist, der um die Ecke wohnt. Aber sie bietet auch eine Menge Vorteile. Der normale Alltag kehrt nicht so schnell ein, man hat mehr Freiheiten, die Freude, den anderen wiederzusehen, ist natürlich viel größer...
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Schilderungen ein wenig weiterhelfen.