Der Begriff "offene Beziehung"
ist m.E. inzwischen etwas überaltet und sollte besser durch den Begriff "Polyarmorie" ersetzt werden, als was es ursprünglich vielleicht auch mal gemeint war.
Tatsächlich verstanden wird der Begriff "offene Beziehung" von gefühlten ca. 119% aller Männer etwa so, wie vom User schmusekater weiter unten ausgeführt: offene Beziehung heißt, ich darf mehrere Schnittchen haben, aber meine Perle gehört mir allein und wird deshalb nicht geteilt.
Wenn ich es richtig verstanden habe, war mit der offenen Beziehung ursprünglich wohl mal gemeint, dass zwei Partner sich zugestehen, jeweils andere Sexualpartner zu haben als sich selbst.
Und falls ich es wiederum richtig verstanden habe, sollte darin auch der Unterschied zur Polyarmorie bestehen: dass man sich nämlich zugesteht, mehr als einen Partner zu lieben, während sich bei der offenen Beziehung nur 2 Leute lieben und der Rest lediglich rumpoppt. Worin auch die Unlogik und Unstabilität und vor allem Ungerechtigkeit des Modells offene Beziehung klar wird: darin gibt es nämlich Mitspieler Erster Klasse (die Liebenden) und solche Zweiter Klasse (die halt bissken mit rumpoppen dürfen). Sofern man Sex mit Liebe als erstklassig und solchen ohne Liebe als zweitklassig einteilen mag.
Ich find, das hab ich jetzt total fein hergeleitet.
Und meine eigene Meinung zum Thema? Ich finde, Sexualität ist Teil des meistens nicht geschriebenen Vertrages, der eine Partnerschaft ausmacht und insofern verhandelbar. In meinem Falle habe ich meinen Partnerinnen sexuelle Partikularinteressen zwar zugestanden, von ihnen die selben Freiheiten jedoch nicht in allen Fällen zugestanden bekommen. Sowas finde ich dann weniger gut, da Interessen und Freiheiten schon symetrisch verteilt sein sollten. Treu war ich übrigens in den bald 35 Jahren meines erlebten Sexuallebens immer, sogar mein (ironisch) "offizieller Scheidungsgrund" war meiner damaligen Frau schon bekannt, bevor ich sie selber überhaupt das erste Mal getroffen habe.
Allgemeine Rahmenbedingungen, wie zeitliche Verpflichtungen, die örtlichen Gegebenheiten / Entfernung zwischen den, sowie Interessen der Beteiligten werden auch eine Rolle dabei spielen, wenn es darum geht, wie eine offene oder eine polyamuröse Beziehung aussehen mögen. Wer Liebe und Sex trennen kann und mag, wird vermutlich eher in Richtung offene Beziehung tendieren, für den, bei dem beide Dinge zusammen gehören, ist vermutlich die Polyamorie die bessere Lösung.
Und wem das alles zu kompliziert ist, der kann zur Not ja immer noch treu bleiben oder halt ebennt im Geheimen fremd gehen....;-)
Freundliche Grüße,
Christoph