Hallo gemeinsam,
Mein Freund und ich sind seit zweieinhalb Jahren zusammen. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang nich so klassisch verknallt in ihn war sondern es sich daraus entwickelt hat, dass ich mich mit ihm sehr glücklich gefühlt habe.
Er hat nun vor einem Jahr sein Elternhaus übernommen (hab auch vorher gewusst, dass das so kommen wird) und es ist so geplant, dass wir in drei Jahren dort einziehen sollten, seine Eltern bleiben auch da. Das Haus ist in nem Dorf, man braucht für alles ein Auto. Ich stamme nicht von hier und habe wenig Bekannte, geschweige denn Freunde. Meine Familie lebt auch nicht hier. Bei der Vorstellung, mit ihm und seinen Eltern dort zu wohnen und Kinder groß zu ziehen hab ich kein vorfreudiges Gefühl. Zumal seine Mutter schon recht fürsorglich ist. Ich meine: Als wir aus unserem letzten Urlaub gekommen sind, hab ich sie regelrecht davon überzeugen müssen, dass es nicht nötig ist, für uns die Wäsche zu waschen! Ich kam mir wirklich komisch vor, aber das ging mir irgendwie gegen meinen Stolz. Mein Freund hat verstanden, was mich daran störte- immerhin. Er selber ist ziemlich unselbstständig im Haushalt ich muss ihm vieles selbstverständliches sagen. Um Papier- oder Geldkram kümmert er sich auch keinen Deut. Ich schulde ihm noch 800 Euro vom letzten Urlaub (der war Anfangs Juli). Ich bin mir sicher, wenn ich kein Wort mehr drüber verlier wird er nie von selber damit zu mir kommen, dass wir da noch einen größere Summe unausgeglichen haben. Oder er hat noch Daueraufträge für z.Bsp. das Fitnessstudio laufen, in dem er seit mindestens fünf Jahren nicht mehr war. Diese Schlampigkeit an ihm macht mir Angst hinsichtlich unserer Zukunft. Komischerweise ist er beim Arbeiten deutlich sorgfältiger als privat.
Ich muss noch was hinzufügen, wofür ich mich fast schäm: Mein Freund ist grad 37 geworden (ich bin übrigens 23) und ich war ganz kurz erschrocken darüber, weil er ja dann in drei Jahren schon 40 ist - und ich dachte, er wird erst 36... Ich hab jedenfalls manchmal das Gefühl, ich bin viel zu früh dran mit diesem "In-ein-Haus-ziehen-und-eine-Familie-gründen" Mein Freund will halt auch Kinder (und nicht erst mit 45) und für ihn gibt es keine Alternative dafür, ins Elternhaus zu ziehen.
Jetzt war ich zum Jahresanfang auch noch fremdverliebt - Gott, war das furchtbar. In der Hinsicht haben sich die Wogen (zumindest für mich) endlich wieder geglättet und ich kann die Dinge wieder objektiver sehen. Aber ich frage mich auch, warum das gerade jetzt passiert ist? Ein Zeichen?
Jetzt hatte ich einen langen inneren Konflikt -und auch ein Gespräch mit meinem Freund, bei dem eigentlich nichts Neues rausgekommen ist- in dem ich mir letztendlich immer wieder die Frage gestellt habe, ob das zukünftige Leben mit meinem Freund ist, was ich mir wirklich wünsche. Ich habe mich zeitweise sogar so unwohl gefühlt, dass ich das Gefühl hatte, Druck auf der Lunge zu haben (als würde ich gleich Asthma bekommen).
Gestern hatte ich den Tag, an dem ich mir gesagt habe, dass ich die Beziehung beenden will - "Aber ich schlaf nochmal ne Nacht drüber." Heute fühle ich mich deutlich besser, obwohl ich noch gar nicht Schluss gemacht habe und ich versteh nicht, warum? Jetzt zweifel ich schon wieder an der Richtigkeit meiner Kopfentscheidung, weil mein Freund so ein guter Kerl ist, der mir menschlich vieles gibt, dass ich brauche und weiß schon wieder nix mehr...
Was denkt ihr darüber und kennt ihr sowas auch?
Blumige Grüße