Hallo!
Ich habe schon öfter still mitgelesen und verfasse hiermit meinen ersten eigenen Post.
Ich bin mit einer Frau zusammen, bei der ich mich nicht mehr sicher bin, ob sie mich noch liebt.
Wir sind beide 28, seit 4 Jahren ein Paar und wohnen seit 2 Jahren zusammen. Sie ist meine erste Freundin, ich bin ihr vierter. Kennen gelernt haben wir uns auf der Uni bei einer Vorlesung und nach längerem Hin und Her (sie hatte sich gerade erst von ihrem vorherigen Freund getrennt) haben wir uns ineinander verliebt.
Das ging 2 Jahre lang gut, wir hatten regelmäßig (auch überregelmäßig) Sex, unternahmen viel und die Hormone machten vieles leichter. Dann plötzlich vor etwa 1,5 Jahren war es auf einmal ganz anders: Kein Kuscheln mehr, immer weniger Sex bis zu diesem Zeitpunkt, wo wir das letzte Mal vor einem Jahr Sex hatten.
Das klingt jetzt vielleicht nach einem einfachen Fall "Trennt euch!" aber es gibt dabei seeeehr viele ABERS:
Ich bin stark neurotisch, introvertiert (zuviele soziale Kontakte machen mich müde), kämpfe seit Jahren mit immer wieder kehrenden Depressionen (ist bei mir genetisch bedingt aufgrund eines Serotoninmangels) und hab trotz der Tatsache, dass ich aus einem guten Elternhaus komme (nie finanzielle Probleme hatte) immer wieder Probleme mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Ich gehe seit 3 Jahren regelmäßig in Psychotherapie und arbeite generell viel an mir selbst, auch wenn es nur langsam besser wird. Mein Studium habe ich gut beendet, arbeite saisonal im Kulturbereich (Projektmanagement) und bin dazwischen auf der Suche nach einer Fixanstellung.
Sie selbst hat auch depressive Phasen (nicht so stark wie bei mir), geht damit aber besser oder reifer um. Sie kommt aus einer sehr zerrütteten Familie (sie ist Osteuropäerin, ich Österreicher, wir leben in Wien), kämpft seit Jahren damit etwas (ohne jegliche Unterstützung oder Rückhalt) aus sich zu machen und hat sich vor 2 Jahren entschlossen, eine Ausbildung als Grafikerin anzufangen (wie sie sagt ihre letzte Chance).
Wir haben uns gegenseitig im Laufe der Zeit stark unterstützt. Als sie am Anfang unserer Beziehung vom einen Stimmungstief ins nächste gestolpert ist, war ich für sie da, habe zugehört und mich auch mal um 4 am Morgen "anjammern lassen" weil ich wusste, sie braucht das jetzt. Ebenso hat sie mir auch schon oft aus Tiefs geholfen. Ich hatte leider schon mehrere Male auf Parties und Festen Nervenzusammenbrüche (ich habe wahnsinnige Angst vorm Tanzen) Sie hat mich aber nicht stehen gelassen auch wenn ich noch so hysterisch war, sondern ist bei mir geblieben und hat versucht mir zu helfen.
Ohne zu übertreiben würde ich sagen wir sind zusammen schon durch ziemlich viel schlechte Zeiten gegangen.
Aber vor ca. 1,5 Jahren wurde es schlechter als vorher. Ich hatte eine Zeit ein unangenehmes körperliches Problem, was unser Sexleben total abgewürgt hat. Dazu kamen weitere Schwierigkeiten: Ich bekam für sie unangenehmen Mundgeruch, den ich schwer wieder wegbekam. Außerdem begann ich, mitten in der Nacht zu zucken und den Kopf zu bewegen (tue ich nicht mehr), was sie aus dem Schlaf riss. Ich brauchte lange Zeit, um das in den Griff zu bekommen und reagierte auch sehr frustriert darauf.
Es folgte immer weniger Sex (erst nur mehr 1 mal im Monat, dann nur mehr alle 2 Monate etc.), wir begannen heftig zu streiten und uns anzuschreien. Über Wochen gab es eigentlich nur mehr Geschrei und Weinen. Es waren dazu sehr destruktive Streits, die ohne Grund entstanden und auch nichts bewirkten. Ich war sexuell extrem frustriert und wusste nicht, wie ich damit umgehen soll. Sie verlor ihren Schlafrythmus, wurde immer genervter und begann sogar einmal in der Schule vor den anderen zu heulen. Und sie kann sehr direkt und wirklich verletzend sein, wenn sie will.
Stress > nächtliche Zuckungen > Schlafmangel > Streit > Stress
Es war ein Teufelskreis. Wir waren damals kurz davor uns zu trennen, taten es aber nicht. Wir wollten beide nicht aufgeben, auch wenn es sehr schlecht aussah.
