bei uns auf der arbeit kommt immer mal wieder die frage nach religion und gläubigkeit auf und mir ist aufgefallen, dass eigentlich jeder auf eine eher ansatzweise agnostische sicht der dinge ausweicht, sobald man konkret nachfragt.
mich würde wirklich interessieren, was für einen mensch, der sich als gläubiger katholik bezeichnet, sein spezifisch katholischer glaube ausmacht. so weit ich mich erinnere heisst es in der bibel einerseits, dass gott den mann nach seinem ebenbild erschuf, der mensch sich aber kein bild von seinem gott machen solle. ebenso wird der mensch als krone der schöpfung sozusagen auserkoren und kann eben auch ein leben nach dem tod erlangen. mir stösst das alles eher etwas sauer auf, ehrlichgesagt. und keiner, den ich bisher direkt gefragt hab, war der meinung, dass der mensch die krönung sei, also besser als das tier, oder erhabener und sowieso kein einziger würde an einen gott glauben wollen, der menschliche gestalt hat. das sind zumindest die antworten, die man so kriegt.
beim katholizsmus gehört dann zum beispiel auch dazu, den papst als den nachfolger petri anzuerkennen und damit auch daran zu glauben, dass er sozusagen der stellvertreter gottes auf erden ist.
ein anderes konzept ist das sakrament der beichte. ist nicht jesus für die sünden aller menschen am kreuz gestorben? da kamen dann die katholiken und haben die beichte eingeführt. beim zölibat ist es noch viel extremer: es ist historisch belegt, dass der zölibat eingeführt wurde, damit die katholische kirche in ihrer raffgierigkeit ihre besitztümer nicht auzuteilen brauchte. natürlich hat man dann einen einigermassen schlüssigen katholischen grund vorgeschoben oder sogar eingeführt und den zölibat damit begründet. wie ist es aber möglich - nach allem was man heute darüber weiss - dass es immer noch so viele menschen gibt, die daran festhalten und das nicht ändern wollen - entgegen jeglicher vernunft? ein mensch der sich für das katholische priestertum entscheidet, der muss ja schon hinter diesem konzept stehen können und ich behaupte jetzt einfach mal, dass dies einem festen glauben daran entspringt. ich kann das allerdings nicht nachvollziehen.
wenn man angeblich gläubige menschen nach solchen dingen fragt, dann kommen fast durchs band ausweichende antworten wie: "ja, das und das ist natürlich nicht so gut oder das und das ist natürlich nicht so zu nehmen, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass hinter der entstehung der welt eine - wenn man so will - göttliche macht steht, die das eingeleitet hat etc etc."
ähm, schön und gut, aber was daran soll jetzt ihren CHRISTLICHEN oder ihren KATHOLISCHEN glauben ausmachen? ich als agnostikerin streite auch nicht ab, dass es evtl eine macht gibt, die die welt erschaffen haben mag. ich streite nicht einmal ab, dass es nicht eventuell auch ein leben nach dem tod geben könnte. ich weiss es einfach nicht, genauso wenig wie ich nicht weiss, dass es keine göttliche macht gibt und dass es kein leben nach dem tod gibt.
wenn man - anders als ich - aber sagt, man ist überzeugt, dass es einen gott gibt (in dem ganz allgemeinen sinne), dann mag man wohl sagen, man sei gläubig, aber das hat doch dann nicht das geringst mit einem christlichen oder sogar einem katholischen glauben zu tun.
also wieviel bibelgetreues (und dann auch katholiken-getreues) "muss" man denn bereit sein zu glauben, um als gläubigen christen oder gläubigen katholiken zu gelten?
oder spielt das überhaupt gar keine rolle und man kann sich einfach seine eigene theorie zusammenbasteln und je nach religion (oder konfession) in die man geboren wurde, sagen, man sei eben christ oder katholik oder was der gugger was?
lohnt es sich überhaupt darüber nachzudenken oder ist es egal, weil eh jeder macht, was ihm gerade gefällt?
und falls ja, wozu dann noch das ganze tratra mit dem konfessionellen glauben?