Hallo liebe Wollmaus,
Deine Geschichte geht mir doch recht zu Herzen. Ich meine förmlich herauslesen zu können, wie ratlos Du bist. So wie sich Deine Schilderung einiger Deiner Lebensaspekte und Dein Tagesablauf anfühlt, liest es sich für mich als wärst Du eine Borderlinerin. Ich möchte Dir damit jetzt nicht zu nahe treten und vielleicht irre ich mich ja auch aber so ist meine Einschätzung. Verzeih bitte, wenn ich damit falsch liegen sollte.
Wie kommt es, dass Du arbeitsunfähig bist? Oder dass es in Deinem Leben letztlich nur noch einen einzigen Menschen gibt (ihn, den 56-jährigen)? Wie kam es zu dieser sozialen Isolation? Glaubst Du, dass Du so Deinen Weg machen wirst und Deine Wünsche nach Kinder und Familie in Erfüllung gehen?
Du meinst, der Mann hätte Dir in schweren Zeiten zur Seite gestanden. War er einfach da und hat Dich in akuten Momenten gehalten?
Richtig gut hast Du erkannt, dass ihm Deine Abhängigkeit von ihm gelegen kommt. Weißt Du wie man Abhängigkeit so richtig perfekt aufzieht? Es geht so: er nutzt bzw. fördert Deinen Hang, Dich zu isolieren. Sobald Du isoliert bist und nur noch ihn hast, bist Du in der Abhängigkeitsfalle. Ich glaube nicht, dass er das bewusst macht. Aber er macht es.
Damit hilft er Dir jedoch keineswegs, sondern im Gegenteil. Damit leistet er Beiträge zur Verschleppung Deiner ungünstigen Lebenssituation, Deiner Arbeitsunfähigkeit, Deiner sozialen Isolation und damit Deiner Abhängigkeit von ihm.
Jeder, der tatsächlich an Deinem persönlichen Wohl interessiert wäre (und das muss nicht unbedingt ein Partner sein), der hätte Dir schon längst geholfen, aus Deiner Isolationshaft auszubrechen. Er hätte versucht, Dir goldene Brücken zu bauen, über die Du nur noch hättest laufen müssen. Damit Du raus kommst, unter Menschen, anfangs seichte soziale Kontakte aufbaust, peu a peu immer mehr und vertieftere. Damit Du grundsätzlich in der Lage bist, ein eigenes Leben führen zu können und nicht in trostloser Abhängigkeit auf andere angewiesen bist. So wie Dein Status im Moment ist, bist Du allein kaum noch "überlebensfähig". Das ist das Ergebnis u.a. Deiner sozialen Isolation.
Dein Lebensbegleiter hilft Dir jedoch nicht aus der Isolation raus. Im Gegenteil. Er will gar nicht, dass Du aus der Isolation raus kommst, weil das ist eine wichtige Grundlage für Deine willfähige Abhängigkeit von ihm. Er hat mit dafür gesorgt, dass Du so tiefgreifend isoliert bist. Für ihn ergeben sich zahlreiche "Vorteile". Allen voran, kann er sich Deiner sicher sein. An wen solltest Du Dich denn alternativ wenden? Du hast ja niemanden sonst außer ihn! Er hat damit es auch geschafft, sich jegliche Konkurrenz oder wie auch immer gearteten Alternativen vom Hals zu schaffen. Du bist nur noch auf ihn fixiert - zu 100%.
Weißt Du, wenn Du mal aus Deinem Isolationsloch raus kommst und auch nur ein wenig vom Leben da draußen mitbekommst, wirst Du Dich fragen, wieso Du so lange in dieser Isolation stecken konntest. Du wirst dann einiges nachholen wollen.
Du hast früher schon schlechte Erfahrungen mit Ex-Partnern gesammelt? Wer nicht? Es liegt doch meist am eigenen Auswahlmuster, wenn man sich in Serie mit den Falschen einlässt. Es gibt jedoch auch noch Alternativen nur hast Du die bislang übersehen. Alternativen, die Dich nicht als abhängiges und willfähiges Gebrauchsobjekt wünschen, sondern ein Interesse an Dir als Frau und Mensch haben! An Deinen Bedürfnissen, Wünschen, Sehnsüchten. Und die Dir diesbezüglich gerne entgegen kommen möchten.
Schau, dass Du aus der Isolation heraus kommst. Sie schadet Dir menschlich, seelisch, psychisch. Und wahrscheinlich längst auch irgendwo körperlich. Du wirst ansonsten auf keinen grünen Zweig kommen können. Diese Suche nach einem Ausweg aus der Isolation sehe ich als aktuell viel wichtiger an, als Deine Überlegungen im Hinblick auf Deinen Lebensabschnittsgefährten. Stell' Dir mal vor, Du würdest jetzt ein Kind bekommen. In Deiner Situation, als arbeitsunfähige Frau, die es nicht schafft vor dem Mittag aus dem Bett zu kommen und die am frühen Abend schon schläft, weil sie grundsätzlich zu erschöpft ist. All Deine Wünsche nach Familie, Kinder, Arbeitsfähigkeit, Zufriedenheit und vielleicht sogar Glück setzen voraus, dass Du die Isolation überwindest. Und vielleicht stellt sich dann auch gar nicht mehr die Frage danach, was mit Deinem Lebensabschnittsgefährten ist oder nicht ist.
Wünsche Dir viel Kraft und drücke Dir die Daumen!!