Eigentlich bin ich wirklich die doofste Nuss unter Gottes Himmel. Ich hatte ein spannendes, erfülltes Leben und konnte über mich und meine Zukunft selber bestimmen. Dann war ich so doof, mir einen Typen anzulachen. Seither habe ich nichts mehr zu lachen.
Sind wir mit dem Auto unterwegs, muss ich ihn dauernd bremsen, weil er total rücksichtslos fährt. Die Geschwindigkeitsvorschriften werden zwar eingehalten, aber wehe den andern Verkehrsteilnehmern, die z.B. etwas zu langsam fahren oder die ihm im Wege sind. Dann wird gehupt und das Licht angestellt. Es sind ausser ihm ja alles Idioten. Bei der Gelegenheit ist noch anzumerken, dass wir jeweils mit MEINEM Auto unterwegs sind, wiel sich der feine Herr lieber zwei Motorräder leistet. Dafür wird dann an meinem kelinen Auto kräftig rumgemeckert (zu kleiner Motor, zu langsam, zu wenig luxuriöse Innenausstattung). und es versteht sich von selbst, dass von mir erwartet wird, dass ich auch noch lerne Motorrad zu fahren, weil wir dann gemeinsam unterwegs sein können. Ich verstehe bis heute nicht, was daran so spannend sein soll, mit Minimalgepäck und bei schlechtem Wetter unterwegs zu sein.
Ferien, ein anderes Reizthema. Wir waren im August einige Tage für ein verlängertes Wochenende unterwegs. Abgesehen davon, dass alles im letzten Moment organisert werden musste, weil der ach so wichtige Bürohengst bis zuletzt nicht wusste, ob er frei nehmen kann. Das absolute Highlight war der letzte Morgen. Als wir mit dem Lift von unserem Zimmer zum Frühstücksraum fuhren, hielt der Lift auf allen Stockwerken. Da musste doch dieser blöde Lackaffe tatsächlich vor allen Leuten anfangen auszurufen. Kann sich jemand vorstellen, wie sehr ich mich geschämt habe? Wir haben dann auf das Frühstück im Hotel verzichtet. - Bei unsern ersten Ferien waren wir in Agypten. Er wollte mir unbedingt das Tauchen näher bringen. (Ich tauche heute noch nicht.) Ich hatte was Ungesundes erwischt. Blöderweise brach es nachts aus. Ich wand mich vor Schmerzen. Es wird niemanden erstaunen, dass er NICHT zur Reception lief und nach einem Notarzt fragte. - Ich bin jeweils ganz froh, wenn ich nach dem Urlaub wieder ins Büro darf.
Ach ja, und warum lebt er in meiner Wohnung? Weil ich den ARMEN KERL (bitte eine Runde Mitleid haben) dazu gezwungen habe, seine Wohnung aufzugeben und zu mir zu ziehen. Tatsache ist, dass ich jeweils diejenige war, die zwischen den beiden Wohnungen gependelt ist (er hat ja kein Auto und zugfahren ist doof) und die sich darum gekümmert hat, dass beide Haushalte einigermassen rund liefen. Es versteht sich auch von selbst, dass die anfallenden Kosten immer von mir getragen wurden. Dafür wurde ich hin und wieder nett ausgeführt. Nützt einem nur nichts, wenn man arbeitslos ist (bin's zum Glück nciht mehr!) und etwas knapp bei Kasse ist.
Drei Monate nachdem der arme Heinzi bei mir einziehen musste, hatte ich Erschöpfungsdepressionen. Ich stellte den faulen Sack vor die Wahl, wenweder mehr im Haushalt zu helfen oder sich eine neue Wohnung zu suchen. Leider hat er sich für die erste Variante entschieden. Es versteht sich von selbst, dass die Hauptlast der Hausarbeit nach wie vor an mir hängt. (Sein Nachgedackle beim Einkaufen empfinde ich nicht als Mithilfe, sondern eher als Störung.) Und das, obwohl wir beide einen etwa gleich anspruchsvollen Job haben.
Ganz im Anfang unserer Beziehung musste ich ihm mal eklären, dass man Unterhosen und Socken täglich wechselt. Mit viel Aufwand habe ich es dann auch geschafft, dass er sein Hemd nicht die ganze Woche trägt, sondern zwei Hemden pro Woche verbraucht. Der Wechsel zu täglich frischen Hemden scheitert daran, weil er meint, der logistische Aufwand sei zu gross. Man müsste dann häufiger die Hemden zur Bügelfrau bringen. Man? Der unselbständige Bubi ist ja nicht mal in der Lage SEINE Hemden zur Bügelfrau zu bringen. Obwohl die im gleichen Dorf wohnt. Bei der körperlliche Sauberkeit besteht auch noch Nachbesserungsbedarf. Ich finde es beispielsweise nicht besonders erotisch, wenn ein Mann an mir rumfummelt, der sich die Fingernägel selten schneidet. Oder die Haare nur einmal in der Woche wäscht. Und ich habe keine besonderen Kick, wenn ich hin und wieder in der Wohnung an den Möbeln angetrocknete Popel finde, nur weil er es nicht schafft, beim Husten oder Niesen die Hand vor den Mund zu nehmen. (Jaja, ich weiss, die Hand ist ja SO schwer!)
Seine Mutter ist dann noch das i-Tüpfelchen. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der wirklich dumm ist. Aber sie fällt definitiv in diese Kategorie. Sie hat dem lieben Heinzi nach seiner Scheidung (er war 10 Jahre mit einer Russin verheiratet, die einen Pass brauchte) alle zwei Wochen die Wäsche geholt und die Wohnung aufgeräumt. Und da sie kein Auto hat, nahm sie eine Zugfahrt von drei Stunden auf sich! Sie hat mir mal am Telefon gesagt, sie hätte den Heinzi halt sehr liberal erzogen. Sprich gar nicht. Und sie ist tatsächlich der Ansicht, dass ich quasi das Versäumte aufholen müsse. Falsch. Ich muss gar nichts. Und ich bin weder ihm noch seiner Familie zu irgendwas verpflichtet. Ich ahbe mir dann mal die Freiheit genommen, ihr zu erklären, dass ich weder vor habe, ihrem Liebling zu heiraten noch mit ihm weitere so lebensuntaugliche Geschöpfe (Heinzi hat noch einen ebenso faulen Bruder) in die Welt zun stellen. Hat gut getan.
Und jetzt kommt der Gipfel der Dummheit: ich bin daran, mit diesem lebensuntauglichen Saftsack ein Haus zu bauen. Das Geld bringt hautpsächlich er mit. Wirkt sich entpsrechend auf die Gestaltung aus. Mit andern Worten: ich habe nicht allzu viel zu sagen. Ich habe bloss daneben zu sitzen, zu nicken und mich wieder zu schämen, wenn er sich vor den Handwerkern wieder wie ein arrogantes ... verhält. Blöderweise geht in dieses Haus mein ganzes Kapital rein. Aber ich weiss, ich werde in der Lage sein, mir eine neue finanzielle Basis zu schaffen. Und dann wird diese Episode Vergangenheit sein. Auch wenn es nicht gerade von heute auf morgen geht.
Ich weiss, Gewalt in der Beziehung ist keine Lösung. Aber manchmal könnte ich ihn schlagen.
Mein grösster Herzenswunsch ist es, dass er sich so bald wie möglich total in eine andere Frau verliebt. Dann bin ich ihn endlich los.