Meine Erfahrung ist ...
dass es Alarmzeichen gibt, bevor ein Mann gewalttätig wird. So wie es cefeu bereits beschrieben hat.
Bei mir hat es angefangen mit psychischer, emotionaler Gewalt, sprich: extreme, unbegründete Eifersucht (auch auf meine Ex, lange vor seiner Zeit) und dazu stundenlange "Vernehmungen", Kontrolle, Ausgangsverbot, Einreden von Schuldgefühlen, ecc.
Das ging bereits los, als wir uns erst kennengelernt hatten, in einer Zeit, wo man eigentlich alles durch die rosarote Brille sehen sollte...
Da wir eine Fernbeziehung führten, sahen wir uns nur alle vier Wochen, dann aber für 7 - 14 Tage, da wir beide beruflich ziemlich flexibel sind. Wir haben wunderschöne Tage verbracht, aber was sich viel mehr in mein Gehirn eingebrannt hat, sind auch die schrecklichen Momente, die ich mit ihm erlebte.
Anfangs reagierte er einfach sehr empfindlich auf Kritik oder gar auf Bemerkungen, die ich gar nicht böse meinte, oder gegen ihn gerichtet waren. Er war sehr schnell beleidigt und beschimpfte mich, nannte mich ein "Stück Scheiße" zum Beispiel - Dinge, die ich zu einer geliebten Person niemals sagen würde. Er war meistens sehr schwer zu beschwichtigen und zu beruhigen - ich entschuldigte mich immer.
Meine Reaktion auf seine Empfindlichkeit war, jedes Wort, das ich sagte, ganz genau abzuwägen, um ihn ja nicht aufzuregen.
Da Begann es, oder ich verspürte bereits, dass die Beziehung zu bröckeln begann. Ich fühlte mich befangen im Umgang mit ihm - und vor allem - mir war bange, ich hatte Angst. Wenn er sich ärgerte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, seine Stimme wurde furchtbar laut. Ich fühlte mich schlecht, da ich bis jetzt sehr harmonische Beziehungen hatte und diese Szenen wegen Kleinigkeiten nicht kannte.
Das erste Mal, als er handgreiflich wurde, war nach einem schönen Abend im Restaurant. Als wir zu Hause waren, begann er mir wieder Fragen zu meinen Ex-Bakanntschaften zu machen. Wir lagen beide im Bett und ich antwortete brav auf seine Fragen. Eine Antwort schien ihm nicht zu gefallen, und auf einmal richtete er sich auf stürzte sich auf mich, spuckte mir ins Gesicht, schlug mit der flachen Hand zwei mal auf meine Backe. Dann zerriss er mein Nachthemd, meinen Schlüpfer und versuchte mit Gewalt mit seinem Finger in Scheide und After einzudringen. Ich wehrte mich. Für mich lief alles wie im Film ab, es war, als hätte mein Geist meinen Körper verlassen und sähe von außen zu. Er war mich zu Boden, und schlug mich weiter. Ich versuchte mich zu befreien und lief aus dem Zimmer, er hinterher. Er schrie mir ins Gesicht, drückte mich an die Wand - es war schrecklich, ich möchte gar nicht weiter ausbauen.
Das Schlimmste waren nicht die damit verbundenen körperlichen Schmerzen, sondern die PSYCHISCHEN Schmerzen.
Für mich ist und bleibt es ein Rätsel wie ein Mensch einer geliebten Person antun kann.
Mittlerweile glaube ich DAS ist keine Liebe, auch wenn es immer wieder behauptet wird.
Von dem Tag an war nichts mehr wie es einmal war. Er hatte sich natürlich bei mir entschuldigt, sein Liebe versichert und geschworen, dass es nie mehr vorkommt, aber ich war bereits ein "gebranntes Kind".
Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, strengte mich auch sehr an, das Vertrauen wieder zu erlangen und manchmal gelang es auch.
Doch auch bei weiteren Treffen musste ich einsehen, dass er sich sehr schwer unter Kontrolle hatte. Er machte mir Angst und ich wurde immer mehr eingeschüchtert und gedemütigt. Er schlug zwar nicht mehr, (ich hatteoft den Eindruck er müsse sich sehr beherrschen, um nicht wieder handgreiflich zu werden) aber er machte mich unterwürfig, durch das was er sagte und wie er mich beschimpfte.
Was noch verheerend für ihn war und folglich auch für mich, war, dass ich die Lust am Sex mit ihm verlor.
Zudem verlangte er gewisse sexuelle Praktiken von mir, die mir einfach zuwider waren, wahrscheinlich zusammenhängen mit der plötzlichen Sex-Unlust.
Ich ließ mir das letzte bisschen Stolz und Würde nicht nehmen und erfüllte ihm diesen Wunsch nicht.
Manchmal tat er mir leid, ich konnte aber nicht anders, es wäre für mich ein Betrug gegen mich und auch gegen ihn gewesen, seinen Wünschen nachzukommen, nur damit Frieden herrscht...
Das ganze war wie ein Teufelskreis.
Heute habe ich Schluss gemacht. Er sollte mich heute besuchen kommen und ich habe mich kurzfristig entschlossen, dass ich ihn nicht empfange will. Ich habe Angst vor ihm, vor seinen Launen, vor seinen Vorwürfen, seinen bohrenden Fragen. Es tut mir unendlich leid um ihn, aber für mich fühle ich auch Erleichterung.
Ich habe mich "glücklicherweise" schnell entliebt, nach alledem, was vorgefallen ist. Wahrscheinlich werde auch ich trauern, denn man hat sich auch aneinander gewöhnt, aber ich brauche nur an die körperliche und vor allem die psychische Gewalt denken und ich weiß sofort das Richtige getan zu haben.
Diese Beziehung hat von Anfang an "gekränkelt".
Ich war 1 1/2 Jahre zusammen und wie es nach 3 Jahren ausgesehen hätte, wenn wir zusammengelebt hätten, möchte ich mir nicht ausmalen. Ich weiß, dass manche Frauen noch ein viel schlimmeres Schicksal ertragen müssen. Ich glaube, ich habe noch rechtzeitig die Reisleine gezogen und bin relativ heil aus der Sachen gekommen.
Liebe Grüße,
baerbalu