Guten Abend zusammen,
da ich seit Monaten hin und hergerissen bin und nicht wirklich weiß was ich machen soll, schreibe ich hier jetzt mal meinen "Frust" von der Seele und hoffe, dass ihr mir einen guten Rat geben könnt.
Ich hole ein bisschen weiter aus, damit ich auch ein paar Hintergrundinfos gebe. Ich bin seit 6 Jahren verheiratet, 2 kleine Kinder (5 und knapp 2 Jahre). Im vergangenen Jahr wurde bei mir zufällig ein Hirntumor (bösartig, aber operabel) diagnostiziert und im Juni kam dann die OP und im Herbst leider auch noch Bestrahlung und nachfolgende 6 Monate (bis diesen Jahres April - da musste ich wegen einer Allergie abbrechen) Chemotherapie.
Zum "Glück" war mein Mann in dieser Zeit (bis Dezember) in Elternzeit für unseren jüngeren Sohn daheim. Nach der OP war ich "natürlich" nach der OP erst ziemlich kaputte und schwach und als dann auch die Nachricht kam, dass doch eine Bestrahlung plus Chemo ansteht (vor und kurz nach der OP hieß es, dass man darauf verzichten würde, da man den Tumor soweit entfernt habe), war ich ziemlich durch die Wind. Am Anfang habe ich gedacht, dass ich das gut wegstecken würde, wurde dann aber nach 3 Wochen Bestrahlung eines besseren belehrt und war wirklich - nervlich und körperlich. Um die Nebenwirkungen der Bestrahlung niedrig zu halten, wurde mir ordentlich Cortison eingeworfen, von dem ich dann aufgegangen bin wie ein Hefeteig :-( In der ganzen Zeit hat mein Mann mich zwar regelmäßig zur Bestrahlung gefahren und die Kinder aus dem Kiga geholt, sich aber mit mir nicht weiter beschäftigt und wollte auch ums Verplatzen nicht mit mir über meine Krankheit sprechen. Er ist in einem Sportverband in mehreren Vereinen und auf Bundesebene im Vorstand und hat sich in der Zeit regelrecht in seinen Sport verbissen.. Alle Sitzungen usw. hat er besucht und wenn diese Tage mehrere dauerten, hat er mich mit den Kindern alleine sitzen lassen (zum Glück hatten immer meine Mutter und mein Bruder Zeit mich in diesen Zeiten nicht alleine zu lassen...). Ab Januar haben dann meine monatliche Chemozyklen angefangen und mein Mann ist wieder in die Arbeit gegangen. Und weiterhin zu jedem Verbandstag, Versammlung usw und natürlich Fortbildungen sonst wo in Deutschland.
Im April habe ich dann bei mir eine Geschlechtskrankheit "festgestellt" (leider hatte er mir zu Beginn unserer Beziehung schon mal eine eingeschleppt, so dass ich ziemlich zügig zum Arzt gegangen bin und habe es nicht als Nebenwirkung meiner Medikamente abgetan). Ab diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass er mich betrügt. Ich habe ihn mehrmals zur Rede gestellt und jedesmal hat er es bestritten. Am 1. Mai habe ich mehr zufällig sein Handy aus der Küche geholt und dann doch mal in seine WhatsApp Nachrichten geschaut und natürlich ziemlich schnell einen Verlauf mit eindeutigem Inhalt erwischt... Daraufhin habe ich ihn zur Rede gestellt. Da hat er praktisch nichts gesagt, aber er musste ja auch nicht mehr... Falls jemand sich Sorgen macht - nein, ich habe das nicht vor den Kindern ausgetragen, die hatte ich an meine Mutter gegeben. Im ersten Impuls habe ich ihm gesagt, dass ich erwarte, dass er umgehend auszieht und bin auch zu meiner Mutter gegangen. Meine Mutter hat sich dann um ein weiteres Gespräch zwischen ihm und mir bemüht. Dieses haben wir an diesem Tag auch geführt und sind erst einmal "zusammen" geblieben und viel gesprochen. Zu diesem Zeitpunkt kam heraus, dass er im November auf einer der Versammlungen sich - statt an der Sitzung teilzunehmen - mit einer Jugendliebe