Hallo Ihr Lieben,
ich habe ein Riesenproblem und bin völlig ratlos wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich lebe in einer Beziehung seit fast 11 Jahren, seit 2 Jahren sind wir verheiratet. In dieser Beziehung gab es viele Höhen und Tiefen, einige Trennungsphasen, die vor allem durch Untreue meines Mannes ausgelöst wurden. Exakt 3 mal um ehrlich zu sein. Sicher einer alleine macht niemals Fehler, ich habe immer versucht seine Untreue zu argumentieren, aber gibt es dafür eine Rechtfertigung. Ich sage dennoch ja, denn man kann einen Mann in die Flucht oder Arme einer anderen treiben. Ich war sehr einengend und besitzergreifend. Jede Trennung, jede Untreue hat mich vor Schmerz auf den Boden geknallt. Es war die Hölle. Nach einiger Zeit, kam er zurück, meistens dann, wenn ich mich so halbwegs gefangen hatte und wieder "atmen" konnte. Ich möchte Euch nicht mit all den Jahren langweilen, das würde auch den Rahmen hier sprengen, denk ich mal. Wir hatten die letzte Trennung vor 2 1/2 Jahren, diese schien entgültig. Wir trafen uns wieder, da wir in der gleichen Firma arbeiten, hatten uns sozusagen neu verliebt. Er machte mir einen Heiratsantrag, dem ich sofort, ohne zu zögern zustimmte. Zu schnell, das weiß ich heute. Die Hochzeit, die Zeit davor, die Flitterwochen...es war einfach wunderschön. Manchesmal drängte sich in mir ein seltsames Gefühl auf, ein Gefühl der Zweifel, Unsicherheit, welches ich jedoch wieder verdrängte. Warum habe ich geheiratet frage ich mich heute. War es der Wunsch eine Erinnerung, einen Traum festzuhalten, der all den Schmerz der Vergangenheit wegblasen sollte? All mein zerbrochenes Vertrauen wiederherstellen sollte? Ich weiß es nicht, ich kann es nicht beantworten. Warum fühle ich mich seit letzten Sommer so leer, unzufrieden, mit dem inneren Drang von ihm wegzugehen, ein neues Leben aufzubauen, mit meinen beiden Kindern (eines ist von ihm, das andere aus meiner ersten Ehe). ich bin nun 35 und frage mich "War es das schon, ist das alles gewesen" Ja, ich weiss, das hört sich nach Midlife Crisis an, keine Ahnung. Ich weiss nur eines mit Gewissheit. SO kann und will ich nicht die nächsten 20 Jahre verbringen. Seit wir verheiratet sind, lässt er alles schleifen, ist sehr nachlässig geworden in vielen Dingen. Er konzentriert sich auf seine Interessen, zieht sich zurück. Wir sind nicht mehr in der Lage ein vernünftiges Gespräch miteinander zu führen. Da ist kein Feeling mehr von meiner Seite, kein Begehren, keine Leidenschaft. Mir ist schon klar, das der Alltag in jeder noch so romantischen Beziehung sich nicht vermeiden lässt. Zudem kommt noch hinzu, das wir beide auch den Job miteinander teilen, das heisst 24 Stunden am Tag beisammensein und doch allein. Das ist mal der gegenwärtige Zustand.
