gafur_12311929Ja, ich habe ganz offen das Gespräch zu ihm gesucht. Er weiß komplett bescheid und sagt ich solle aufhören mir seinen Kopf zu zerbrechen. Es sei natürlich nicht leicht für ihn, aber er will da mit mir zusammen durch, weil er wohl wüsste, was sich für ein Mensch hinter meiner Beziehungsangst verbirgt. Dennoch ist es nicht leicht für ihn und das bereitet mir Kopfschmerzen. Denn ich habe große Probleme damit Menschen die mir wichtig sind zu verletzen.Das verkorkste an der ganzen Geschichte ist, dass ich genau weiß, in welcher Situation er steckt. Denn mir ging es mit meinem bald Ex-Mann genauso. Ich verliebte mich seinerzeit auch in einen beziehungsängstlichen Menschen. Es dauerte lange, bis er sich überhaupt mal überwinden konnte bei mir zu schlafen. Aber irgendwann hatte ich ihn soweit. Dann ging alles sehr schnell. Innerhalb von 2 Jahren waren wir zusammengezogen, hatten eine Tochter, Haus, Hochzeit. Und dann musste ich feststellen, dass er zwar all das zugelassen hatte, aber etwas ganz Entscheidendes mir vorenthielt- sein Vertrauen, seine Seele, sein Herz... Das alles war mir aber vorher egal, denn- wie nicht anders zu erwarten - hatte auch ich meine Baustelle und diese war Verlustangst und auch eine Form von Bindungsangst. Deshalb erkenne ich heute haben wir auch alles so überrannt. Ich erkannte dies allerdings irgendwann, auch wenn ich dem Ganzen damals noch keinen fachmännischen Namen geben konnte. Ich versuchte lange auf alle nur erdenkliche Art und Weise an ihn ranzukommen, ihm verzweifelt aufzuzeigen, was mir fehlte in unserer Ehe. Dass die Nähe, der Tiefgang fehle.. Er verstand nie was ich von ihm wollte, tat es ab. Bis ich anfing ausbrechen zu wollen aus unserer Ehe und meinerseits meine Bindungsängste wieder aufloderten. Nun verschanzte ich mich hinter meiner Mauer und distanzierte mich immer mehr von ihm. Dann wollte er versuchen auf mich zuzugehen, erkannte damals aber noch nicht, dass auch er therapeutische Hilfe bräuchte für die Bewältigung dieser Problematik (ich hatte lange wieder mit Therapie angefangen, als ich anfing unglücklich zu werden in unserer Ehe). Er blieb mir immer fremd, bis heute ist er mir das geblieben. Ich habe mich ihm komplett entblöst- er hielt mich emotional immer auf Abstand. Ließ mich am langen Arm verhungern. Wir hatten wenig Sex, er begründete es mit Sätzen wie "Qualität statt Quantität", aber selbst befriedigen konnte er sich, wir küssten uns nie. Es gab immer nur Bussi's. Das lag einerseits daran, dass mir das Küssen mit ihm nie gefiel, er Mundgeruch hatte (denke das kam von seinem Magen, da konnte er nichts für, aber er unternahm auch nicht viel dagegen) und weil er selbst auch immer sagte, dass er nicht so der "Küssen-Typ" sei, er das nie wirklich gebraucht/gesucht hätte. Ja, heute wo ich mich etwas eingelesen habe in diese Problematik verstehe ich auch warum- zuviel Nähe. Deshalb war unser Sex wenn wir ihn hatten auch immer nach demselben Chema- ich komme, er kommt, keine Küsse, keine großen Zärtlichkeiten, danach raus, jeder auf seine Seite gedreht und geschlafen... Nähe/Zärtlichkeiten gab es bei uns kaum. Allerdings war er immer gut mit irgendwelchen Gesten, damit hielt er mich bei Laune. Das konnte er gut. Aber das war mir zu wenig. Ich knabbere sehr stark an diesem Scheitern. Denn mir fiel es zudem enorm schwer mich endgültig von ihm zu lösen weil ich a) emotional abhängig war von ihm b) unsere Tochter. Es brach mir das Herz. Aber ich wusste, würde ich nicht irgendwann abspringen, würde ich mich dabei komplett verlieren, etwas tun wie z.b. fremdgehen, was ich mir selbst nie verzeihen könnte und dann wäre der Respekt voreinander komplett hin und ein "normales" Miteinander nicht mehr möglich und wer wäre dann die Leidtragende- unsere Tochter! Und DAS, das habe ich mir geschworen würde meinem eigenen Kind niemals wiederfahren! Wenn ich ihr schon kein intaktes Familienbild bieten kann, dann wenigstens Eltern, die sich trotz allem verstehen und weiterhin ihre Funktion als solche übernehmen und für sie da sind, sie versorgen mit allem was sie braucht um selbst zu einer selbstvertrauten, starken Persönlichkeit heranzuwachsen.
Und nun...Nun habe ich einen Mann vor mir stehen, der mir all das geben möchte, wonach sich mein Herz immer gesehnt hat und nun habe ich die Rollen getauscht mit meinem Noch-Mann, oder mich zumindest mit auf seine Seite der Beziehungsängstlichen gesellt. Ich habe bevor es hieß wir führen eine Beziehung seine Nähe, seine Emotionalität, seine Aufgeschlossenheit mir gegenüber so sehr genossen. Er hat mich mitgerissen, ich fühle mich so geborgen, begehrt, geschätzt, gesehen... Und jetzt wo er mir immer mehr unter die Haut geht bekomme ich Panik und mein Herz schnürt sich mir zu. Ich weiß einfach nicht, ob ich das nochmal ertragen kann. Diesen Kummer... Ich gehe weiter in Therapie, diese ist ein großer Segen für mich und ich lerne viel, ich erkenne viel, reflektiere viel, aber das was dabei rauskommt ist derzeit sehr hart zu verarbeiten, drauf klarzukommen... Aber ich habe schon ganz anderes geschafft in meinem Leben, mich immer wieder aufgerafft. Ich werde weiter kämpfen. Und vielleicht komme ich irgendwann doch noch an... In einer Partnerschaft die irgendwann an Tiefe besitzt und nicht nur an der Oberfläche kratzt...