jaime_12270583Es ist ein SOZIALER Unterschied, weniger ein BILDUNGSUNTERSCHIED
Ich denke, du musst zuallererst lernen, dein Problem richtig zu benennen.
Was dich stört und auch innerlich verletzt, ist kein "Bildungsunterschied", sondern ein Unterschied in der sozialen Schicht :!!!: .
Das ist ein ernstes Problem!
Viele Beitragschreiber hier sind einfach auf dein angebliches "Bildungsproblem" angesprungen und haben versucht zu relativieren, Lehramt sei mit Medizin vergleichbar etc.
Zur Sache muss ich zuerst sagen: das ist ein Irrtum, es ist mitnichten so :!!!: . Für ein Medizinstudium mit Numerus clausus benötigt man ein Einser-Abi, für deinen Studiengang nicht. Ein Uni-Studium ist mit dem Abstraktionsniveau und der Komplexität des Stoffes an einer FH oder PH objektiv betrachtet gar nicht zu vergleichen, es ist natürlich wesentlich anspruchsvoller. Und wenn dein Freund AiP macht, wird er dir schon sagen können, was "praktische Arbeit" für den Mediziner bedeutet, im scharfen Kontrast zu einem Referendariat, bei dem du nach vier Stunden wieder frei hast.
Es mag sein, dass ihr - zumindest am Anfang eurer beruflichen Laufbahnen - ähnlich viel, oder wenig, verdient. Nichtsdestotrotz ist sein Aufwand objektiv gesehen wesentlich höher als der deinige. Und wenn dein Freund mal Oberarzt werden will, muss er Fortbildungen, Publikationen etc. meistern, die einen zusätzlichen Aufwand bedeuten und in gar keinem Verhältnis zu dem stehen, was du in deinem beruflichen Alltag machst.
Es ist wahr, dass der Arztberuf gesellschaftlich überschätzt wird, gerade hier in Deutschland wickeln viele Leute dem Arzt immer noch eine goldene Aureole um den Kopf und halten ihn für einen Übermenschen. Das ist natürlich stark übertrieben und naiv. Aber dennoch ist es einfach falsch, Medizin und Lehramt simpel gleichzusetzen, denn eine solche Gleichsetzung ist, unabhängig vom sozialen Ansehen (seis nun übertrieben oder nicht) einfach vom Wissensstand und vom Arbeitsaufwand her nicht gegeben.
So, nun aber das allerwichtigste in Kürze: wenn deine Schwiegereltern in spe gebildeter sind als deine eigene Familie, wirst du es immer schwer haben, akzeptiert zu werden! Es mag Ausnahmen von dieser Regel geben, doch die sind selten. Du erkennst ja selbst, dass dein Freund mit ganz anderen Standards aufgewachsen ist als du (Studiumfinanzierung, Auslandsaufenthalte etc.). Das wird so bleiben. Er wird immer eine andere Anspruchshaltung ans Leben haben, und seine Familie wird ihn darin bestärken. Du wirst den Unterschied immer wahrnehmen.
Wieviele Bücher haben deine Eltern gelesen, die kein Abi haben? Wie oft wart ihr im Theater? Haben deine Eltern dir frühzeitig Zugang zu Kunst, Literatur, Politik bereitet (Themen, die für ihn wichtig sind und werden)? Kannst du überall dort mitreden? Wieviele Fernreisen habt ihr gemacht, welche Sprachen sprichst du fliessend? Welche gesellschaftlichen Kontakte habt ihr? - Es wird eine immer grössere Rolle spielen, für dich und ihn.
Die Sozialisation ist entscheidend. Ein Mediziner aus Akademikerfamilie hat mit der rebellischen Tochter einer Akademikerfamilie, die aus Protest kein Abi gemacht hat, lebensweltlich mehr gemeinsam als mit der Erstabiturientin einer ganz anders strukturierten Familie. Ist sicher nicht im Sinne einer offenen Gesellschaft, doch es ist so.
Du hast Recht, darüber nachzudenken!