Neuanfang
Das Wesentliche bei einem Neuanfang ist, dass sich BEIDE dafür einsetzen, dass BEIDE bereit sind, sich über das Vorgefallene auseinanderzusetzen und neue Wege zu suchen. Natürlich muss irgendwann wieder Normalität einkehren, die Zeit hilft sicher dabei, aber du kannst schon damit rechnen, dass das Thema immer wieder auftauchen wird und das sollte auch nicht unterdrückt werden.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich nach dem ersten Betrug meines Mannes fast ein Jahr gebraucht habe, um wieder "ja" zu unserer Beziehung sagen zu können. Wir waren zwischenzeitlich getrennt, haben viel geredet, auch viel grundsätzliche Fragen thematisiert, für mich war es dann auch irgendwann so, dass ich das Gefühl hatte, durch diese Krise in unserer Beziehung einen Schritt nach vorn gemacht zu haben, viel gelernt zu haben, mit den Jahren kam auch das Vertrauen wieder, klar war das quasi eine Vorschussleistung, aber ohne geht es eben nicht. Ich dachte auch immer, ich werde es ja sowieso merken.
Naja, acht Jahre später hat er mich dann wieder betrogen, haargenau das gleiche Schema, mich wieder entsetzlich belogen und stand dann wieder vollkommen fassungslos und reumütig da, als ich es herausfand. Im Nachhinein ist mir dann klar geworden, dass er damals nicht die gleiche Entwicklung durchgemacht hat wie ich. Er hat von sich aus kaum Impulse eingebracht, wollte nur seinen Status-Quo wiederhaben, hat dafür alles abgenickt, was ich gesagt habe. Ich hätte damals viel mehr Einsatz von ihm fordern müssen, dass er sich selbst aktiv für diesen Neuanfang einsetzt, selbst Gedankenanstöße und Vorschläge beisteuert, den Dialog mit mir anfängt und nicht nur zuhört, immergleiche Liebesbeteuerungen sagt und Reue zeigt. Das ist zuwenig. Er hat sein Verhalten damals nicht wirklich reflektiert, war nur froh, als es irgendwann unter den Tisch gekehrt war und er wieder seine Ruhe hatte, um so weiterzumachen, wie bisher.
Aus heutiger Sicht kann ich allen nur raten, bei einem Neuanfang zu versuchen, genau hinzugucken, welche Schritte der Partner von sich aus unternimmt, um die Sache zu bewältigen. Und keine Angst zu haben, Forderungen zu stellen. Es geht nicht drum, dass der andere ständig eine Büßerrolle einnehmen soll, aber er muss aktive Bereitschaft zeigen, sich dem Thema zu stellen.