Hallo,
ich habe mich hier extra angemeldet um mit euch meine geschichte zu teilen. Teilweise sicherlich als selbsttheraphie, teilweise auch um von euch meinungen und ratschläge zu erhalten. Es ist allerdings ein ganz schön langer roman geworden.
Meine große liebe hat sich vor 6 tagen, nach 7 jahren beziehung, von mir getrennt. Als wir zusammen kamen war ich 16 und sie 17. Für beide die erste ernsthafte beziehung, für beide der erste sexualpartner. Um unsere beziehung zusammenzufassen: es war für uns beide, mit höhen und tiefen, die große liebe. Wir waren, bis auf 2-3 größere krisenzeiten, sehr glücklich. Auch sexuell lief es gut, wir hatten eigentlich an fast jedem tag den wir uns gesehen haben sex (aufgrund einer arbeitsdistanz sahen wir uns jedoch meistens nur am wochenende und hatten deswegen auch "nur" 2-3 mal pro woche sex). Der sex war gut, sie hat sich nie beschwert, allerdings auch seit ca. 2 jahren keine neuen wünsche geäußert. Ich war phasenweise etwas unzufrieden, aber im großen und ganzen war auch dieser punkt top. Es gab bereits nach ca 4 beziehungsjahren eine kleinere krise wo wir beide das gefühl hatten evtl etwas im leben zu verpassen. Wir dachten über eine beziehungspause nach, um uns auszutoben. Schließlich entschieden wir uns dagegen und waren wieder sehr glücklich miteinander. In den letzten monaten unserer beziehung hat sie damit angefangen immer häufiger abends wegzugehen. Mit freundinnen, arbeits- und schulkollegen. Ich habe ihr, obwohl ich ein eher eifersüchtiger mensch bin, immer diese freiheit gelassen und ihr vertraut. Ich weiß auch, dass es in ihrem arbeitsumfeld mehrere männer gibt, welche sie attraktiv finden und versucht haben sie anzubaggern. Sie sagte sie würde sich dem niemals hingeben, und das habe ich ihr geglaubt. Sie hat mich in unserer beziehung niemals betrogen. Da bin ich mir sicher. Wir haben bereits über kinder und zusammenziehen, heiraten nachgedacht und die zukunft gemeinsam geplant. Leider war es so, dass wir in verschiedenen städten leben, arbeiten und noch längerfristig an diese gebunden sind. Ein zusammenziehen wäre zwar möglich gewesen, wurde jedoch von uns beiden erstmal als pragmatisch unsinnig angesehen.
Vor etwa einem monat endete für uns beide eine sehr stressige, arbeits- und studienintensive phase, in der wir uns kaum gesehen haben. Wir beide hatten mehrere wichtige prüfungen.
Als dies vorbei war, machten wir einen kurzurlaub zusammen, in dem sie mir gestand, dass sie sich sorgen macht. Sie sagte, dass sie mich in den letzten 2 stresswochen nicht mehr so stark vermisst hat wie früher (dazu sei noch gesagt, früher hat sie mich wirklich unglaublich stark vermisst). Sie hätte angst, dass etwas nicht stimmt und sie wisse nicht woran das liegt. Ich war nur kurzzeitig geschockt und dachte, dass das alles ein resultat der stresssituation ist in der wir waren. Wir haben uns wenig gesehen, hatten viel zu tun, alles kein problem. Wir verbringen ein paar tage intensiv zusammen, entspannen, dann wird das wieder. Das schien sie zunächst zu beruhigen. Natürlich begann ich mir da weitere gedanken zu machen. Die nächste woche sahen wir uns jeden tag, haben uns viel gestreichelt, uns einander hingegeben. Sie musste allerdings zwischenzeitlich wieder arbeiten und ich wieder lernen. Große erlebnisse und sprünge blieben aus.
In dieser zeit fiel mir auch auf, dass sie zunehmendst genervter und zickiger mir gegenüber wurde. Wegen kleinigkeiten brach sie streit vom zaun und lies sich langfristig die stimmung vermiesen (die falsch ausgedrückte blendamed-problematiken). Als sie wegen einer weiteren kleinigkeit morgens ausrastete und zur arbeit ging, reichte es mir. Ich packte mein zeug und fuhr zu mir, teilte ihr meine gedanken mit. Sie war schockiert.
