Vielen Dank an alle,
... die bisher ihre Meinung zu dem Thema geäußert haben. Das ist auch meine Intention gewesen, als ich den Thread eröffnet habe mir die Meinungen anderer Menschen anzuhören, zu lesen was sie darüber denken.
Ich muss leider zugeben, dass ich nun ein wenig gefrustet bin. Denn wieso erwartet man von einer Frau, dass sie sich 100% für ein Kind aufgibt? Ich möchte auf jeden Fall Kinder haben, da besteht kein Zweifel dran. Aber ich möchte auch gleichzeitig den Weg weitergehen, den ich nun begonnen habe. Ich will doch nicht all das, für das ich die ganzen Jahre gearbeitet habe in den Müll werfen. Ich bin bereit mein Leben umzukrempeln und einen großen Teil davon meinen Kindern zu widmen. Aber nicht alles.
Ich meine ich habe vor einiger Zeit meinen Mann getroffen, wir haben beide füreinander unser Leben umgekrempelt. Es hat sich sehr viel verändert, auf einiges musste verzichtet werden, weil ein Tag nun einmal nicht unendlich viele Stunden hat. Man musste sich zwischen der Zeit mit dem anderen und der Zeit für seine sonstigen Aktivitäten entscheiden. Aber keiner von uns hat sich komplett aufgegeben. Jeder hat etwas behalten, das ihm wichtig ist. Und das ist auch wichtig und richtig so.
Natürlich ist ein Kind etwas total anderes, es fordert viel mehr und braucht uns auch viel mehr. Das Kind wir zum neuen Zentrum im Leben beider Eltern. Aber trotzdem will ich etwas von mir, den wirklich wichtigen Kern, behalten. Wofür habe ich denn sonst all die Jahre gelebt? Ist es denn nicht in Ordnung, dass man hier einen männlichen Blick hat? Männer wollen doch auch beides haben Kinder und Beruf. Und bekommen es. Wieso ist es nicht in Ordnung, dass ich das auch haben will? Wieso sagt man mir dann, dass ich dann gar keine Kinder haben sollte? Das erzählt man doch auch keinem Mann.
Im übrigen ist das Wort Karriere bei meinem Mann und mir ein absolutes Unwort. Wenn wir nur hören, dass jemand Karriere machen will, dann verdrehen wir bloß die Augen. Wir wollen keine Karriere, scheiß auf Karriere! Wir wollen beide eine gute Arbeit haben, die uns Spaß macht. Karriereleitern interessieren uns Null. Knick in der Karriereleiter - ein noch dümmerer Ausdruck. Ich will nicht nach oben, da interessiert mich nichts. Ich will nur einfach dabei bleiben.
Es geht mir auch nicht darum, dass ich für ein Kind kein Jahr oder so aufbringen WILL. Es geht viel mehr um die Zeit danach dass ich dann immer noch die Chance habe dort zu arbeiten, wo ich vor der Geburt gearbeitet habe. Nach Zwanzig Jahren winkt das Kind noch einmal zum Abschied und zieht dann aus. Und dann? Was ist dann mit mir? Ich werde auf jeden Fall voller Stolz beobachten, wie mein Kind hinauszieht und seinen eigenen Weg geht und seine Träume verwirklicht. Aber was ist dann mit meinem Traum? Was ist, wenn ich nach der Elternzeit nicht mehr zurückfinden konnte? Ich habe letztens ein Bild von mir mit 11 Jahren gesehen da hatte ich ein Poster in meinem Zimmer schon da hatte ich den Wunsch in diesem einen Bereich zu arbeiten. Es war ein Poster mit einem Eisvogel drauf und dem Text: Rettet unsere Vögel. Ich habe Umweltwissenschaften studiert um genau das zu tun: Die Umwelt zu schützen. Ich habe mich in den Bereich der Landschaftszerschneidung und der Wiedervernetzung eingearbeitet. Ich habe in meinen Abschlussarbeiten wissenschaftliche Studien durchgeführt, die Fragen zu dieser Thematik beantwortet haben. Und ich wünsche mir doch nicht mehr als weiterhin eines dieser kleinen Rädchen sein zu dürfen. Ein winzig kleines Rädchen, das hilft diesen Bereich weiter zu bringen. Ich muss nicht wichtig sein, die Maschinerie muss nicht gleich stillstehen, wenn ich nicht dabei bin. Aber ich möchte dennoch ein kleiner Teil davon sein, ein Teil der hilft es um eine winzige Winzigkeit weiter voran zu bringen.
Und trotzdem habe ich den Wunsch nach Kindern. Mein Leben wäre dann ebenso verschwendet, wenn ich keine Kinder hätte. Aber es wäre auch verschwendet, wenn ich nicht weiter im Bereich des Umweltschutzes arbeiten dürfte. Und es ärgert mich, macht mich richtig wütend, dass von mir erwartet wird mich für eines davon entscheiden zu müssen.
Bitte seht meinen kleinen Ausraster hier nicht als persönliche Affront gegen jemanden, der anderer Meinung ist. Es ist eher ein wütendes Fäusteschütteln gegen unsere Gesellschaft und der Ungerechtigkeit. Ich meinte letztens auch zu meinem Mann, dass ich mir eher einen Sohn wünsche denn es würde mir vermutlich das Herz brechen, wenn ich meine Tochter in dem gleichem Dilemma sehen würde, vor dem ich gerade stehe.
Ihr habt ja vermutlich in allem Recht, was ihr schreibt Muttergefühle, Rauswurf der Männer bei Elternzeit, Kinder die mehr Aufmerksamkeit erfordern als geplant, etc.
Trotzdem empfinde ich es als unfair aber es gibt noch viel mehr und viel schlimmere Ungerechtigkeit in der Welt als mein kleines aber dennoch unwesentliches Dilemma. Erste-Welt-Problem nennt man so etwas, wenn ich mich nicht täusche.
Und trotzdem bin ich nicht bereit das mit einem Schulterzucken hinzunehmen. Ich bin eher der Mensch, der wütend die Fäuste ballt und es dennoch versucht. Einfach wird das bestimmt alles nicht aber ich habe schon immer nach dem Spruch gelebt: Wer kämpft kann verlieren, doch wer nicht kämpft, der hat schon verloren. Vielleicht werde ich scheitern, aber zumindest habe ich es dann versucht.
Und für alle, die jetzt schon wieder schreiben wollen, dass ich dann doch bitte auf ein Kind verzichten sollte: Letztendlich kommt das Kind immer an erster Stelle. Wenn mein Kind mich braucht, dann werde ich immer alles stehen und liegen lassen. Den Ranzen werde ich ihm dennoch nicht bis ins Klassenzimmer tragen dafür braucht es mich nicht.