laurie_12103188Sich schämen...
Ich finde nicht, dass du dich dafür schämen solltest, wenn du dich nicht gut fühlst, es gibt keinen Grund dafür.
Natürlich gibt es andere Leute, die andere Probleme haben, die existenziell sind und sich "im Vergleich" vielleicht mit mit einer anderen "Berechtigung" schlecht fühlen können. Aber das ist nicht wichtig. Du solltest in dem Fall nicht andere Leute zu dem Maßstab machen.
Wenn du das Gefühl hast, dass du deinen Freunden nicht ganz vertrauen kannst, weil sie dich in der Vergangenheit absichtlich verletzt haben, solltest du auf dieses Gefühl achten, vielleicht hat es wirklich seine Berechtigung. Ob du jemandem vertrauen kannst, merkt man übrigens vor allem daran, ob er schlecht über dritte redet oder sich andern gegenüber ungerecht verhält. Wenn deine Freunde ungerecht gegen andere sind, kann es durchaus sein, dass sie auch dir gegenüber irgendwann ungerecht werden.
Es gibt viele Menschen mit einem guten Herzen, aber es gibt auch viele Menschen, auf die man im Zweifelsfall nicht vertrauen sollte.
Mir ging es früher oft nicht gut, ohne dass ich den genauen Grund dafür überhaupt wusste. Ich habe es da oftmals sehr genossen, in meiner Trübseligkeit ein wenig zu zerfließen. Lass ruhig zu, dass du dich schlecht fühlst. Ich finde es schön, eigene Gefühle annehmen zu können, vielleicht weil ich damit auch ein wenig Probleme habe. Du solltest meiner Meinung nach versuche, zumindest erstmal dir gegenüber zu deinen Gefühlen zu stehen. Gefühle sind immer wahr und haben immer irgendeinen Grund, auch wenn man ihn nicht kennt.
Heute geht es mir auch nicht immer gut, aber ich habe diese Eigenschaft an mir weitestgehend angenommen. Das gehört einfach zu mir und ist wahrscheinlich garnicht mal so schlecht. Dass es dir nicht immer gut geht, hat vielleicht auch seine guten Seiten. Ich kann dir sagen, dass es sehr vielen anderen Menschen ähnlich geht. Du kannst mit solchen Menschen sicher besser mitfühlen, als Leute die das Gefühl der Trübseligkeit nicht kennen.
Du hast noch so viel Zeit in deinem Leben, dich selbst besser kennen zu lernen und herauszufinden, was gut für dich ist. Mach dir nicht zu viele Sorgen, wenn du im Moment noch nicht so genau weißt, wie das funktioniert.
Oft hängt die eigene Stimmung an den Erlebnissen, die man mit der Zeit so macht. Bei dir spielt der Umzug und das Verhältnis zu deiner Mutter sicher eine Rolle.
Um nochmal zum Thema Psychotherapie zu kommen: Meine Schwester, meine Mutter und ich haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht; obwohl mein Vater das überhaupt nicht verstehen kann. Er weiß bis heute nichts davon und würde es auch nicht verstehen. Es gibt bei der eigenen Psyche so viele Aspekte, die man selbst nur schwer erkennen kann und bei denen ein außenstehender Experte einem sehr gute Denkanstöße geben kann. Deine Mutter kann dir dabei wohl kaum Helfen, wenn sie ein Teil deines Problem ist.
Es gibt wahrscheinlich Möglichkeiten, dass du dir da Hilfe holst, ohne dass deine Mutter etwas erfährt. Zu deinem Hausarzt kannst du gehen, ohne dass deine Mutter etwas merkt. Du kannst dir einen Termin geben lassen und hingehen, ohne dass es jemand mitbekommt.
Was ich dir auch noch empfehlen kann ist die kostenlose "Nummer gegen Kummer": 0800 111 0 333
Hab keine Hemmungen, da mal anzurufen wenn es dir nicht so gut geht. Die Leute dort sind sehr seriös und können dir bei vielen Dingen helfen oder zuhören.
Prinzipiell ist das mit dem Kummer immer so eine Gratwanderung: Kleinen Kummer sollte man nicht so ernst nehmen, jeder hat mal einen schlechten Tag. Gegen großen oder andauernden Kummer sollte man aber etwas tun. Oft ist das nicht so leicht, da man wenn man Kummer hat sowieso nicht so motiviert ist. Gib dir einen Ruck...
Alles Gute und viel Erfolg!