Nun ich habe vor ca. 5 Monaten im Internet einen Mann kennengelernt, in einer Community, in der es nicht um Liebe und Beziehung geht, das möchte ich gleich klarstellen. Wir haben einfach miteinander geredet, über alle möglichen Dinge. Nach einer gewissen Zeit hat sich eine Vertrautheit eingestellt und auch das Gefühl von "Verliebtheit". Das ist doch nicht normal, dachte ich, Du liebst Deinen Mann und nicht einen Wildfremden im Netz. Diese Gefühle für diesen Mann, gaben mir sehr zu denken. Konnte ich meinen Mann noch richtig lieben, wenn ich für jemand anders so viel empfinde, den ich noch nie gesehen habe im richtigen Leben. Unsere Gespräche über das Internet wurden persönlicher, intimer. Bis zu dem Augenblick als wir uns Fotos gesendet haben. Er ist ein sehr offener Mensch hält mit seiner Meinung nicht vor. Ich sei eigentlich nicht sein Typ meinte er. Ich war am Boden zerstört. habe den Kontakt dann langsam abgebrochen, bis er mir wieder ein Mail geschickt hat. Er wollte die Frau kennenlernen, die ihn mit ihren Worten so beeindruckt hat. Ich habe das abgeblockt, denn abgesehen von meinem Stolz wohnen wir beide über 1000 KM auseinander. Es erschien hoffnungslos. Gut, der Mailkontakt blieb, wir trafen und auch einge Male in einem privaten Chat, wo wir stundenlang geredet haben, geflirtet und gelacht haben. Seit gut 2 Wochen hat sich das Alles noch mehr vertieft, die Sehnsucht, das Verlangen diesem Mann nahe zu sein, ihn kennenzulernen, in seine Augen zu sehen, ihn zu fühlen. Auch er empfindet so und öffnet sich mit seinen Gefühlen immer mehr. Wir wissen das wir beide das Wort "Liebe" nicht benutzen wollen und können. Kann man das, wenn man einem Menschen noch nie gegenüber gestanden ist? Jedoch drücken wir unsere Gefühle auf andere Art und Weise füreinander aus. Zum einem ist das wunderschön, zum anderen ist es eine quälende, brennende Sehnsucht. Ich schlafe mit dem Gedanken an ihn ein, und werde mit ihm wieder wach. Jede Sekunde des Tages gibt es nur ihn in meinem Kopf, er sagt mir, das es ihm genauso geht. So nun zur eigentlichen Katastrophe. Ich habe nun in ein paar Wochen die Gelegenheit ihn zu treffen. Eine berufliche Reise, an der jedoch auch mein Mann teilnehmen wird. Es ist ein Desaster. Wir werden alle im gleichen Hotel wohnen. Natürlich male ich mir die schönsten Szenarien aus, klar. Aber wie sollte ich? ich muss und will mit meinem Mann sprechen, nicht über diese Internetliebe, denn dazu habe ich nicht den Mut, jedoch über die Zukunft, darüber das ich so nicht mehr mit ihm zusammenleben möchte, mein eigenes Leben führen will usw. Meine Internetliebe beginnt seit 2 Tagen sanften Druck auf mich auszuüben, das es mein Part sei, mich zu entscheiden, die Dinge zu klären und zu lösen. Er hat ja recht, ich kann das verstehen, vor allem wenn ich mich in seine Lage versetzen. Er kann nichts anderes tun als warten und hoffen. Hoffen worauf? auf eine gemeinsame Zukunft? Ich weiss nicht ob ich hier alles abbrechen könnte, hinter mir lassen könnte. Zudem geht es nicht nur um mich, sondern auch um meine beiden Kinder. Ich habe hier noch viele Dinge zu regeln, kann nicht einfach aufstehen und gehen, vor allem da mein Mann nichts von dem Ganzen auch nur ahnt. Die Gespräche die ich mit ihm suchte, seit Monaten verliefen ins Leere, es waren eigentliche Monologe und keine Dialoge. Er erkennt den Ernst der Lage nicht, wieder mal nicht. Ich kann nicht mehr, habe nicht mehr die Kraft zu kämpfen, da ich den Glauben an uns verloren habe. 2 Jahre gut, 2 jahre schlecht...in diesem Rhytmus kann man doch nicht leben und lieben! Es ist alles hoffnungslos, ich weiss nicht ob ich meinen Mann noch liebe, da ist alles dicht und verschüttet, ich weiss nicht ob ich den anderen liebe, den ich noch nicht mal gesehen habe, der aber meine Seele und mein Herz so tief berührt hat. ich habe mir vorgenommen am Wochenende mit meinem Mann über eine Scheidung zu sprechen, ohne den anderen zu erwähnen, denn er ist nicht der Grund. Unsere Probleme hier liegen woanders. Sicher, die Sache wird durch den anderen nicht gerade einfacher, das weiss ich. ich bin völlig ratlos, und habe eine Riesenangst. Vielleicht hat jemand von Euch ähnliches erlebt. Ich bin dankbar über jedes Feedback.
Herzliche Grüße LeonieMarie