Hallo,
ich habe hier schon einiges mitgelesen und fand es toll, wie hier neue Denkanstöße gegeben wurden und sich mit anderen Menschen ausgetauscht werden konnte und möchte deshalb dieses Forum nutzen, um auch in meiner aktuellen Situation Zuspruch oder eben den nötigen Wachrüttler zu bekommen. Mir ist natürlich klar, dass dies alles nur Eindrücke sein können, auf das, was ich schreibe und nichts mit der Realität zu tun haben muss. Trotzdem glaube ich daran, dass es mir helfen kann, mein Herz hier ausschütten zu können.
Mit meinem Freund bin ich eigentlich schon seit 10 Jahren zusammen (davon 2 Jahre zusammengelebt), aber vor 2,5 Jahren haben wir uns getrennt, da wir eine tiefe Krise hatten und auch die zu diesem Zeitpunkt bestehende Fernbeziehung mit 600km uns Probleme bereitet hat. In der Zwischenzeit hatten wir aber immer Kontakt und haben vor 1 Jahr gemerkt, was wir aneinander haben und uns entschieden, es nochmal miteinander zu versuchen. Daraufhin folgte eigentlich eine sehr glückliche Zeit und von meiner Seite aus ist es immer noch die glücklichste, die wir je hatten. Da ich Anfang des nächsten Jahres hier mit dem Masterstudium fertig bin hab ich dann die Möglichkeit für einen Ortswechsel. Und wir haben in den letzten 4 Monaten angefangen ernsthaft zu planen, wie es weitergeht. Wir sind soweit gegangen, dass wir konkrete Pläne über Familiengründung und Hauskauf gewagt haben und sind noch letzte Woche bei der Bank bei Finanzierungsgesprächen gewesen.
Hier muss ich erwähnen, dass vor allem was die Familiengründung angeht die Initiative und das Gespräch immer von mir kam, er aber immer gesagt hat, dass er sich das wünscht. Das Gespräch in die Richtung hat aber nie er begonnen. Oftmals habe ich ihn darauf angesprochen, ob er das wirklich will. Da ich aber genau weiß, dass er nicht der Typ für Worte oder Gefühlsäußerungen ist habe ich geglaubt, dass es einfach daran liegt, dass er einfach schwer Zugang zu seinen Gefühlen hat und sich nicht leicht tut darüber zu reden. Dies hat er auch so gesagt. Doch anscheinend steckte diesmal mehr dahinter und ich habe das ganze falsch eingeschätzt.
Ich muss dazu sagen, dass ich in den ganzen ersten 7,5 Jahren niemals gedrängt habe in Richtung heiraten oder Kinder. Ein paar Mal habe ich versucht darüber zu sprechen, wie er sich seine Zukunft vorstellt, aber hat das Gespräch immer sehr plötzlich abgebrochen mit der Begründung, dass das erst Thema ist, wenn das Studium durch ist und er einen guten Job hat. Obwohl ich sagte, dass ich nur über unsere Vorstellungen sprechen will und keine konkrete Planung, war er nie offen für diese Gespräche. Aber er ist auch so nicht der Mensch, der sich mit solchen Dingen leicht tut. Er ist da eher von der Sorte: "ich hab dir doch vor 5 Jahren gesagt, dass ich dich liebe... wenn sich was daran ändert sag ich dir Bescheid".
Jetzt beim zweiten Versuch war er deutlich offener für dieses Thema und hat auch schon das ein oder andere Mal durch ungeschützten Verkehr riskiert, dass etwas passiert.
Da ich absolut nicht weiß, was in ihm vorgeht und ich ihm gefühlt alles aus der Nase ziehen muss habe ich ihn in den letzten Tagen damit konfrontiert, dass ich es unfair finde, dass er mich nicht teil haben lässt an seinen Planungen, sondern ur für sich plant und das Gespräch mit mir scheut. Dabei habe ich es zu weit getrieben und ihm gesagt, dass er damit verhindert, dass man einen gemeinsamen Weg findet und auch meine Wünsche berücksichtigt werden und er so meine Vorstellungen vom Leben zerstört.
Dies hat ihn sehr getroffen und wir hatten dann ein Gespräch, das im Prinzip ein sehr wundervolles Gespräch war, weil er so unglaublich ehrlich und offen zu mir war. Aber gleichzeitig auch sehr traurig und es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Denn er sagte mir, dass er seinen Zweifel hat, ob das alles so richtig ist. Und dass es seitdem zweiten Beginn bei ihm immer wieder ein Auf und Ab gab, aber das er nie wieder an den Punkt gekommen ist, dass er mich so geliebt hat wie am Anfang in der ersten Beziehung. Aus diesem Grund weiß er nicht, ob das das Richtige ist und er wünscht sich sehr, dass seine Gefühle wieder so sind, wie sie mal waren. Er sagt auch, dass er für mich tiefe Zuneigung empfindet und ich im unendlich wichtig bin. Und er unfassbar Angst hat, mich aufzugeben und hinterher festzustellen, dass es der falsche Schritt war.
Aus diesem Grund habe ich ihm angeboten erstmal keinen Kontakt zu haben und ihm den Raum zu geben, um sich klar zu werden, was er möchte. Zuerst wollte er das auf keinen Fall, aber hat dann doch selbst vorgeschlagen, dies zu tun, weil er selbst keine bessere Lösung hatte und alles tun will um das zu lösen. Da die Zweifel nur auf seiner Seite bestehen habe ich gesagt, ich werde mich nicht melden und wenn er die Kontaktsperre auflösen will sagt er Bescheid. Erstmal haben wir eine Woche vereinbart und dann sagt er, ob er mehr will oder falls er früher abbrechen will gibt er mir Rückmeldung. Auf jeden Fall will er mich keinesfalls leichtfertig aufgeben. Und er sagte, er hat sich auch in der Trennungszeit nie wieder in eine andere Frau verliebt, aber irgendwie ist seitdem alles "zurückgehalten" bei ihm.
Jetzt sitze ich hier und bin mehr verwirrt denn je. Ich bin mit diesem Mann noch nie so weit gekommen, dass wir über eine gemeinsame Zukunft geredet haben und der Hauskauf und die Finanzierung gingen sogar eher von ihm aus. Und genau in diesem Moment kommt so etwas zu Tage. Ich bin total überfordert und weiß nicht, was ich damit anfangen soll.... was es bedeutet. Am liebsten würde ich sofort wieder anrufen und ich habe keine Ahnung, wie ich diese Woche überstehen soll.
Hat jemand schonmal ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr eine Ahnung, was dahinter stecken könnte? Ich schwanke gerade zwischen "kalte Füße" und "aufgewärmte Liebe wird nichts mehr --> hoffnungslos", aber die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen :-(
Ich wäre sehr dankbar für euer Feedback und Dank schonmal im Voraus, dass ihr euch den langen Text angetan habt!