Ich bin Mitte 30 und habe eine fünf Jahre jüngere Partnerin. Wir haben uns vor 3 Jahren kennen gelernt. Damals war sie gerade dabei, in ein Kloster eintreten zu wollen. Sie hat es mir aber erst verraten, nachdem wir bereits "Händchen" gehalten haben, ruderte dann ein paar Tage später zurück und bat sich Bedenkzeit aus. Nach ein paar Wochen hat sie sich aber aus freien Stücken für die Beziehung und gegen das Kloster entschieden.
Sie gestand mir eine besonders "verklemmte" Beziehung zur Sexualität, nachdem sie als Teenager einmal negative Erfahrungen machte. Ein Grund auch, warum sie vor ihrem Entschluss, in ein Kloster zu gehen, nur eine platonische Beziehung mit einem Mann geführt hatte. Wir ließen es langsam angehen, jeweils so weit wie sie wollte und zuließ. Und sie war glücklich, mit mir ganz vorsichtig, die alten Komplexe zu überwinden. Und nach ein, zwei Monaten waren wir wie ein normales Paar, lebten fast jede freie Minute zusammen - mal in ihrer Wohung, mal in meiner; nur eben, dass für uns aus religiösen Gründen feststand, dass sie unberührt bleibt, bis wir heiraten würden. Auch wenn viele das hier im Formum nicht verstehen - man kann sexuell trotzdem viel Spaß miteinander haben, auch wenn man sich nicht komplett vereinigt.
Nach dem ersten gemeinsamen halben Jahr offenbarten sich dann die ersten Schwierigkeiten in der Beziehung. Man entdeckt die Macken des anderen, hat unterschiedliche Ansichten und Geschmäcker und man zankt sich auch mal. Das ist eigentlich normal. Und wir haben uns immer wieder schnell vertragen oder Kompromisse gefunden.
Aus zwei Problemen entwickelt sich aber nun ein plötzliches Ende unserer Beziehung, jedenfalls stehen wir kurz davor: Das eine ist ihre Hang an materiellen Dingen. Sie hat bis zuletzt als Studentin in einem 30qm Appartment gewohnt, was komplett zugestellt ist mit Gegenständen. Es sieht eher aus, wie in einem Keller, als wie in einer Wohnung. Während ich ihr meine Wohnung und meine Sachen ganz frei zur Verfügung stelle und relativ unempfindlich bin, wenn mal was kaputt gehen sollte, darf ich ihre Sachen eigentlich nur unter Aufsicht benutzen. Jede Unachtsamkeit wird mir als Unachtsamkeit gegen meine Freundin selbst ausgelegt, wobei es wirklich nur um Alltagsgegenstände geht (Bücher, Töpfe, Auto). Für sie ist es wichtig, zu wissen: das ist Meins, das ist Deins. Während ich mich nach einem: das ist Unseres sehne. Fast grotesk, dass sie sich mit dieser Einstellung in ein Kloster begeben wollte, wo sie gar nichts Eigenes besitzen darf.
Das andere Problem ist offenbar mit dem ersten verknüpft. Natürlich möchte ich gerne mit ihr zusammenziehen. Es ist recht umständlich, immer auszukarteln, wo man die Nacht verbringt. Zwei Wohnungen sind teuer und man muss nicht den ganzen Hausstand doppelt haben, während sie allen Ernstes für uns nach zwei Wohnungen im selben Haus sucht (auch hier: Meins, Deins). Auf mein völliges Entsetzen über diesen Wunsch reagiert sie geradezu allergisch. Wir hatten es in abgeschwächter Form schon einmal, aber jetzt, wo es wegen ihrer neuen Stelle in eine andere Stadt akut wird, wird es ganz arg:
- sie behauptet, sie war nie in mich verliebt (wobei sie mit verliebt meint, sie hatte keine Schmetterlinge im Bauch, als wir uns kennengelernt haben, fühlte sich aber geschmeichelt, dass jemand sich in sie verliebt hat - wo sie sich sonst immer ungeliebt gefühlt hatte).
- das, was sie für mich empfindet, sei nur wie einem allerbesten Freund gegenüber.
- meine Liebkosungen (kein Sex, wohlgemerkt!) gingen ihr zu weit oder seien allenfals gut gewesen, um zu wärmen.
- ihre Liebkosungen mir gegenüber kann wären nur Gewohnheit oder sollten etwas anderes bedeuten, als ich hineininterpretiere, gelten bei ihr aber nicht als Liebesbeweise.
- sie kann mich daher auch nicht heiraten und will auch nicht mit mir zusammenziehen, weil es dann wie eine Scheinehe wäre.
- wir seien so verschieden und würden es auf einem Fleck ohnehin nicht lange miteinander aushalten.
Ich komme mir vor, wie im (falschen) Film: der Regisseur schreit: Stop! Und plötzlich ist alles nur gespielt? Drei Jahre Beziehung gespielt??? Klar, dass wir Männer manchmal schwer von Bergiff sind, aber so schwer? Da läuft eine völlig normale Beziehung, mit Eifersüchteleien, wenn der eine zu wenig Zeit oder Aufmerksamkeit für den anderen bringt; jeder fordert Zärtlichkeit ein und gibt sie auch: und dann ist alles nur Affekt, Reiz-Reaktion, keine tiefen Gefühle dahinter? Könnt Ihr Frauen tatsächlich so sein?
Normalerweise wären solche Aussagen die absolute Bankrotterklärung an eine Beziehung und man müßte sie sofort beenden, aber ich bin mir nicht sicher, wegen der Vorgeschichte und wegen einiger anderer Ängste (z.B. vor Schwangerschaft), ihre Furcht vor dem Tag, an dem ich sie nicht mehr lieben könnte usw. , ob es nur die Holzhammermethode ist, um mich in Panik vor der gemeinsamen Wohnung und meinem Familienwunsch zur Raison zu bringen? Im Sinne von "Halte Abstand, Du gehst mir im Moment zu weit".
Ich habe das Problem, zu wissen, wo ich dran bin. Entweder bin ich einfach tatsächlich der Falsche und hab' "leider verloren", oder es ist ein psychisches Problem, mit dem sie kämpft und wegen dem ich nicht weglaufen, sondern gerade bei ihr bleiben sollte. Aber wie kann ich verhindern, dass diese Methode dann auch in Zukunft immer wieder benutzt wird, um mich gefügig zu machen? Andererseits kann ich schwer jemanden lieben, von dem ich mich nicht ebenso geliebt weiß.
Was meint Ihr?