Ich wollte, dass wir ein paar tage keinen kontakt haben und sie sich überlegt ob sie mich liebt und warum. In dieser zeit machte ich mir auch gedanken, aber ich war mir sicher: ich liebe sie.
Bereits nach 2 tagen schrieb sie mir, dass sie mich liebt und sich sicher ist. Wir sahen uns wieder, sprachen darüber. Ich war bei diesem treffen sehr romantisch und zählte ihr 50 gründe auf warum ich sie und unsere beziehung liebe. Sie sagte sie liebt mich auch, sie möchte aber, dass wir die zeit intensiver nutzen (ohne konkrete neue vorschläge).
In der nächsten woche unternahmen wir an nur einem tag etwas, denn sie hatte den rest des wochenendes bereits verplant mit freunden/kollegen wegzugehen. Ich ließ sie. Ich hatte immernoch eine prüfung vor mir, für die ich noch einiges zu erledigen hatte.
Sie kam direkt nach dieser prüfung zu mir, damit wir uns endlich sehen konnten. Zunächst war alles in ordnung, dann sagte sie wir müssten reden. Sie hätte ständig gedanken und zweifel im kopf. Sie wisse, dass sie mich noch liebt, aber sie sei sich nichtmehr sicher ob es noch "so" ist wie früher.
Ich war sehr schockiert, schließlich hatten wir uns erst vor einer woche ernsthafte gedanken darum machen sollen. Ich fragte sie, und diese frage haben wir in unserer beziehung immer offen behandelt, ob ein anderer mann dahinter steckt. Ob bewusst oder unbewusst. Sie sagte nein, auf keinen fall, da ist niemand. Wir beschlossen eine kontaktpause in der sie ihre gedanken ordnen könnte. Bevor sie ging, gab sie mir den schlüssel zu meiner wohnung wieder und fragte auch nach meinem für die ihrige. Daraufhin sagte ich, dass mit dieser geste eigentlich schon alles gesagt sei. Sie brach in tränen aus. Ich solle das bitte nicht falsch verstehen. Ich ließ sie so fahren. Abends schrieb sie mir, dass sei nicht so geplant gewesen, ich solle unsere beziehung bloß noch nicht aufgeben.
Diese kontaktpause machte mich unglaublich fertig. Ich war in ein derart tiefes loch gefallen, spielte alle möglichen szenarien durch. Betrank mich, konnte kaum essen, kaum schlafen, an nichts anderes denken. Ihr ging es wohl ähnlich. Um diese kontaktpause zusammenzufassen: sie war keine. Wir hatten mindestens jeden zweiten tag kontakt, ich hab es nicht ausgehalten, ihr ständig meine gedanken mitgeteilt. Einmal per email, einmal per telefonat (zum teil sehr emotional), dazwischen auch nachrichten von ihr. Wir beschlossen schließlich noch für eine woche komplette funkstille, dann sollte ich von einer reise zurückkommen und wir sollten reden. Sie versicherte mir, sie liebt mich und sie sagt ja zur beziehung, sie muss nur zur ruhe kommen, ihre gedanken ordnen und herausfinden was wir ändern sollen. Bereits 4 tage vor ablauf dieser frist meldete sie sich: sie hatte sich entschieden.
In dieser zeit hatte ich mich aus selbstschutzmaßnahmen bereits auf das schlimmste von ihrer seite vorbereitet, zugleich aber auch 2 seiten aufgeschrieben an punkten und ideen was wir ändern sollten/könnten.
Als wir uns zum gespräch trafen begann sie unter tränen mit den worten: "ich weiß, ich treffe die falscheste entscheidung meines lebens, aber ich bin dafür, dass wir uns jetzt erstmal trennen."
