Och mensch, du Arme...
...das klingt, als hättest du plötzlich unerwartet gleich 2 Kinder am Hals. :-/ ;-)
Ich kann total verstehen, dass du ziemlich am Ende bist mit deinem Latein- ich finde, man kann rauslesen, wieviel Mühe du dir gibst und wie wenig unterstützend -eher zusätzlich belastend- das Verhalten deines Freundes gerade für dich ist.
Klingt auch wirklich nicht sonnig- mein Eindruck ist, dass der einfach noch völlig schockig ist und die große und tiefgreifende Veränderung, die ein Kind bedeutet, noch überhaupt nicht verdaut hat.
Aus dem, was ich so in meinem Bekanntenkreis sehe, ist das, glaube ich, grad' bei einer ungeplanten Schwangerschaft aber gar nicht so selten- auch bei Männern Ü30 und auch, wenn in Babyforen meist angeblich alles Eiapopeia ist (bedenke: es gibt ja auch noch ein paar Mütter dort draußen, die da nicht 24-7 posten... ;-) ).
Ich glaub' viele Männer haben im Vorfeld generell viel, viel weniger Vorstellung davon, was das Leben mit einem Kind konkret bedeutet; oft haben sie noch niemals wirklich ein Kind gesittet (im Gegensatz zu den meisten Frauen) und auch keine große emotionale connection zu Babys und Kleinkindern.
Zudem erleben sie eine Schwangerschaft halt nicht "am eigenen Leib", sondern aus der Distanz- und nach der Geburt häufiger das, was Frauen z.B. nach medizinisch erforderlicher Trennung vom Kind & Komplikationen mitunter auch erleben: Nämlich, dass sie null "Mutter-", respektive "Vater-Gefühle" haben und sich kreuzunglücklich fühlen, obwohl sie sich eigentlich total aufs Kind gefreut hatten.
Während ich mich früher oft gefragt hab', was frischgebackene Väter eigentlich so oft am Jammern sind über ihre plötzliche "Unfreiheit", wo sie doch auf den ersten Blick i.d.R. deutlich weniger Einschränkungen haben als die zugehörigen Mütter, kann ich das mittlerweile irgendwie besser nachvollziehen: Sie stehen oft halt irgendwie auch "dabei" und wissen nicht so recht, was ihre sogenannte "Rolle" jetzt eigentlich genau beinhaltet.
Und fühlen sich in ihr auch nicht kompetent, sondern eher mächtig schissig (Was ich manchmal auch echt nicht vermunderlich finde- hast du z.B. mal beobachtet, wie es ist, wenn ein jüngerer Vater mit einem schreienden Baby einen Bus betritt? Der arme Kerl kann keinen Handgriff tun; ohne dass er dabei von vier Frauen beratschlagt wird & spätestens nach 2 Minuten befindet eine ältere Dame gütig, das Kind "vermisse seine Mama"... :roll: ).
Dein Freund ist überhaupt noch nicht im Vatersein angekommen.
Der lebt mit einem furchteinflößenden, ständig Aufmerksamkeit fordernden und schwer zu bedienendem "Wesen", das irgendwie aus Sex entstanden ist und jetzt permanent an seiner Freundin zu hängen scheint. Und mit einer Frau, deren Brüste ihn daran erinnern, dass die jetzt verwirrender Weise zusätzlich auch noch Mutter ist- er selbst aber irgendwie noch nicht so ganz Vater; wofür er sich möglicherweise schuldig fühlt... :lol:
Das heißt nicht, dass er dich nicht liebt oder das Baby nicht will- der kommt emotional gerade generell nicht klar. Ich würde versuchen, nicht gleich abzudrehen; aber deutlich zu machen, dass du diese Beziehung möchtest und er dir -auch und gerade- als Partner fehlt. Und ihm vllt. auch sagen, dass du echt Angst vor Trennung kriegst und ihn bitten, es mit dir durchzurocken- wenn es so bleibt, wäre Therapie vermutlich wirklich nicht das Schlechteste.
Aber 6 Monate ist auch noch keine lange Zeit. Ich würd's erstmal mit gemeinsamer Paarzeit und konkreter Aufgabenteilung im Hinblick aufs Kind probieren (also Dinge, die "sein" Verantwortungsbereich sind). Und hat er noch andere Väter im Freundeskreis? ?
Der Mann meiner Freundin bringt z.B. die Kleine ins Bett, wenn sie zum Sport geht- da sie bei ihm aber erst schläft, wenn er sie ewig rumgetragen hat, geht er dazu mittlerweile vorher mit 'nem Bekannten aus der Nachbarschaft spazieren, der praktischerweise exakt dasselbe Problem hat.
Die schnallen sich dann die Kurzen vor den Bauch, trinken gemütlich ein Bierchen und klagen sich ausgiebig ihr Leid & lassen sich gemeinsam von der Nachbarschaft maßregeln. :mrgreen: