Hallo Forum,
ich lese schon einige Zeit mit und mache mir sehr viel Gedanken über mich mein Leben. Meine Frau hat mich verlassen und dies tut sehr weh. 6 Wochen lief die Affäre bis ich davon erfahren habe.
Da ich angefangen habe meine Gedanken nieder zu schreiben, wäre ich froh, wenn Ihr vielleicht das ein oder andere Feedback geben könntet.
Was meint Ihr zu dem einen oder anderen Gedanken?
Grüße
Beaker
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Ich widme diese Zeilen, dem Menschen, der mir sehr viel bedeutet und mir immer sehr viel bedeuten wird.
Was einmal im Herzen ist, lässt sich nicht entfernen. Das miteinander verändert sich, aber die Liebe bleibt erhalten.
Der Schmerz hat mir die Augen geöffnet.
Das Leben, der Alltag
Menschen sind getrieben, getrieben von dem Streben nach Glück und Zufriedenheit. Jeder sucht und glaubt, dass er dieses Glück findet. Er sucht an den unterschiedlichsten Orten, im Beruf, im Hobby, in der Familie und in der Liebe.
Man treibt sich an, jagt der Hoffnung von einem schönen Leben hinterher. Perfektionismus ist die Leitkultur.
Doch wie sieht es in der Realität aus?
Wie viel Menschen können sagen, dass sie Glücklich sind.
Ich meine hier nicht das Glück, von kurzer Dauer, wie etwa das Gefühl, welches man bei einer jungen Liebe empfindet. Ich meine das Glück, welches sich einstellt, wenn man innere Zufriedenheit erlangt.
Durch ein sehr schmerzliches Ereignis, habe ich sehr viel über mich, meine Beziehungen und meine Umwelt nachgedacht. Meine Frau hatte mir gesagt, dass sie sich in jemanden anderen verliebt habe und dem Gefühl nachgeben möchte. Sie habe immer nur auf ihren Kopf gehört und nicht auf ihr Herz, dies muss sie jetzt tun. In mir brach eine Welt zusammen, mein Leben war auf sie ausgerichtet. Wir haben ein gemeinsames Haus erschaffen, indem ich mit ihr alt werden wollte. Jetzt wohne ich alleine darin. Ich dachte sie sei meine Traumfrau. Sie war so viel für mich und nun soll alles zu Ende sein? Sieben Jahre Beziehung, 17 Monate Ehe. Ich dachte mein Leben hätte eine Ende, oder ich solle ihm ein Ende setzen.
Wie kam es dazu? Auseinander gelebt? Im Alltag versunken?
Ja, wir waren im Alltag versunken, keine bemühte sich mehr um den anderen.
Was ist überhaupt Alltag? Ist es das Raster, die Tretmühle in der man sich befindet? Und wie gelangt man da hinein? Wird dies nicht von außen vorgegeben und man kann nichts dagegen tun? Alles ist richtig und dennoch falsch. Ja, man obliegt Einflüssen, welche man sich nicht immer entziehen kann. Aber wie ich damit umgehe, ob ich diese Einflüsse, diese Tretmühle verstärke, in dem ich noch größeren Druck auf mich und meine Umgebung ausübe, dies liegt ganz bei mir. Man stellt Anforderungen an sich und seine Lieben, welche nie zu erfüllen sind. Jagt so manchem Traum hinterher und wird dabei ganz unglücklich und ungerecht zu sich und seiner Umwelt.
Meine Frau hat mich sehr enttäuscht, wieso hat sie nicht mit mir geredet? Aber habe ich mit Ihr geredet? All die Jahre zuvor?
Enttäuschung ist eigentlich ein positives Wort. Ent-Täuschung, man obliegt nicht mehr einer Täuschung, sondern erkennt die Realität.
Und dieser Realität, diesem Leben muss man sich stellen.
Nach eine kurzen Nacht, welche ich mit viel Grübeln und Sehnsucht nach meine Frau verbrachte, wurde ich wach und die Sonne blinzelte mir ins Gesicht. Ich hatte plötzlich den inneren Drang in die Natur zu müssen und zu Laufen. Erst dachte ich, jetzt laufe ich allem davon, doch plötzlich passierte etwas sonderbares in mir. Da waren Gänse, die noch schliefen, ein See über dem Nebel aufzog und Vögel, die ihr Lied sangen. Und ich nahm dies alles sehr intensiv war. Ich sog es in mich auf. Den Schmerz, den ich empfunden habe und immer noch empfinde, war plötzlich nicht mehr so schwer zu ertragen.
Ich war plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt. Im Mittelpunkt meines Schmerzes, meines Berufes und meiner Beziehung. Sondern nur noch ein Bestandteil von vielem.
War es das? Muss man einfach seinen Alltag, seine Umwelt bewusst wahrnehmen?