natürlich wollte ich das so nicht stehen lassen, aber von den gedanken die ich mir gemacht hatte und den verbesserungspunkten ließ sie sich nicht mehr umstimmen. Sie sagte sie will jetzt erstmal frei sein, ruhe haben. Sie wisse, dass das wahrscheinlich die falsche entscheidung ist, aber sie wolle "auchmal egoistisch sein". Ich fragte sie wieder ob es an anderen männern liegt. Sie sagte nein. Allerdings sagte sie auch, dass es mir unfair gegenüber ist, wenn sie sich zurzeit mehr auf parties freut als darauf mich wiederzusehen. (In den tagen und wochen seitdem sie sich unsicher wurde habe ich versucht besonders romantisch und liebevoll zu sein. Aber es kam, wie sie selbst sagte, nicht bei ihr an, weswegen sie sich auch selbst vorwürfe machte, dass sie mich dennoch so "scheiße zickig" behandelte. Deswegen im besonderen unfair mir gegenüber einfach weiterzumachen.) Wenn sie weg ist, möchte sie auch nicht ständig ein schlechtes gewissen haben, wenn ihr jemand ein kompliment macht, einen drink ausgiebt, sie antanzt.
Ich: "Also doch andere männer? Dann können wir uns einfach einen Freifahrtschein geben und uns so ausprobieren." (war auch zuvor eine ernsthafte überlegung zwischen uns)
Sie: "Nein, so ist dass nicht. Aber ich ... ich bin 23 jahre alt. Manchmal denke ich mir, dass kann doch nicht alles gewesen sein. Ich war niemals heftig feiern, ich hab niemals was mit anderen jungs gemacht. Ich will mich auchmal austauben. Ich will auchmal egoistisch sein."
Ich sagte ihr, dass das dann doch ein klarer fall ist. Sie wolle "rumhuren", in ruhe, ohne hintergedanken. Dass sei schließlich das einzige was sich ändere, denn beim feiern habe ich sie niemals eingeschränkt.
Sie: "Nein, so ist das wirklich nicht, ich weiß nicht ob und was ich will."
ich hackte bei diesem punkt immer weiter nach, provozierte sie. Sie sagte zunächst "weißt du doch gar nicht" und später "selbst wenn, wir sind jetzt getrennt, wenn es passiert, dann passierts"
ich sagte ihr, dass parties und sexuelles austoben mit anderen doch nicht das wichtige im leben sei, wir hätten 7 glückliche jahre, tiefstes vertrauen, unglaubliche nähe, guten sex. Sie sagte, dass das die schönsten 7 jahre ihres lebens waren, aber dass sie sich nunmal zurzeit so fühle und erstmal klarkommen müsste.
Ich wollte zunächst kämpfen. Sie wollte mich nicht kämpfen sehen. Sie wollte erstmal ruhe.
Zugleich sagte sie, dass sie glaubt, dass wir irgendwann wieder zusammenkommen. Ihre eltern hätten sich, bevor sie endgültig auf die zielgerade einbogen, auch für ein paar monate getrennt gehabt. Ich sei ihre große liebe, die 7 jahre wunderschön, es werde niemals jemand so toll sein können wie ich. Die ganze zeit über küssten wir uns leidenschaftlich und umarmten uns.
Sie schlug vor, dass ich mich in 2 wochen bei ihr melde wegen meinem zeug. Wir könnten ja was unternehmen. Sie würde das sehr wollen, sie will mich auf jeden fall weiter in ihrem leben haben. Wir könnten uns wieder langsam annähern. Ich griff ihr ein letztes mal an den hintern. Sie lachte. Ich drehte mich um und ging.
In der folgenden nacht war ich wieder stark alkoholisiert und schrieb ihr einen... sagen wir bösen, langen text. Zusammengefasst sagte ich, dass sie 7 jahre für ein paar wochen oder monate spaß und "hurerei" (ja ich weiß, eigentlich ist es das unpassende wort,... wir sind ja getrennt) opfere. Dass sie nicht wisse was liebe ist, dass ich nicht mehr an liebe von frauenseite aus glaube, dass sie mich zwinge anderen frauen wehzutun, weil ich ihnen niemals das geben könnte, was ich für sie bereits gegeben habe. Außerdem, dass sie mir keinen einzigen stichhaltigen grund, keinen einzigen fehler genannt hat wegen dem sie mich verlässt.
Am nächsten tag, bei klarem verstand, ruderte ich zurück und schrieb ihr einen kürzeren text. Ich entschuldigte mich nicht explizit, aber ich sagte dass ich sie nicht beleidigen wolle, dass es nichts bringe öl ins feuer zu gießen, dass ich ihren wunsch nach freiheit akzeptieren müsse. Ich sagte, dass wir uns ja vielleicht tatsächlich irgendwann zusammenrauffen, so wie sie es prophezeit hat. Ich würde mich in 3-4 wochen wegen meinem zeug melden, man könnte ja dann guggen wie es einander geht.
