Hallo!
Ich habe ähnliches durchgemacht wie du. Ich habe meinen Freund früher mal gefragt, ob er Pornos schaut und er verneinte. Ich machte auch immer wieder deutlich, dass ich das nicht will. Für mich stand fest: Ist man in einer Beziehung, dann sieht man nur den Partner nackt und begehrt keinen anderen. Ich habe auch keine Pornos gesehen, weil ich das gleiche ja von ihm erwartete. Habe ich selbst mich bei Gedanken an einen anderen Mann ertappt, hatte ich schon ein schlechtes Gewissen. Naja...irgendwann schaute ich dann mal in seinen Internetverlauf und siehe da: ne Menge eindeutige Seiten. Ich sprach ihn drauf an, er versuchte es lustigerweise noch immer zu leugnen, aber es war ja alles klar...ich tickte total aus - wie konnte er nur, er hat sich keine fremden Möpse anzusehen, reiche ich ihm nicht, ich komme bestimmt nicht gegen diese Frauen an, ich fühle mich minderwertig, unattracktiv, muss ich jetzt auch alles so machen, wie die Frauen in den Filmen, ich kann mir nicht vorstellen, je wieder Sex mit ihm zu haben, das ist Fremdgehen...alles so Gedanken, die ich (ERNSTHAFT :!!!: ) hatte.
Nun ich war noch etwas jünger, aus heutiger Sicht betrachtet unreif und eben auch sauer, weil er das gemacht hat, obwohl er wusste, dass ich es nicht will und für mich stand immer fest, dass man das nicht macht.
Und dann...habe ich mir selber mal welche angesehen. Klar gibt es da viel, was Frau nicht anmacht. Viele Filme sind ja auch die männliche Sexualität zugeschnitten, aber es gibt auch einige sehr schöne, erotische Filme. Naja und so nach und nach verschwand meine Ablehnung und mein Gefühl, dass er etwas unrechtes tut. Ich machte es ja auch und es gefiel mir sogar. Ich musste eben erst begreifen, dass Sexualität mit sich selbst nur einem selbst gehört und unabhängig vom Partner geschieht. Hier ist erlaubt, was selbst gefällt. Klar darf man mit seinem Partner drüber reden und sagen, wo für einen selbst die Grenze überschritten ist und wenn es nicht zu überzogen ist, dann kann man sich auch sicher einigen. Es gibt Dinge, die wollen ich und mein Freund gegenseitig voneinander nicht und wir halten uns daran. Wichtig ist, offen mit dem Thema umzugehen. Je mehr mein Freund merkte, dass ich offener bin und nicht böse werde, desto mehr hat er auch preisgegeben. Heute können wir sehr offen darüber reden. Es ist wichtig, dass du diesen Bereich des Lebens deines Partners als ihm gehörig betrachtest, auf den man kaum Einfluss hat und auch gar kein Recht dazu. Klar dauert es eine Weile, bis du das so locker sehen kannst. Probiere doch selbst ein bisschen aus, was dir mit dir selbst so gefällt. Ein erotischer Film, ein sexy Foto, die Vorstellung eines heißen Mannes? Je mehr du dir selbst erlaubst, solche Dinge erotisch zu finden, desto leichter kannst du sie bei deinem Freund akzeptieren. Denn es wird sehr schwer sein, ihn umzukrempeln. Es ist nun mal SEINE Sexualität. Und es wäre tatsächlich ein zu großer Eingriff in deine Freiheit, auch wenn du momentan noch das Gefühl hast, auch in diesem Bereich mitreden zu dürfen und deine sexuelle Exklusivität darauf ausweiten zu dürfen.
Übrigens habe ich gerade mal in mich reingehorcht, als ich deinen Text las, ob ich noch irgendwie eifersüchtig bei dem Gedanken bin, dass mein Freund das macht...und: Nein. Ich mach es doch auch. Und würde er auf den Gedanken kommen, mir das zu verbieten, würde ich es inzwischen selbst dämlich finden und wohl nicht akzeptieren...Und nochwas: mit dieser Einstellung ist das Leben um einiges stressfreier. ;-)