Vor 1,5 Jahren habe ich nachdem ich frisch getrennt war einen Mann kennen gelernt. Zunächst trafen wir uns nur, um Sex zu haben. Ich habe das einfach gebraucht, um nach meiner mehrjährigen Beziehung wieder mein Selbstbewusstsein aufzubauen. Ich konnte das damals gut von Gefühlen trennen und mal nur an mich denken.
Das verrückte ist, dass er eigentlich gar nicht mein Typ ist, dass ich ihn nach unserem ersten Treffen nicht wieder sehen wollte und dass ich vor mehr als einem Jahr immer gesagt habe: Hoffentlich bin ich den bald los. Wir haben auch beide schon ein paar Mal versucht, den Kontakt abzubrechen aber es nie geschafft…
Er weiß nicht was er will, mal ruft er mich an und klingt als wäre er total verliebt, mal ist er kalt wie ein Fisch. Nach zwei Monaten sagte er mir, er könne hier in Süddeutschland keine Beziehung beginnen, weil er zurück nach Hamburg will, wo er geboren wurde. Dann folgte jeden Monat eine andere Wendung. Erst wollte er unbedingt, dann ging das plötzlich aus beruflichen Gründen doch nicht, dann hat er Wohnungen besichtigt, von denen (aus fadenscheinigen Gründen) keine gut genug war, dann hatte er sich entschieden und setzte sich eine Frist von 3-6 Monaten, um dort eine Wohnung zu finden (das ist jetzt ein Jahr her), dann wollte er nicht umziehen, weil er es so schade fände, wenn wir uns nicht mehr sehen können, plötzlich kam er auf die Idee, die Wohnung in der er in Süddeutschland noch immer lebt, zu kaufen…. Er sucht weiter nach einer Wohnung in Hamburg. Ich kann mir aber bei den Vorstellungen, die er hat, nicht vorstellen, dass er das Perfekte findet, das er sich ausmalt. Und wenn er erst mal in Hamburg ist – so glaubt er – kann sein Leben endlich beginnen…
Anfangs - so meine ich mich zu erinnern - sagte er, er sei 6 Monate single. In Wirklichkeit sind es 6 Jahre.
Ich habe irgendwann für mich festgestellt, dass es nicht das ist, wonach ich suche und mich weiter nach anderen Männern umgeschaut (das habe ich ihm auch gesagt). Irgendwann habe ich einen interessanten Mann kennengelernt. Als es ernster wurde, habe Nr. 1 gesagt, dass ich jmd. kennen gelernt habe und wir uns nicht mehr weiter treffen können. Ich habe damals eine bewusste Entscheidung für den Mann getroffen, den ich als verlässlicher eingeschätzt habe.
Das akzeptierte Nr. 1 und wünschte mir alles Gute. Ein paar Wochen später meldete er sich wieder und schlug vor, mal ein Eis essen zu gehen. Wir haben uns dann im 4-Wochen Rhythmus auf rein freundschaftlicher Basis getroffen (Nr. 2 wusste davon) und erstmal richtig kennengelernt und gut verstanden. Er hat mich in dieser Zeit auch nicht angebaggert.
Ich habe in der Zeit gespürt, dass mein Herz an Nr. 1 hängt und Nr. 2 eine Vernunftsentscheidung war. Nach sechs Monaten stellte ich fest, dass meine neue Bekanntschaft nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe (er war mit einem 60-Stundenjob und einer Mama bei der er mit Mitte 30 noch wohnte, verheiratet). Wir haben uns im Einvernehmen getrennt. Kurz vorher sagte Nr. 1 zu mir „wenn du endlich festgestellt hast, dass er nicht der Richtige ist, dann werde ich die Sache nochmals anders angehen!“
Das ist nun drei Monate her und er spielt dasselbe Spiel mit mir, dass er spielte bevor ich den anderen Mann hatte: Er meldet sich, wenn es ihm gerade passt und dann soll ich bitte sofort verfügbar sein. Wenn ich eine gemeinsame Unternehmung vorschlage, dann findet er es eine gute Idee, windet sich dann aber über mehrere Tage heraus und tut am Ende so als hätten wir nie darüber geredet. Oft schlägt er sogar selbst Dinge vor, an die er sich dann nicht mehr erinnert.
Wir haben uns lange darüber ausgesprochen und ich war überrascht, wie vorwurfsfrei das ging und wie fair er bei dieser Aussprache auch sein Verhalten zur Sprache gebracht hat. Zunächst meinte er, er könne mir leider nicht mehr bieten und ich sölle überlegen, was ich will. Ich sagte ihm, ich habe für mich bereits die Entscheidung getroffen, dass ich so nicht leben kann und entweder es ändert sich etwas oder wir müssen getrennte Wege gehen. Freundschaftliche Treffen sind dann aber auch nicht mehr drin. Er ist jetzt länger beruflich unterwegs und meinte er wölle die Zeit nutzen, um sich zu überlegen, inwieweit er mir entgegen kommen kann, sodass unser Verhältnis für uns beide erfüllend sein kann.
Nach der langen Zeit mit ihm sind bei mir schon sehr tiefe Gefühle entstanden. Vom Kopf her weiß ich, dass er unter dem Problem dieser Zeit leidet: Er will keine Verpflichtungen eingehen. Ein paar Mal hat er mir schon gesagt, ich könne mir echt etwas darauf einbilden, was er schon alles mit mir unternommen hat, würde er mit keiner anderen Frau machen.
Nun frage ich mich, was ich tun kann. Gibt es eine Möglichkeit für uns oder soll ich das alles wegwerfen? Was mich aber noch mehr interessieren würde: Warum handelt ein Mensch so? Warum kann er, wenn er eine Entscheidung (z.B. für einen Umzug nach Hamburg) getroffen hat, diese nicht durchziehen? Warum mal Hü mal Hott? Und gibt es eine Möglichkeit, ihn zu unterstützen, konsequenter zu werden?