Ich frage mich mittlerweile, ob ich in meiner Beziehung viel zu tolerant meinem Freund gegenüber bin. Manchmal denke ich, dass es nicht viele Frauen gibt,die das mitmachen würden, was ich zeitweise mitmache!
Mein Freund und ich sind seit über einem Jahr zusammen und haben Phasen, wo wir uns immer über die gleichen Sachen streiten und sich aber doch nichts ändert. Ich bin gerade nach einem Telefonat, wo wir uns nur angeschrien haben, so genervt und frage mich, warum ich mir dieses Programm überhaupt noch gebe. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch die Zeiten, in denen wir uns supergeil verstehen; sonst würde sich ja jeder fragen, warum ich überhaupt noch mit ihm zusammen bin. Das ist ja immer das Problem.
Zur Situation: mein Freund ist selbstständig und muss aufgrunddessen sehr viel arbeiten. Er leidet phasenweise unter sehr starken Existenzängsten. Ich arbeite auch Vollzeit und so sehen wir uns meistens nur am Wochenende obwohl wir mit dem Auto nur 30 Min voneinander entfernt wohnen. Es kommt aber auch schon mal öfters vor, dass wir uns dann am Wochenende auch nicht immer alle Tage sehen,denn mein Freund - wie er sagt - braucht ja 1. auch noch Zeit für sich allein, 2. will er auch seine Kumpels treffen und 3. Fussball. So bleibt nicht viel Zeit für uns, auch wenn ich 100% weiß, dass es nix mit seinen Gefühlen zu mir zu tun hat, da bin ich mir sehr sicher. Mein Freund ist halt super freiheitsliebend und manchmal reicht mir das nicht, wenn wir uns nur 1,5 Tage die Woche sehen. Wenn wir wenigstens dafür unter der Woche mal telefonieren würden, aber das hasst er auch, da er beruflich sehr viel telefoniert und dann oft keine Lust mehr dazu hat.
Ich habe oft den Eindruck, dass ich in unserer Beziehung ganz schön viel zurückstecken muss und eine sehr große Tolernaz gegenüber seinem Job und seinem Freiheitsdrang und überhaupt seinen Bedürfnissen aufbringen muss.
Seltsamerweise sagt mir mein Freund nach, ich würde zu hohe Anforderungen an ihn stellen und ich wäre ja diejenige, die egoistisch wäre. Da kann ich echt nur lachen. Auch meine Freundinnen sagen, dass ich schon sehr tolerant bin und er mit mir Glück gehabt hätte.
Was mich am meisten stört ist, dass ich das Gefühl habe, dass er seine Bedürfnisse oft über die meinigen stellt, auch in Zeiten, in denen ich ihn wirklich bräuchte. Da sagt er dann manchmal, er hätte keine Zeit oder bräuchte Zeit für sich, da kann ich noch soviel heulen am Telefon wie ich will und ihm sagen, dass ich ihn jetzt brauche.....erweichen tu ich ihn nicht damit. Er kommt dann trotzdem nicht, sondern macht das, was er sich vorgenommen hat. In dieser Hinsicht bietet er mir keine emotionale Sicherheit, die mir aber für eine Beziehung sehr wichtig ist. Oft fühle ich mich, als wäre ich single, weil ich soviel mit mir alleine ausmachen muss. Wenn es mir schlecht geht, rufe ich inzwischen nur noch meine Freundinnen an. Ich finde das sehr traurig und auch sehr egoistisch von ihm.
Zwischendurch, wenn es wieder so richtig knallt wie im Moment, spiele ich mit dem Gedanken, mich von ihm zu trennen, aber dann denke ich auch an die schönen Zeiten, wo er sehr liebevoll zu mir ist und mich unterstützt. Leider hat er zwei Gesichter und das ist schwer für mich damit umzugehen.
Wenn ich das thematisiere, wird er cholerisch, schreit mich an und sagt, er hätte keine Lust das auszudiskutieren und ihmn wäre das alles zu anstregend mit mir. Er wolle mit mir unbeschwert sein.
Für mich gehört aber zu einer Beziehung vielmehr dazu....wie in guten als auch in schlechten Zeiten. Habe den Eindruck, dass er sich nicht mit mir auseinander setzen will und nur sich sieht. Ich weiß, dass er beruflich unter einem sehr hohen Druck (er ist Manager) steht, aber ich kann doch nicht immer Verständnis für ihn haben!!!! Wenn er beruflichen Stress hat, wird er sehr unfreundlich und aggressiv zu mir (schreit mich an, legt beim telefonieren einfach auf, wird teilweise echt unverschämt in der Wortwahl, beleidigt mich usw...) und zieht sich zurück. Er erzählt mir dann natürlich auch nix über seinen Stress, erwartet aber immer Verständis.....
Ihr fragt euch sicher, warum ich mit so einem Mann noch zusammen bin? Wie gesagt, ihr kennt es ja selbst.Ich schildere ja nur sehr einseitig unsere Probleme, die negativen Seiten unserer Beziehung. Es gibt jedoch auch schöne Zeiten und gute Eigenschaften an ihm.
Was soll ich tun?
Meint ihr, ich bin zu tolerant?
Fordere ich wirklich zuviel von ihm, wenn mir 1 Tag die Woche,wo wir uns sehen nicht reichen? Wenn ich sage, ich möchte gerne mind. 1 mal die Woche was länger mit ihm telefonieren, wenn wir uns schon so selten sehen? Wenn ich mit ihm über unsere Probleme reden will?
Ich würde mich über Anregungen und Meinungen freuen, denn mittleiweile frage ich mich, was ist überhaupt noch normal und eben nicht mehr normal in einer Beziehung!Danke!