Ich denke ja, genau das ist es. In jedem Tag steckt so viel Gutes. Man muss nur genau hinsehen und hinhören. Ein Gespräch mit einem Menschen, schöne Musik im Radio oder mit jemandem Lachen. Jeder ist ein Teil von etwas Großem. Und jeder kann Kraft daraus schöpfen, man muss nur bereit sein, sich zu öffnen und wahrzunehmen. Sich bewusst zu machen, dass der Tag etwas Gutes bringt und das man dies entdecken kann. Das ist die Bereicherung im Leben, nach der ich immer gesucht habe.
Für mich war es immer sehr schön, morgens neben meiner Frau wach zu werden. Ihr in die Augen zu schauen gab mir Sicherheit.
Doch nun war der Traum zu Ende. Träumen ist etwas schönes, aber man sollte nur den Weg zur Erfüllung dieses Traumes genießen und nicht enttäuscht sein, wenn der Traum sich nicht erfüllen kann.
Im jetzt und hier liegt das Schöne. Gestern ist Vergangenheit, morgen noch nicht da, aber heute bin ich.
Ich weiß, dass dies schwer werden wird. Zulange habe ich in den Tag hineingelebt, hab mich treiben lassen, nur das schlechte sehen wollen.
Aber die bewusste Wahrnehmung lässt mich erkennen, dass einem das Leben, der Alltag so viel schenken kann.
Liebe
Wenn einem das Leben, der Alltag soviel geben kann, wo ist dann die Liebe. Was ist überhaupt Liebe? Und brauchen wir Liebe?
Sich ohne Worte verstehen, sich nach dem anderen zu sehnen, lachen, reden, das Leben ist plötzlich leicht und unbeschwert, sich sicher und geborgen fühlen, das ist verliebt sein.
Sich ohne Worte verstehen, das gleiche denken. Für einander Dasein, sich einlassen auf den anderen vertrauen. Das ist wohl nur der Anfang
Ich denke Liebe wächst mit der Zeit, sie verbindet zwei Menschen miteinander, lange Zeit nach dem die Verliebtheit aufgehört hat. Sie wächst mit jedem Problem, welches aufkeimt und bewältigt wird.
In jeder Beziehung gibt es über kurz oder lang leichte oder schwere Krisen. Daher kann der Umgang mit Problemen in einer Partnerschaft der Gradmesser für die Stärke der Liebe sein.
Liebe wertet nicht, sondern lebt in der Realität. Liebe macht nicht glücklich, wie es die Verliebtheit tut. Liebe macht zufrieden, wenn man bereit ist daran zu arbeiten.
In meiner eigenen Ehe und Partnerschaft, wurden Probleme nicht gemeistert. Man sprach nicht offen darüber. Mit offen meine ich, dass beide Partner präsent sind und beide die gleiche Sichtweise auf das Problem haben, oder daran arbeiten. Das war nicht gegeben. Erst das Ende der Beziehung lies uns gemeinsam unsere Probleme erkennen. Deren Bewältigung war nicht mehr möglich, zu stark war das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung meiner Frau. Zu stark das Gefühl der Verliebtheit. Nach sieben Jahren kann man nicht mehr verliebt sein, aber man kann an der Liebe arbeiten und erkennen, dass Liebe mehr ist als nur die Verliebtheit.
Liebe schmerzt, Liebe erfüllt, Liebe ist die Gemeinsamkeit in Leidenschaft, der Glaube an den anderen, die Verlässigkeit und die Vorhersagbarkeit. Ja, auch letzteres. Klar neues ist spannend, aber auch das legt sich mit der Zeit. Ein Mensch, der Vertrauen verdient, ist in seinen Handlungen in positiver Weise berechenbar. (2) Dies fördert das vertrauen, die Gemeinsamkeiten.
Was einmal im Herzen ist, lässt sich nicht entfernen. Das miteinander verändert sich, aber die Liebe bleibt erhalten.
Leidenschaft
Und genau hier liegt auch der Schlüssel zum Erfolg. Das Miteinander lässt sich beeinflussen, der Alltag ist gestaltbar. Rituale können eine Partnerschaft positiv beeinflussen.
Doch wie kann man Leidenschaft entwickeln, wenn man alles an dem anderen kennt, oder meint zu kennen?
Hingabe, genießen, sich öffnen, sich gegenseitig immer neu entdecken, all das ist am Anfang und auch nach Jahren in einer Partnerschaft möglich.
Die Leidenschaft kommt mit der Freude am Geben. Erfülltheit mit der echten Nähe des anderen.
Mich haben folgende Bücher beeinflusst:
1. Hector und die Geheimnisse der Liebe
2. Abenteuer Liebe: Was Paare wissen müssen
3. Liebe Dich selbst, dann ist es egal wen Du heiratest.