Liebe Leute,
Ich möchte hier mal ein paar Thesen in den Raum werfen, die mich schon länger beschäftigen.
Die Art und Weise, wie heute Emanzipation interpretiert und gelebt wird, hat den Frauen meiner Meinung nach viel Unglück gebracht.
:arrow: Es geht mir keinesfalls darum, den Feminismus generell zu verteufeln oder in Frage zu stellen; ich denke keine Frau dieser Welt will hinter die erreichten Rechte und die erkämpfte Gleichstellung zurückgehen.
Sondern es geht mir in erster Linie um moderne Frauen- und Männerrollen.
Meiner Meinung nach ist das Grundmissverständnis des Feminismus, dass Männer und Frauen GLEICH sind. Männer und Frauen sind gleich, was die Rechte betrifft, die Menschenrechte. Ansonsten sind Männer und Männer und Frauen und Frauen und Männer und Frauen unterschiedlich und werden auch niemals "gleich" sein.
- Was hat die Frau durch die Emanzipation erreicht?
Sie hat der Frau wirtschaftliche Gleichberechtigung gebracht; d.h. sie kann sich ihren eigenen Beruf wählen. Doch nur ein Bruchteil ist erfolgreich, denn nachweislich wird den Lehrerinnen, Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Architektinnen und weiblichen Ingenieuren weder das gleiche Vertrauen wie ihren männlichen Kollegen entgegengebracht, noch werden sie gleich bezahlt.
Und die, die tatsächlich die so verlockende Gleichstellung erreichen, erreichen sie größtenteils auf Kosten ihres physischen und psychischen Wohlergehens. Wieviel Unabhängigkeit ist erreicht, wenn die Masse der arbeitenden Frauen und Mädchen die Borniertheit und den Mangel an Freiheit zuhause eintauscht gegen die Borniertheit und den Mangel an Freiheit in der Fabrik, den Ausbeutungsbetrieben, im Kaufhaus oder Büro? Dazu kommt die Belastung vieler Frauen, die nach einem harten Arbeitstag sich auch noch um Heim u. Hausarbeit kümmern müssen - kalt, trostlos, unaufgeräumt, unfreundlich! Was für eine herrliche Unabhängigkeit!
Eine sogenannte Unabhängigkeit, die einzig dazu führt, ein minimales Auskommen zu haben, ist nicht so verlockend und ideal, daß man erwarten könnte, eine Frau würde alles dafür hergeben.
- Eigentlich hat die Emanzipation dazu geführt dass Frauen alle Pflichten, die sie in ihrem traditionellen Rollenbild hatte behalten haben (Haushalt, Kindererziehung)und dazu noch die Pflicht bekommen haben sich selbst zu finanzieren.
- Männer sind immer weniger dazu bereit, sich festzulegen und eine Familie zu gründen. Sie schieben die Vaterschaft immer weiter raus oder verweigern sie ganz.
- klassisches Emanzensyndrom: die Abwertung von Müttern. 'NUR Kinder betreuen' / `nur Hausfrau. Das ist für viele offenbar etwas Minderwertiges, reduziert sich mehr oder minder auf 'Apfelkuchen backen'. Mit aller Gewalt will man Frauen einreden, Kindererziehung sei nicht anspruchsvoll, nicht interessant genug.
- Die Emanzipation hat das Denken hervorgebracht, nur klassische Erwerbsarbeit sei 'richtige' Arbeit. Es wird Zeit, dass die Gesellschaft kompetente (!) Kindererziehung endlich mindestens so stark honoriert und anerkennt wie das, was - in einer Arroganz, in der übrigens in trauriger Weise das alte Denken der Männerwelt fortgesetzt wird - allein für 'richtige' Arbeit gehalten wird. Statt typisch weibliche Tätigkeiten und Interessen massiv aufzuweten ( finanziell und vom Status her), hat die Emanzipation es fertiggebracht, sie unattraktiv zu machen und zu diskreditieren - mit der Folge, daß Aufgaben, die von entscheidender Bedeutung für unsere Zukunft sind, heute unerledigt bleiben.
'Wir schaffen es nicht Beruf und Familie vereinbar zu machen und nehmen nicht nur den Frauen die Möglichkeit, wieder ihren Beitrag zur Versorgung der Familie zu leisten, wir nehmen auch den Männern die Möglichkeit, wirklich Vater zu sein, nicht nur Zahlhansel.'
Aber warum schaffen wir das nicht? Weil wir, geprägt von einer unsäglichen Emanzipationshistorie, von völlig falschen Voraussetzungen ausgehen. Davon nämlich, die Mehrheit der Mütter sehne sich danach, ihre Kinder in Krippen abzugeben, um sich im Beruf 'verwirklichen' zu können. Die einen (Konservative) finden diese Vision grauenhaft und mauern dagegen - ohne aber den Bedürfnissen der Eltern in anderer (und angemessener) Weise Rechnung zu tragen. Die anderen (Linke) wollen diese Vision gern Wirklichkeit werden lassen -
und sind blind dafür, daß das die Probleme nur verlagert. In der Ex-DDR war die Geburtenrate, trotz 'idealer' emanzipatorischer Voraussetzungen (alle Frauen voll berufstätig, alle Kinder in Krippen) nicht mehr Kinder als im Westen.
Emanzipation im überkommenen Sinn ist der Versuch, Frauen zu überreden, sich wie Männer zu verhalten, und Männer, sich wie Frauen zu benehmen. Weil sie das niemals freiwillig getan haben, will man die äußeren Verhältnisse so gestalten, daß sie dazu gezwungen werden. Grandioser Plan, wirklich.