Nun zu heute: Wir streiten nicht mehr und wenn dann diskutieren wir sachlich. Sie konzentriert sich auf die Schule (sagt sie will sich mit mir eine gemeinsame Zukunft aufbauen), ich darauf an mir selbst zu arbeiten. Es wird besser, wirklich, aber seeehr langsam.
Sex hatten wir leider immer noch keinen, aber ich weiß nicht ob es an mir oder an ihr liegt. Wahrscheinlich an beiden, da wir beide keine einfachen Menschen sind. Ich bin kein mutiger, selbstbewusster Mensch und nehme mir zwar immer wieder vor, einfach auf sie zuzugehen und sie zu verführen, mache es aber dann trotzdem nicht. Ich weiß, dass das auf Frauen nicht attraktiv wirkt und arbeite daran. Sie wiederum hat sich nach dem ganzen Stress leider sehr zurückgezogen, zeigt ihre Zuneigung nur selten und beschäftigt sich mehr mit sich selbst als mit mir.
Ich will nicht übermäßig bedürftig wirken, aber das Kuscheln und die körperliche Nähe fehlen mir sehr (die sind ursprünglich wegen meinen körperlichen Problemchen verloren gegangen). Wenn ich sie darauf anspreche, dann sagt sie sie muss sich bei mir erst wieder sicher fühlen, um das zuzulassen. Jetzt kommen wir aber zur Krux: Ohne körperliche Nähe fühle ich mich nicht wohl oder sicher, also ist es schwierig für mich, dass sie sich wohlfühlt.
Ich bin schon ein Stück weit stolz auf uns, da wir den Abwärtsstrudel beenden konnten. Aber das was jetzt danach kommt (und sie ist mir das alles wert) wird wie ich weiß sehr hart. Es ist nicht einfach eine kaputte Beziehung zu flicken und erfordert die Arbeit von beiden Partnern.
Nun habe ich aber das Problem: Sie ist sehr verschlossen mir gegenüber. Sie bietet mir zwar immer wieder Sex an (weil sie sieht, dass mich das fertig macht), aber ich lehne das prinzipiell ab. In meinem Gefühlszustand möchte ich keinen Mitleidssex und ich will sie vor allem nicht zu etwas zwingen, das sie eigentlich nicht will.
Liebe ist immer noch da zwischen uns, es gibt Momente in denen verstehen wir uns wunderbar und es knistert vielleicht sogar etwas, aber da lasse ich das oft auch nicht zu (ich habe ein Stück weit Angst, selbst verletzt zu werden). Es kann auch sein, dass sie will aber ich ihre Signale nicht kapiere und sie selbst sexuell frustriert ist. Ich weiß von mir, dass ich sehr schlecht darin bin, Frauen zu verstehen.
Ich bin mir sicher, dass der Sex wieder kommt wenn der Rest wieder stimmt (das Sexuelle war nie wirklich im Zentrum bzw. auch nicht der Grund, warum wir zusammen gekommen sind), aber WIE wir den Rest wieder in Ordnung bringen sollen, ist mir nicht ganz klar.
Ich weiß ich muss sehr geduldig sein, ohne untätig zu bleiben. Ich erwarte von ihr (das habe ich ihr auch gesagt) dass sie mir sagt wenn sie etwas braucht und nicht wartet, bis ich von allein draufkomme. Das ist vielleicht nicht besonders romantisch, aber das geht momentan nicht anders.
Mir ist klar, dass sie sehr viel Stress hat (was sich bei ihr auch körperlich ausgewirkt hat, denn sie hat Neurodermitis) und dass ich rücksichtsvoll sein muss (und nicht ständig Dinge persönlich nehmen, nur weil ich meine Gedanken nicht im Griff habe) ABER: ich darf meine eigenen Bedürfnisse nicht mehr vernachlässigen.
Darum die Frage an die Frauen hier: Wie kann ein schüchterner, aber einfühlsamer Mann wie ich seiner Angebeteten zeigen, dass alles OK ist und dass sie auf mich zukommen kann, wenn sie es braucht, OHNE bedürftig zu wirken?
Sie sagt selbst ich soll mehr ausprobieren, um das zu finden was ihr gefällt, also es ist nicht so, dass sie nicht will. Sie zeigt es nur nicht offensichtlich. Ich habe nur leider sehr wenig Ahnung von soetwas, also wären ein paar Tipps wie ich ihr Herz zurückerobern kann, sehr hilfreich. Was kann ich zum Beispiel zu ihr sagen, dass nicht zu geschwollen klingt?
Ich weiß, dass ich nicht der Traummann bin und viele Schwächen habe, aber ich weiß auch, dass ich diese Frau immer noch liebe und gerne ein schlechtes Jahr in kauf nehme, wenn es zu einer glücklichen Zukunft führt.
Das liest sich vielleicht schräg, aber ich bin auch kein einfacher Mensch :-)
Danke im Voraus für die Hilfe!