Der Drang nach Sex ist unterschiedlich
Ich denke, es gibt deutliche Unterschiede im körperlichen Sexbedürfnis zwischen den Menschen.
Tendenziell wollen Männer öfter als Frauen, sonst gäbe es nicht so viel Prostitution für Männer und so wenig für Frauen. Auch denke ich, daß Männer den Drang nach Sex eher als körperliches Bedürfnis sehen, so wie atmen, und Frauen eher als soziales, so wie miteinander reden. Deshalb können Frauen auch nicht ohne Liebe, und sie können längere Pausen verkraften, aber sie können genausowenig ganz ohne wie Männer, für die Gefühle weniger wichtig sind, und die auch mal im "Notfall" irgendwas nehmen würden. Die Streubreite ist gewaltig, also wird es problemlos einzelne Beispiele geben, in denen es anders ist. Aber so als Tendenz. Frauen lassen sich das ungerne sagen, und verneinen das mit Hinweis auf ihr eigenes aktives Sexleben. Als "Beweis", meine ich, reicht ein Blick auf das horizontale Gewerbe, das lügt nicht. Eine aktive Frau will weniger als ein aktiver Mann, und mehr Frauen wollen selten als Männer. Das scheint halt einfach so zu sein. Und wenn man annimmt, daß für eine Frau Sex nach der Befruchtung im Grunde ein "nutzloses" Gesundheitsrisiko ist, und für den Mann dagegen die Chance auf weitere Fortpflanzung, so macht es sogar Sinn, daß sich vor allem Frauen mit wenig Sextrieb, und Männer mit viel Sextrieb erfolgreich fortpflanzen.
Ich würde mich nicht trauen zu behaupten, eure Ehe sei auf sozialer Ebene gestört. Allerdings passt ihr im körperlichen Verlangen nicht zueinander. Zwei Jahre ohne Sex mit meiner Frau würde ich nicht schaffen. Ich könnte das nicht. Da könnte meine Liebe groß sein, ohne Sex ginge für mich jede Beziehung zu jeder Frau verloren. Und für uns, ich fange zwar allermeistens an, aber sie ist fast immer leicht zu "überreden".
Ihr habt mit dem unterschiedlichen Bedürfnis einen Konflikt zu bewältigen. Du willst oft, sie nicht. Das kann man nun lösen indem sie oft mit dir schläft, obwohl sie eigentlich nicht will. Oder indem du verzichtest. Einer von euch beiden ist dabei unglücklich, vielleicht sogar beide. Gleichzeitig ist die Frage, wer sich durchsetzt, also habt ihr automatisch auch eine Kraftprobe zu bewältigen. Es kann sein, daß sie auf den Geschmack kommt, es kann sein, daß sie sich bedrängt vorkommt, und ihre Ablehnung grösser wird.
Sprich sie darauf an, daß du dir mehr Sex wünschst. Mit ganz offenen Worten, nicht verklausuliert, nicht versteckt. Ich würde auf die vielleicht reflexartige (weibliche?) Reaktion des "Es liegt an dir, du schaffst es nicht, mich in Fahrt zu bringen" nur bedingt eingehen. Ein Körnchen Wahrheit ist wie immer sicherlich auch daran. Aber keine Weisheit, denn umgekehrt hindert sie nichts daran, selbst sexuelle Lust zu haben, nur scheint das nicht in ihrer Person zu liegen. Dann könnt ihr über Situationen sprechen, in denen sie Lust bekommt, was sie anmacht. Und die ganz gezielt ausleben.
Und, so bitter das ist, wenn du damit nicht zu einem Zustand gelangst, bei dem du glücklich bist, dann würde ich tatsächlich sagen, daß ihr euch trennen solltet. Ihr passt dann in einem elementaren Punkt nicht zusammen. Und wenn ihr das gemeinsam so feststellt, könnt ihr euch auch einvernehmlich, in der Absicht des gegenseitigen Wohles, voneinander trennen.