Liebe Gemeinde,
ich brauche mal eurer Rat.
Es geht um meine Beziehung, momentan macht mich das alles so fertig.
Mein Freund ist 29 Jahre alt und Spanier. Er ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen und hatte anfangs ein 6-monatiges Praktikum gemacht. Unsere Beziehung ging rasant los, allerdings von Anfang an mit vielen Schwierigkeiten. Ich hatte oft das Gefühl, dass er wenig Zeit mit mir verbringen möchte. Außer wenn wir im Bett liegen. Ansonsten hat er sich hinter seinen Deutschbüchern versteckt. Anfangs fand ich sein Engagement löblich, irgendwann fraglich. Ein Tag sah so aus, dass er vomittags zur Sprachschule ging, dann Nachmittags zum Praktikum , und nach dem Praktkum nach mind. 3 Stunden Deutschlernen. Dass heißt, wir konnten uns ab 22 Uhr treffen. Für mich bedeutete dass noch zusammen abendessen und dann schlafen.
Auch die WE waren nicht anders.
Nach dem Praktikum wollte er erstmal zurück nach Spanien. Für 6 Wochen. Die Zeit war unmenschlich lange für mich, gerade weil es über die Weihnachtstage ging.
Als er wiederkam, um einen Job zu suchen, ist er bei mir eingezogen. Ich wollte das zum Teil auch so, das WG-Gependel fand ich nicht so schön.
Er hatte dadurch, dass er keinen Job hat, auch nicht mehr Zeit. Erst ging er 2 Monate zur Sprachschule, danach hat er angefangen Bewerbungen zu schreiben. Er wollte auch erstmal einen ruhigen Start. Jobben auf keinen Fall. Das Geld kam von den Eltern. Er zahlte mir etwas zur Miete zu. Es gab oft Streit, weil er sich mit Frauen traf. Die er aus der Sprachschule kannte. Ich wurde nicht mit eingeladen. Es solle doch möglich sein, mal was ohne die Freundin zu machen sagte er.
Dann kam eine Absage nach der andere bei seinen Vorstellungsgesprächen. Es fing an mir zu sagen, es läge daran, dass er zuwenig lernt und wir zuviel Zeit zusammen verbringen. Außerdem sprechen wir englishc zusammen, dass muss sich auf Deutsch ändern. Ich hatte aber immer meine Zeifel, ob er überhaupt noch lange da ist. Schließlich hat er sich auf im Ausland beworben :-S
Ich hatte so wenig Vertrauen.
Dann kamen mehr und mehr Streitigkeiten. Weil er im Haushalt kaum was tat. Er sagte, nur weil er zu Hause ist und ich arbeiten gehen, heisst dass nicht, dass er mehr Zeit hat als ich. Also warum soll er "alles" tun. Seine Eltern waren auch schon gegen mich. Ich würde ihren Sohn zu wenig unterstützen.
Ich war schon ziemlich weichgekocht, dachte aber, es liegt alles an mir :-(
Bei den Streits verlor ich mehr und mehr die Kontrolle. Ich fing an, mit Sachen zu werfen, nach Gegenständen zu treten. Zu schreien, zu Heulen. Einmal hab ich ihn sogar gehauen (nichts ins Gesicht). Ich hab mich so über mich selbst erschrocken. Aber immer hatte ich das Gefühl, ich sei ihm gar nicht so richtig wichtig. Er stritt das ab, aber ich kam gegen dieses ohnmächtige GEfühl nicht an. Er sagte, ich würde viel zu viel von ihm wollen, dass sein nicht normal. Mir tat es leid, dass ich ihn so sehr wollte. Versuchte mich abzulenken, Freunde, Sport. Aber es half nichts. Er sass "am längeren Hebel". Bei gemeinsamen Aktivitäten entschuldigte ich mich schon, dass ich seine Zeit stehle. Er sagte, ich soll nicht so gemein sein. Manchmal weinte er dann auch ^^
Vor 2 Wochen hatte er ein Vorstellungsgespäch in der Schweiz. Wir hatten uns beide darauf gefreut, sollte es doch bei einem positiven Vergleich ein Neuanfang für uns werden. Ich wäre mit ihm mitgegangen. Es scheiteterte aber am Check-In, sein Reisepass war abgelaufen. Von da an war er wie verändert. Total unterkühlt, sprach nicht mehr mit mir. Und "ich liebe Dich" fiehl auch weg. An den Abend ging er weg und kam erst Stunden später wieder.
