Die Beziehungsangst lebt mit einem, aber man denkt nicht ständig daran
Beziehungsangst ist schwer zu definieren und sie lebt eben so mit einem. Man denkt nicht ständig darüber nach, denn es steht ja nicht jeden Tag einer vor meiner Tür mit Blumen in der Hand und will eine Beziehung mit mir.
Ich führe ein ganz normales Leben, lerne relativ viele Männer kennen, was mir sehr viel Spaß macht, denn ich bin ein sehr offener Mensch. Von den vielen Männern die ich kennen lerne möchten auch viele Dates mit mir. Da ich - wie jeder andere Mensch auch - eigentlich gerne eine Beziehung hätte - der Traum von richtigen Mann und einer schönen Beziehung ist da wie bei jedem anderen auch - date ich diese Männer auch. Ich date sie sogar zwei oder drei Mal, weil man ja jemanden erst kennen lernen muss, bevor man über ihn urteilen kann. Soweit ist also alles völlig normal. Keine Panikatacken, keinen Ausschlag, nichts.
Doch nach ein paar Dates wird mir ganz schnell klar, dass ich nicht will. Natürlich will ich dann den Mann nicht. Mir fallen tausend Gründe ein, warum ich ihn nicht will. Es würde nicht funkttionieren, glasklar. Doch eigentlich erfüllen diese Männer alle Kriterien, die ich toll finde. Doch ein Kriterium erfüllen sie nicht: Sie sind zu haben.
Männer, die nicht zu haben sind, sind für mich interessant. Ich kann meiner blühenden Phantasie Lauf geben und mir die Beziehung in den schönesten Farben ausmalen, denn ich komme nicht in die Bedrängnis, mir diese Männer ohne rosarote Brille anzusehen, über ihre kleinen Macken zu urteilen und mich zu fragen, ob ich mit ihnen leben könnte. Denn das Problem stellt sich ja nicht.
Menschen mit Beziehungsängsten sind keine Menschen die sich abkapseln von der Gesellschaft. Sie haben trotzdem den Wunsch nach einer Beziehung. Den hat eigentlich jeder.
Aber wenn dann da ein Mann steht, den ich vielleicht attraktiv finde und von dem ich denke, er sei vergeben, und DANN erfahre ich, dass er Single ist und somit einer potentiellen Beziehung nichts im Wege steht - dann bekomme ich Panik. Richtig Panik. Mir wird eng in der Brust. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf und alle Möglichkeiten werden mit einem Mal abgewägt.
Mir wird alles zu eng und ich schiebe den Menschen von mir weg, indem ich mir ales Negative an ihm verdeutliche und dann befriedigt feststellen kann, dass dieser Mann ja wohl auf gar keinen Fall der Richtige sein kann.
Da kommt dann die Angst, wie zB: Was mache ich dann mit dem? Will ich ihn in zwei Monaten auch noch ständig um mich haben, oder geht er mir dann auf die Nerven? Wie sieht unser Alltag aus? Ständig auf der Couch sitzen und Fernsehen gucken? Was, wenn mir in zwei Jahren auffällt, dass es nicht funktioniert? Dann hätte ich wieder Zeit verschwendet und in dieser Zeit eigentlich den wirklich Richtigen treffen können, statt sie mit ihm zu verbringen. Und dann gibt es bestimmt Streit. In jeder Beziehung gibt es Streit. Wir werden uns auch streiten. Streiten will ich nicht. Ich will meinen Frieden.
Das ist es, was ich als Beziehungsangst definiere.
Trotzdem führe ich ein ganz normales Leben. Trotzdem kann ich anderer Leute Beziehung mit Abstand betrachten und jeder Freundin gute Ratschläge erteilen. Ich kann jedem nur sagen, dass es völlig normal ist, dass man sich in einer Beziehung auch mal streiten und dass man an einer Beziehung arbeiten muss. Du siehst, ich habe eine völlig normale Einstellung zu Beziehungen und wünsche mir auch eine, bis ein Mann vor mir steht, mit dem es funktionieren könnte. Dann setzt bei mir nicht der Verstand aus, sondern übermäßig ein. Ähnlich wie bei einer Allgergie vielleicht, da reagiert das Imunsystem ja auch über *grins* Witziger Vergleich, ist mir gerade so eingefallen.
Eine Beziehungsangst wird natürlich durch etwas ausgelöst. Schlechte Erfahrungen meistens. Die von dir oben genannten Gründe sind es bei mir nicht, doch ich kenne meinen Grund - denke ich zumindest - sehr genau. Und natürlich versucht man an seiner Beziehungsangst zu arbeiten, denn man möchte ja auch gerne eine Beziehung haben.
Beziehungsangst wirkt sich bei den Menschen verschieden aus. Die Menschen haben verschiedene Ängste, was eine Beziehung mit sich bringt und wie sie sich auswirkt.
Selbstverständlich gibt es auch viele Menschen, die Beziehungsangst vorschieben, um der Affäre auf nette Art zu sagen "mit DIR will ich keine Beziehung". Keine Frage. Doch nur weil mit dieser Angst so inflationär umgegangen wird und gerne als Ausrede verwendet wird, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Wer allerdings von seinem Wunschpartner mit dieser Aussage konfrontiert wird, der sollte für sich gut überlegen, ob der andere es ernst meint oder das nur vorschiebt.
Ich zB sage niemals, dass ich Beziehungsangst habe. Es fällt mir schwer, das einen Mann gegenüber zu äußern. Erstens könnte man belächelt werden und zweitens geht meine Psychose niemanden was an. Man stellt sich ja auch nicht anderen vor und sagt: "Hallo, ich bin schizophren" (was ich nat. NICHT bin :mrgreen: )
Also was ich sagen will: die Angst gibt es, aber ich denke, dass Ausenstehende davon relativ wenig mitbekommen, außer dass dieser Mensch lange Single ist vielleicht. Wer allzu offen mit dem Thema umgeht, schiebt diese Angst entweder nur vor oder hat sie bereits besser überwunden als ich - oder sich damit abgefunden, wer weiß ...