Meine Geschichte klingt, zumindest anfangs, wie das Drehbuch eines billigen Liebesfilms.
Diesen Sommer bin ich mit einem Kreuzfahrtschiff über den Atlantik gefahren. 6 Tage hat das Ganze gedauert und bereits am ersten Tag lernte ich sie kennen. Es war einfach perfekt; passend zur gesamten Surrealität bereits nach 6 Stunden der erste Kuss. Einziges Problem: Sie kommt aus Schottland, ich aus München. Die Woche auf dem Schiff war fantastisch, die Trennung entsprechend schmerzhaft. Wir versprachen uns gegenseitig, in Kontakt zu bleiben und machen dies auch, in Form von Chat, E-Mails, Briefen sowie Paketen mit kleinen romantischen Aufmerksamkeiten. Kurz nach der Rückkehr einigten wir uns im Chat darauf, eine Art "Fernbeziehung" zu führen. Das nächste mal werde ich sie vorraussichtlich Ende Oktober sehen, wo sie eine Woche vor den Herbstferien zu mir kommt und ich eine Woche später mit zu ihr, danach wieder im Dezember, da ich im Gegensatz zu ihr noch zur Schule gehe und nur während der Ferien zu ihr fliegen kann. Während den ersten Wochen der Trennung haben sich unsere Gefühle füreinander noch verstärkt und wäre nicht die schwer zu überwindende Distanz, so wäre im Grunde alles perfekt. Heute habe ich jedoch eine Nachricht von einer Freundin bekommen, mit der ich mich vor einiger Zeit hin und wieder getroffen habe. Ich habe sie damals gefragt, ob sie sich eine Beziehung vorstellen könnte, jedoch nur spärliche Antworten erhalten, was ich als Ablehnung interpretierte. Wäre ich nicht sicher gewesen, dass ich zu Hause zu 100% "frei" bin, hätte ich mich auch niemals auf diese Fernbeziehung eingelassen. In ihrer heutigen Nachricht macht jene Freundin nun aber gewisse Andeutungen, die mich nachdenklich werden lassen, denn sie weiss nicht, was in meinem Urlaub passiert ist. Was, wenn sie nun einer Beziehung zustimmt? Würde meine Partnerin aus der Fernbeziehung hier leben, wäre das keine Frage für mich, doch so würde ich doch überlegen müssen, was ich tun sollte. Ich möchte weder die Eine noch die Andere verletzen, weil ich genug eigene Erfahrungen damit gemacht habe. Meiner Einschätzung nach würde meine hiesige Freundin eine Absage besser verkraften als meine Partnerin eine "Trennung", ich kann mich aber auch täuschen. Ich bin sehr unsicher darüber, ob die Fernbeziehung in dieser Form eine Zukunft hat. Die Schottin hat im Moment ein "gap-year", also ein Jahr in dem sie arbeitet und sich bei Universitäten bewirbt, bevor sie anfängt zu studieren. Sie kann bis zum September nächsten Jahres also im Grunde kommen, wann immer sie Geld hat und frei nehmen kann. Sobald sie an der Uni ist, hätten wir aber noch weniger gemeinsame Zeit, ausser ich käme für mein eigenes Studium nach Schottland. Genau so wenig weiss ich, ob eine Beziehung mit meiner oben genannten Freundin funktionieren würde. Das Ganze ist auch schwierig, da ich mir vor allem eine stabile und langlebige Beziehung wünsche, kurze hatte ich die letzten Jahre genug. Ein weiteres Problem ist, dass die Flüge für die nächste gemeinsame Zeit schon gebucht sind und alles andere geplant ist. Deshalb habe ich Angst davor, ggf bald eine Entscheidung zu treffen. Würde ich mich vor ihrem Besuch trennen, würde die dieser, gelinde ausgedrückt, wohl eher unangenehm. Auch relativ bald danach fände ich recht gemein. Rein logisch und egoistisch gedacht sollte ich mich wohl gegen die Fernbeziehung entscheiden, da diese, wie oben erwähnt, meiner Meinung nach kaum eine Zukunft hat. Andererseits fällt es mir sehr schwer, jemanden zu finden, mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen könnte, 2 auf einmal ist also eine ironische Laune des Schicksals. Deshalb würde ich meiner hiesigen Freundin nur ungern eine Abfuhr erteilen, noch dazu wenn ich der war, der davon angefangen hat. Denn wer weiss, vielleicht geht meine Fernbeziehung schon kurz nach der nächsten gemeinsamen Zeit aus anderen Gründen und gegen meinen Willen in die Brüche...es wäre nicht das erste Mal, und dann würde ich wahrscheinlich wieder 1-2 Jahre alleine dastehen.
Wie dem auch sei, ich werde mich auf jeden Fall noch einmal mit meiner hiesigen Freundin treffen um genaueres heraus zu bekommen. Wahrscheinlich werde ich auch, unabhängig von meiner Entscheidung, mit beiden über meine Situation sprechen. Dies hier waren nur einige spontane Überlegungen als Reaktion auf die heutige Nachricht, ich entschuldige mich, dass es so lang geworden ist. Wenn ihr euch dennoch die Zeit nehmt, zu lesen und nachzudenken, schreibt doch bitte einfach eure Meinung.
Über neuere Entwicklungen werde ich euch auf dem Laufenden halten.
Vielen Dank