Ich weiß gar nicht, ob ich hier wirklich Rat suche. Oder mir einfach etwas von der Seele schreiben möchte. Ich bin so durcheinander und traurig.
Seit einem Jahr bin ich mit meinem Freund zusammen und es war nie einfach. Wir hatten/haben beide jobmässig eine schwere Zeit, das belastet die Beziehung, manchmal haben wir aber auch viel Verständnis füreinander. De facto arbeite ich zu viel und er zu wenig. Er hat seinen letzten job geschmissen und studiert nocheinmal (er ist 30, ich 31). Er wohnt zuhause bzw. bei mir. Er jobbt nicht. Es ist so ein verkürztes Studium, ein Bachelor, sprich er könnte das Ganze in 2,5 Jahren schaffen. Sein Argument, warum er nebenbei nicht arbeitet ist, er wolle es schnell schaffe. Im Moment liegt er so im Durchschnitt.
Bislang hatten wir nie über Geld geschritten, ich verdiene nicht schlecht und habe keine Lust zu diskutieren. Aber im Moment wird es immer schwieriger für mich, denn mein Job fällt mir nicht leicht, ich arbeite hart für mein Geld und ich finde er ist faul. Ich habe auch studiert und es gibt kaum einen Nebenjob, den ich ausgeschlagen habe. Er aber "hat ein Problem mit irgendwelchen Hiwi-Jobs" (O-ton). Prinzipiell ist er unglücklich mit dem Studium, es sei niveaulos (er hat in der Vergangenheit immer recht anspruchsvolle Jobs).
Im Sommer hatten wir eine Riesenkrise. Er bewarb sich überall um einen neuen Vollzeitjob zu finden. Er hatte ein Angebot in London. Das Ganze passierte relativ hinter meinem Rücken, denn er kennt meine Bedenken ggü. einer Fernbeziehung. Wir haben sehr sehr gestritten. Irgendwann sagte ich"gut, ich komme mit, ich schaue mir die Stadt an, erst mal urlaubstechnisch und dann mal sehen". Fließend Englisch kann ich ja. Er wollte das Joangebot annehmen. Ich hatte Zweifel das wir die Entfernung packen. Er hat nie gefragt ob ich mit nach London wolle.
Ich trennte mich - für ein paar Tage.
Das Jobangebot entpuppte sich als doch nicht das Wahre. Er blieb. Wir fanden wieder zueinander. Die Beziehung hatte einen Knacks. Plötzlich fing er an wie wahnsinnig zu klammern. Er fing an mich zu erdrücken. Er nimmt mich permanent in den Arm, küßt mich, ich versuche drei Schritte durch die Wohnung zu machen, er steht da, nimmt mich in Arm. Ich bekomme meinen Alltag kaum noch organisiert, es klingt schlimm, ich weiß, kaum noch Sport, kaum mehr Freunde ... keine Luft zum Atmen. Wir redeten darüber. Ja er verstehe mich. Was ändert sich? Nichts. Wir redeten über alles mögliche, darüber, dass ich mir eine Perpektive wünsche. Darüber, dass meine jetzige Wohnung auch einfach zu klein ist! Ob er sich nicht etwas dazuverdienen wolle, damit wir vielleicht was gemeinsam finden? Was passiert: nichts.
Inzwischen ist das Thema Nähe/Distanz eine fließende Grenze geworden. Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich will. Ich weiß auch überhaupt nicht mehr, was ER will! Er kommt mir immer weniger authentisch vor, sagt A, macht B. Erdrückt mich und will scheinbar doch weg von mir.
Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich empfinde.
Und was ist nun passiert? Hinter meinen Rücken erfahre ich, dass er sich wieder weit weg beworben hat. Warum redet er nicht mit mir. Warum kann man soetwas nicht gemeinsam entscheiden. Wenn das sein Glück ist, ja Herrgott ich bin die letzte die ihm Steine in den Weg legen würde! Hätte er im Sommer gefragt, ich wäre mitgegangen, ich hätte einen Job gesucht. Aber jetzt? Jetzt will ich nicht mehr.
Ich habe beschlossen ihn gehen zu lassen. Vielleicht erklärt er mir ja noch irgendwann, was in ihm vorgeht.
Wie kann ich bloss besser herausfinden, was gut für mich ist? Ich habe scheinbar jedes Gefühl dafür verloren. Natürlich hat die Beziehung auch schöne Seiten. Nur ich kann diese nicht mehr genießen.
Oh sch**** !
Danke fürs Lesen.