getroffen hat und mit ihr im Bett gelandet ist. Die Dame aus dem WhatsApp Verlauf hatte er über die Arbeit kennen gelernt und dann auf Anhieb sympathisch gefunden und sich dann mind. 2x mit ihr zum Sex getroffen und bis April (genau weiß er es angeblich nicht mehr) regelmäßig/täglich Kontakt über Telefon/WhatsApp und wollte sich auch nochmal bei der nächsten 2tägigen Sitzung auswärts verabreden... Er hat dann diese "Beziehung" beendet und wir haben gut 2 Monate versucht uns wieder zusammen zu raufen. Sind uns auch körperlich näher gekommen. Aber täglich nagt es an mir und ich habe immer wieder Fragen gestellt. Nach gut 2 Monaten in einem der Gespräche habe ich bei einer Frage gemerkt, dass er noch immer etwas verheimlicht. Obwohl er vorher beteuert hatte, dass er ab diesem Zeitpunkt nur und nur noch die Wahrheit sagt. Ich habe ihn also ein bisserl provoziert und es kam raus, dass er zusätzlich noch seit mind. November auf einer einschlägigem Sex-Forum in Internet angemeldet war und mehrere Damen kennengelernt hatte. Mit einer (oder halt auch mehreren das weiß ich ja nicht) hatte er dann auch wieder Sex. Kurioser in einer Woche in der am Dienstag mit der Dame aus dem Arbeitsdunstkreis Sex hatte, am Freitag mit mir (ja, ich weiß das so sicher, weil wir während meiner Krankheit nicht sonderlich oft Sex hatten und ich mich immer so sehr gefreut habe, dass er sich für mich interessiert...) und dann am Sonntag nach einer Sitzung mit der dritten Damen. An dem Tag er das dann noch nachgeschoben gebeichtet hat, bin ich tatsächlich ausgeflippt und habe sicher ein Drittel unserer Gläser durch die Küche geworfen... Danach haben wir wieder geredet und geredet und geredet. Er beteuert ständig, dass er das alles nicht wollte, mich nicht verletzten wollte und sich jetzt geändert hat und das niemals mehr passiert und er nur noch die Wahrheit sagt.
Das schreckliche ist, dass ich ihn (wenn ich das was war ausblende) immer noch sehr mag/liebe und im nächsten Moment, wenn ich daran denke, dass es reiner Hass und unbändige Wut in mir aufkommt und ich ihn am liebsten doch noch rauswerfen würde...
Ich bin selber mehrfaches Scheidungskind und fand das Kind nie schön, es war jedesmal schrecklich.. Ich wollte das nie für meine Kinder nie. Zudem sind beide Kinder vernarrt in ihren Papa. Insbesondere der Kleinere - wahrscheinlich auch weil er letztes Jahr so viel Zeit mit ihm verbracht (auf jeden mehr Zeit als ich weil ich so viel in Kliniken verbracht habe).
Ja, ich spiele immer noch mit dem Gedanken an eine Trennung, aber neben der Tatsache, dass ich ihn nicht nur hasse, habe ich auch Angst um meine Gesundheit. Niemand weiß, wie lange ich ohne ein Tumornachwachsung leben kann, die Wahrscheinlichkeit ist bei knapp 50%, auch momentan habe ich gute und schlechte Tage. An guten Tagen denke ich, dass ich das schaffen könnte, an schlechten Tagen weiß ich, dass ich es nicht schaffe. Dann kann ich nicht einmal 10 min am Stück Auto fahren und könnte nicht mit gutem Gewissen mit meinen Kindern alleine leben. Dafür sind sie einfach noch zu klein. Für mich wünsche ich mir einfach nur, dass ich die nächsten (hoffentlich vielen) gesunden Jahre glücklich verbringen möchte. Aber kann ich mit jemanden zusammenleben dem ich überhaupt nicht mehr vertraue? Der mich so sehr verletzt hat? Lohnt es sich dem Kinder zu Liebe, dass ich es doch versuche? Für mich alleine würde ich mich auf jeden Fall trennen...
Ach je, jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte...
Danke schon einmal zum "Zuhören"
Betrübt Grüße
Ally