Vor neun Monaten beendete ich meine - damals 4,5-jährige - Beziehung.
Er war für mich aus seiner Heimatstadt zu mir gezogen. Nun ja, er war ja auch flexibel, da er studierte. Als wir uns kennen lernten, war ich Mitte 20 und er 30. Es war alles gut. Nur vier Monate nach dem Beginn unserer Beziehung zog er in meine Wohnung.
Wir harmonierten gut. Er genoss sein neues, bequemes Leben. Seinen Job in seiner Heimatstadt verlor er bald, fand jedoch hier einen (auf 400-Euro-Basis). Sein Studium wollte er bald erneut aufnehmen.
Doch seine Versuche versandeten bald. Nachdem er ein halbes Jahr bei mir lebte, bestand sein Alltag nur noch aus endlosen PC-Sessions und essen. Wir hatten zu Beginn viel und guten Sex, aber als er Forderungen stellte, die ich nicht erfüllen konnte und wollte, schlief unser Sexualleben fast völlig ein. Er wurde einfach faul. Wenn ich von der Arbeit kam, lag er meist noch im Bett, da er ja erst ins Bett gegangen war, als ich aufgestanden war.
Immer wieder ging es ums Geld. Denn er beteiligte sich - obwohl er es versprochen hatte - nur auf Aufforderung hin an der Miete. Und dann auch nur mit minimalen Beträgen. Zwei Jahre lang ging das so. Ja, wir waren primär glücklich miteinander, aber es belastete mich sehr, dass ich die ganze finanzielle Last zu tragen hatte. Der Großteil seines Geldes ging an seine Familie, die am Existenzminimum lebt. Ich beschwerte mich oft darüber, sagte, er solle sich einen Job suchen, wenn er das Studium eh nicht mehr ernsthaft verfolgt. Aber immer wieder begann er neue Lernversuche. Fernkurse usw. Immer wieder, nach wenigen Wochen war die Luft raus...
Nach gut 3,5 Jahren machte ich ihn auf eine Praktikumsstelle aufmerksam. Die erhielt er dann auch prompt. Und erstmals in unserem gemeinsamen Leben waren wir beide "berufstätig". Zwar kam finanziell dabei nix raus, aber es war ein Anfang. Leider machte er nichts daraus. Denn einzig sein Praktikum verlängerte sich immer wieder, finanziell kam aber nichts.
Das war mir ja generell nicht wichtig, weil wir auch so gut leben konnte. Aber ich dachte an unsere Zukunft. Nach 4 Jahren Beziehung wollte ich endlich mehr. Eine Familie! Leider sah ich mit ihm keine Zukunft, da ich fürchtete, stets alle Verantwortung selbst tragen zu müssen.
Deshalb beendete ich, nach langer Überlegung, da ich ihn sehr liebte, Anfang 2007 die Beziehung. Ich bat ihn, sich eine Wohnung zu suchen. Aber - da ich ja seine Situation kannte - meinte ich, er müsse nicht von heute auf morgen gehen. Vielleicht bis März wäre okay.
Es tat sich nichts. Und immer wenn ich nachbohrte, verfiel er in Schweigen. Ich kam nicht an ihn heran. Er ignorierte mich, flüchtete an seinen PC, wo er ganze Nächte verbrachte... In der Zwischenzeit lernte ich einen Mann kennen. Wir verliebten uns vor einigen Monaten ineinander.
Als ich meinem Ex-Partner davon erzählte, brach für ihn eine Welt zusammen. Plötzlich fing er an zu kämpfen. Obwohl ich ihm deutlich machte, dass es jetzt wirklich wichtig wäre, dass er auszieht. Denn wie könne ich eine neue Beziehung beginnen, wenn ich Zuhause noch "Altlasten" habe? Ich habe ihm immerhin nur deshalb so viel Schonzeit gegeben, um ihn finanziell nicht zu ruinieren...
Nun ja, jetzt beginnt bald der zehnte Monat unseres Dilemmas. Gerade bin ich ausgerastet, weil er nicht geht. Angeblich sucht er seit Monaten nach einer Wohnung. Aber er hätte ja erst einmal sparen müssen und nun sind alle Wohnungen weg, für die er sich interessiert (das Semester beginnt bald).
Ich bin total verzweifelt, will jetzt selbst ausziehen. Denn sein Arbeitsvertrag läuft nun im Oktober aus. Dann ist er arbeitslos und ich - doof wie ich bin - hätte sicher Mitleid mit ihm. Aber ich kann nicht mehr. Seit Monaten kann ich nicht mehr nach Hause. Ich habe hier keine Ruhe. Ständig will er wissen, wo ich war und wo ich hingehe. Als ich ihm von meinem neuen Freund erzählte, fuhr er sogar zu diesem, sprach mit ihm, um sich "ein Bild von ihm zu machen".
Er hat nun die Wohnung verlassen. Es regnet. Er hat kein Auto. Ich mache mir Sorgen und doch fühle ich mich erleichtert. Was soll ich nur tun? Ich habe es im Guten probiert, nun mit purer Aggression. Ich gehe mittlerweile auf dem Zahnfleisch, was meine neue Beziehung enorm belastet... Und vor allem mich.
Das ist doch Psychoterror... Wie werde ich ihn los?