Hallo,
ich war 10 Jahre mit meiner Freundin zusammen. Nach 2 Jahren gab es eine relativ kurze Trennung (3-4 Monate) aufgrund eines großen Blödsinns von mir: Ich hatte Streit mit der Freundin und im Suff eine andere in die gemeinsame Wohnung gebracht und versucht mit ihr Sex zu haben... Meine Freundin war natürlich extremst verletzt. Die Aktion von mir natürlich unter aller Würde. Ich habe danach aufgehört Alkohol zu trinken, da ich merkte dass es mir nicht gut tut. Ein Wunder, dass meine Freundin mir das verziehen hat. Das ging nur, weil sie gesehen hat, dass ich mich wirklich und ehrlich verbessern wollte (z.B. kein Alkohol mehr (obwohl ich das nicht wegen ihr sondern wirklich für mich getan habe) und ich wirklich hart um sie gekämpft habe.
Nach dieser Trennung haben wir uns wieder vorsichtig angenähert und waren seitdem (ca. 7 Jahre) ein großteils glückliches Paar.
Auf jeden Fall habe ich mich vor einem guten Monat in ein anderes Mädchen verknallt und dies meine Freundin erst sehr/zu spät gebeichtet. In der Phase als ich das mit der anderen verheimlichte ging es mir sehr schlecht. Einerseits Verliebtheitsgefühle, andererseits große Schuldgefühle. Die Tatsache dass ich mich so schnell in jemand anderen verliebte hat sicher damit zu tun, dass in der Beziehung nicht mehr alles perfekt lief. Ich interpretierte das auch als Warnzeichen, an der Beziehung zu arbeiten, denn sonst würde sie zerbrechen. Leider (wie so oft) ist mir das erst zu spät bewusst geworden.
Auf jeden Fall habe ich spät alles gebeichtet und zuerst war die Reaktion meiner Freundin, dass wir für 4 Wochen keinen Kontakt haben sollten und uns die Situation dann (nachdem sich der Schmerz etwas beruhigt hat) etwas nüchterner anschauen sollten. Meine Freundin war natürlich extrem verletzt, es sind viele Tränen geflossen und sie meinte, dass ich unsere Beziehung verraten habe, und dass sie mich eigentlich immer vergöttert hat, aber jetzt alles kaputt ist. Das ist mir alles auch bewusst und ich bereue auch alles und habe das ihr auch in einem langen Brief mitgeteilt. Sie meinte, dass sie sich 10 Tage früher über diesen Brief sehr gefreut hätte, so ist er aber zu spät gekommen... Zur Info: Es gab zwischen mir und der anderen keinen Geschlechtsverkehr, aber Zärtlichkeiten wurden schon ausgetauscht. Ich habe mir dann ganz schnell einen Schlafplatz bei einem Freund organisiert und bin mit dem notwendigsten aus der gemeinsamen Eigentumswohnung "ausgezogen". Nach ein paar Tagen ruft mich meine Freundin aber an und sagt, dass sie einen kompletten Schlussstrich ziehen möchte. Sie hat schon eine neue Wohnung und wird demnächst dort einziehen. Mich traf natürlich der Schlag, da ich mich eigentlich schon mit der Lösung "4 Wochen Funkstille und danach die Situation neu beurteilen" angefreundet hatte.
Mir ist mittlerweile klar, dass ich meine Freundin wiedergewinnen möchte. Und ich weiß, dass ein kompletter Kontaktabbruch inklusive Auseinanderziehen wohl die beste Lösung ist, um sich irgendwann wieder vielleicht unvoreingenommen annähern zu können.
Ich kann im Moment (seit ein paar Tagen) aber extrem schlecht mit dieser Situation umgehen. Ich schlafe schlecht, denke stundenlang darüber nach, was sie wohl grad tut, was sie denkt, was ich früher hätte besser machen können, mit wem sie unterwegs ist, usw. Ich spinne schon Pläne, wie ich sie wieder gewinnen kann, möchte sie anrufen, weiß aber, dass das nur noch mehr kaputt machen würde. Kurzum: Rational weiß ich, dass kein Kontakt im Moment das beste ist, um ihre Wunden heilen zu lassen (sie selbst meinte, dass sie im Moment eine einzige Wunde ist und wenn sie mich sieht, dann könne das nicht heilen), aber emotional fällt es mir sehr schwer, das 'umzusetzen', da ich sehr viel Zeit damit verbringe, an sie zu denken. Dabei weiß ich, dass ich mich um mein eigenes Leben kümmern sollte, aber irgendwie fühlt sich alles leer, sinnlos und antriebslos an, obwohl ich einen guten Job und eigentlich viele Hobbies habe, mit denen ich mich ablenken könnte. Auch der Gedanke, dass sie auszieht, zerreißt mir das Herz. Dass wir die ganzen Dinge, die wir gemeinsam für die Wohnung angeschafft haben, nun aufteilen müssen und dass ich dann die halbe Wohnung wieder neu einrichten muss, macht mich komplett fertig. (Übrigens: Sie muss ausziehen, da die Wohnung mehr oder weniger meinen Eltern gehört und sie im Moment komplett unabhängig sein möchte. Daher ist das Wohnen in dieser Wohnung keine Option.)
Ich stelle mir nun folgende Fragen:
- Was ist das beste, was ich im Moment tun kann, um die Chancen zu erhöhen, sie vielleicht wieder zu gewinnen?
- Mir ist klar, dass ich wieder vorsichtig auf sie zugehen muss. Aber ab wann? Wieviel Zeit muss verstreichen? Sie ist sehr sehr verletzt und eine Freundin von ihr meinte zu mir, dass "ganz ganz viel kaputt gegangen ist", der Schaden ist also groß. Sie hat aber sicher noch Gefühle für mich, sie hat zum Beispiel nicht gesagt, dass sie nie mehr von mir etwas hören möchte (oder dergleichen). Sie meinte auch, dass 'egal was sein wird, sie wird mich immer gern haben'. Sie meinte auch, wir werden schon sehen, wie es in ein paar Monaten aussieht... Es ist halt so paradox für mich, dass sie sich jetzt komplett und zu 100% von mir abkapseln möchte. Als ich Dinge aus der Wohnung geholt habe, um temporär zu einem Freund zu "siedeln" wollte sie wissen, von wann bis wann ich in der Wohnung sein werde, damit sie für den Zeitraum nicht in der Wohnung ist, damit sie mich nicht sieht. Sie ist in diesem Punkt sehr hart und konsequent, was eigentlich eine gute Sache ist, aber emotional trifft mich das sehr hart, da ich am liebsten sofort wieder alles gutmachen wollen würde.
- Wie kann ich lernen, besser mit der jetzigen Situation umzugehen? Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf, gleichzeitig weiß ich, dass sie Ruhe und Zeit für sich (oder mit ihrem Umfeld) braucht, um sich wieder sammeln zu können.
Ich würde mich sehr über Erfahrung, Tipps, Ratschläge usw.. freuen.
Danke fürs Lesen