Dann kam der Tag, wo ich auf der Arbeit sass, und eine Email von ihm erhalten habe. Er würde nach Berlin fahren, zu Freunden. Ausspannen und sich um seinen Pass kümmern. Ich war fassungslos. Sind mir doch Abschiede so wichtig. Ich hätte ihm gern persönlich eine gute Fahr gewünscht. Als ich nach Hause kam, war er weg. Gerade hatte ich mit ihm gesprochen, wie gern ich mal mitkommen würde, wenn er Vorstellungsgespräche hat. Ich könnte ihn fahren und mir die Stadt ansehen. Er sagte, die Gespäche seien ja nunmal in der Woche, da müsse ich arbeiten. Berlin schlug ich auch vor, zu seinen Freunden. Da fuhr er nun hin. Für eine Woche.
Er sagte, ich soll nicht böse sein. Ich kann ihn jederzeit anrufen, wenn ich ihn brauche. Das tat ich aber nicht. Ich fühlte mich sitzengelassen.
Vorgester Nacht kam er wieder. Es fing ja damit an, dass ich ihm reinliess und im Wohnzimmer hab schlafen lassen. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich ihn überhaupt noch reinlassen soll. Ich war so enttäuscht, außerdem zahlt er mir auch seit Juni keine Miete mehr. Er will seine Eltern nicht mehr um Geld fragen.
Am nächsten Morgen weckte ich ihn auf, ich wollte mit ihm reden. Da kam dann raus, dass er sich in der Woche entschieden hat, sich zu trennen. Genaugenommen nach dem verpatzen Flug in die Schweiz.
Zur Arbeit bin ich dann nicht mehr gefahren. Der ganze Tag war übel. Morgens anschweigen und Nachmittags hab ich dann mit Rotwein angefangen.
Seine Aussage war folgende: Er will nach Berlin, weil er da in Ruhe lernen kann. Hier will ich ja an den Wochenenden seine Aufmerksamkeit. Und nach dem Schweiz-Desater hat er sich vorgenommen, die Wocheneneden durchzulernen und in der Woche noch mehr Sprach-Tandem zu machen. Desweiteren sind seine Bedingenungen mietfreies Wohnen (hätte er in Berlin auch bei seinen Freunden), und keine Englisch sondern nur noch Deutsch mit einander sprechen. Ich solle ihn endlich mehr unterstützen!
Ich war so fassungslos, darüber dass ER MICH verlassen will, dass ich natürlich total eingeknickt bin. Wieder Tränen und Geschrei.
Er sagte, ich werde mit den von ihm gestellten Bedingungen nicht glücklich werden und solle ihn einfach gehen lassen. Er wartet quasi auf meine Zustimmung.
Ob ich mit nach Berlin kann? Fehlanzeige. Er muss viel lernen, ich hab dort keinen Job.
Ob wir eine gemeinsame Zukunft haben, wenn er einen Job hätte? Kann er so nicht sagen. Nach all den Streits ist er sich da nicht mehr sicher :-(
Und über ein Drittland, über das wir immer gesprochen hatten (nach England / London oder ein anderes), da müsse ich jetzt auch verstehen, dass er sich die Mühe mit Deutsch nicht umsonst gemacht hat. Außerdem will er in 4-5 Jahren nach Spanien zurück.
Er würde mich aber lieben, nur ich muss verstehen, dass es jetzt nicht mehr nur noch um mich geht. Ich muss verstehen, dass er auch Träume hat. Auf die wird er nicht mehr länger mir zuliebe warten. Die Leute auf der Strasse würden ihm ja mehr helfen als ich. Und wenn man sich einen Ausländer als Freund angelt, dann muss man ihn auch aufbauen.
Was haltet ihr davon? Bin ich so ein Monster? Ich bin total am Ende. Ich liebe ihn. Er kann es übrigens nicht verstehen. Er hält sich mal abwechselnd für einen guten Freund, dann aber wieder für ein Schwein.
Danke für's Lesen!!