Sie antwortete mir auf keinen der beiden nachrichten. Das war vor einer woche.
In dieser woche durchlebe ich unglaubliche stimmungsschwankungen. Teilweise geht es mir ganz gut, teilweise absolut miserabel. Ich kann immernoch kaum schlafen und essen. Die kontaktpause aufrechtzuerhalten ist sehr schwer, aber ich habe mir fest vorgenommen es durchzuhalten. Sie fehlt mir sehr. Ich spiele alle möglichen szenarien durch was bei unserem wiedersehen passieren könnte: sie hat ihre gedanken geordnen und will mich zurück, sie ist sich immernoch unsicher, sie hat sich neu verliebt, sie hat mit einem anderen mann geschlafen und will mich zurück, sie hat mit einem anderen mann geschlafen und will mich nicht zurück, sie will nur befreundet sein.
Für jedes dieser szenarien habe ich eigentlich bereits eine persönliche handlungsanweisung im kopf, wobei sich diese ändern.
Auch die reflektion über die beziehung ist weit vorangeschritten. Nicht alles war gold, aber in meinen augen immernoch das meiste. Im grunde führten wir mit kleinen abstrichen die beziehung die sich die meisten menschen wünschen, nur dass wir zu lange in einer stagnierenden phase gefangen wurden in der wir uns zu wenig gesehen haben. Doch das ist zu ändern. Mir ist auch klar, selbst wenn es noch einmal klappen sollte, dann muss sich einiges ändern.
Als selbstschutzgründen versuche ich mir jedoch keine großen hoffnungen zu machen. Hope for the best, but prepare for the worst. Ich habe unseren beziehungskram bereits zerrissen und aus meinem zimmer gebracht als sie noch in der entscheidungsfindungsphase war (habe ich ihr übrigens gesagt und sie damit zum weinen gebracht). Ich habe den alkoholkonsum wieder stark eingegrenzt. Ich treibe täglich sport. Obwohl ich auch ansonsten ein relativ athletischer mensch bin, habe ich ca 4 kg abgenommen und bin auf dem weg zu einer körperlich herausragenden verfassung. Ich habe mir mehrere größere projekte vorgenommen. Ich meditiere täglich um meine gedanken zu ordnen. Ich habe mich noch tiefer ins studium vertieft. Ich habe ein paar stets im hinterkopf schwebende projekte und ziele in angriff genommen. Ich werde demnächst eine reise zu meinem bruder und meinem, auch von meiner exfreundin sehr geliebten, neffen unternehmen. Ich habe angefangen meine garderobe zu erneuern. Ich unternehme viel mit freunden und stelle alte kontakte wieder her. Im großen und ganzen finde ich mich attraktiv, humorvoll und intelligent. Das soll kein eigenlob oder überego sein, ich will damit nur sagen: ich habe immernoch ein gesundes selbstvertrauen. Es ist mir nur in ein paar situationen der letzten wochen (ihr gegenüber) abhanden gekommen.
Ich habe kein problem damit frauen anzusprechen und zu flirten. Ich bin mir sicher ich würde in absehbarer zeit ein mädchen kennenlernen. In den ersten tagen wollte ich es meiner exfreundin zeigen und ebenfalls "herumhuren". Von dem gedanken bin ich mittlerweile abgekommen. Ich will niemanden benutzen und damit verletzen. Ich bin auch sonst nicht der typ für schnelle nummern. Auch meine freundin war eigentlich niemals sonderlich "schlampig".
Außerdem bin ich mir immernoch sicher, dass ich sie liebe. Mir ist aber auch klar, dass ich nicht in jedem szenario um sie kämpfen werde.
Soviel für jetzt, vielen dank an alle die bisher mitgelesen haben! ich bereite mich auf alle möglichkeiten vor und versuche die sache so neutral es nur irgendwie geht zu reflektieren. Auch ich hätte mich in der beziehung noch mehr anstrengen können.
ich bin nichtsdestotrotz dankbar für eure meinungen, prognosen, ratschläge und kommentare.