Vor 2 Jahren habe ich mein Studium beendet und in einem großen Konzern zu arbeiten begonnen. Mein Leben damals war unbeschwert, ich bin gerade von daheim ausgezogen, bin 27 gewesen (heute 29) und begann, mein eigenes Leben zu leben. Freundin hatte ich schon länger keine mehr.
Mir wurde eine Mentorin zur Seite gestellt. Von Beginn an war da ein besonders vertrautes Verhältnis, wir redeten viel mit einander und tauschten irgendwann Telefonnummern, telefonierten privat miteinander und tauschten uns aus. Ich bekam viel mit von ihrer unglücklichen Partnerschaft, wir telefonierten stundenlang. Jeden Tag über mehrere Monate. Mein Leben bestand damals aus Arbeiten->mit ihr telefonieren->schlafen->Arbeiten... mein gesmter Tagesablauf war mittlerweile abgestimmt auf sie. Es war ungesund und schön zugleich. Irgendwie hatte ich mir immer erhofft, dass da mehr draus wird und ihr auch aufgrund dieser Hoffnung meine Liebe gebeichtet.
Leider war ihr Leben schon durchgeplant. Sie zog mit ihrem Partner zusammen, trotzdem das ganze von Beginn an unter einem schlechten Stern stand. Es kam fast nur zu Konflikten, von denen sie mir erzählte. Das ganze brachte uns noch näher. Wir trafen uns jedoch nur insgesamt ca. 5x privat bei mir, Sex hatten wir keinen. Das war mir nicht wichtig. Ihre Nähe, ihre Geborgenheit war das, was ich im Leben immer gesucht hatte und bei ihr konnte ich mich so richtig fallen lassen. ihr ging es genauso.
Durch ihren Zusammenzug flachte unser privater Kontakt, Telefonate, Besuche nahezu vollständig ab. Wir sahen uns nur noch auf der Arbeit. Anrufe kamen kaum noch. Und dennoch starrte ich die ganze Zeit aufs Telefon zu hause, waretete jeden Tag auf ihren Anruf, der nie kam. Mittlerweile merkte ich das ganze auch körperlich, Krämpfe, Magenprobleme, Durchfall. Alles hatte sich psychisch niedergeschlagen.
Mit der Zeit wurde es bei mir schlimmer, ich wollte mehr, habe ihr das auch mitgeteilt. Sie konnte sich nicht für mich entscheiden, da sie erst zusammengezogen war, bestand da sicherlich auch eine gewisse Bequemlichkeit ihrerseits.
Da von ihrer Seite aus keine Entscheidung kam, musste ich einen Schlussstrich ziehen. Ich lies mich in eine andere Abteilung versetzen, die in einem Nachbarort lag.
Ich dachte, damit kann ich das ganze endlich beenden, kann endlich abschließen und offen für Neues werden. Pustekuchen. In der ersten Zeit telefonierten wir wieder ständig. Viel zu oft, ich gewöhnte mich schon wieder daran und starrte wieder aufs Telefon. Ich merkte, sie mir jetzt erst recht fehlt, ich sie nicht mehr sehen kann, weder privat noch auf der Arbeit, auch das Telefonieren fand immer unregelmäßiger, immer kürzer und in immer größeren Abständen statt.
Ich versuchte, privat wieder Kontakte zu knüpfen und glücklicherweise bin ich ein Mensch, der sehr schnell Anschluss findet, auch bei Frauen. Ich lernte in der Zwischenzeit, das ist jetzt 4 Monate her, etwa 10 Frauen kennen, die alle attraktiv, intelligend und hübsch waren. Aber meine Empfindung war einfach nicht da. Ich konnte 9 von 10 Frauen nicht einmal küssen, ich saß ihnen gegenüber, führte interessante Gespräche, aber es gribbelte nichts, es war nichts da, einfach garnichts. Es fiel mir schwer, den Kontakt wieder zurückzuschrauben, die Frauen nicht zu verletzen. Jede Sekunde dachte ich an meine ehemalige Kollegin, hatte Sehnsucht nach ihr, nach ihrem Geruch, ihrer Nähe, ich wusste nicht, wie ich weitermachen soll. Scheinbar war ich noch immer nicht bereit, nicht nach 4 Monaten, für eine neue Beziehung.
Mittlerweile spiele ich immer wieder mit dem Gedanken, sie mal anzurufen, sie mal wieder (mit enorm hohem Aufwand) zu treffen. Ich weiß, dass mich das wieder zurückwerfen würde, aber für den Moment wäre ich endlich einmal wieder glücklich.
Ich weiß nicht, was ich tun soll, ich weiß nicht, wie ich sie endlich vergessen kann, was das Beste für mich wäre. Ich habe auch mit einer sehr guten Freundin darüber bereits gesprochen, die mir geraten hat, sie zu vergessen, sie nicht anzurufen, aber sie kann auch nicht in mich hineinsehen. Ich habe Angst, dass es nun die nächsten Jahre so weiter geht, ich jede neue Frau an meiner großen Liebe (das sagt mir mein Gefühl) an ihr messen werde und niemand an das Gefühl herankommt.
Andererseits kann niemand anderes an das Gefühl herankommen, solange ich nicht frei bin. Es ist ein Kreislauf, den ich nicht durchbrechen kann.
Ich gehe auf Feiern, Veranstaltungen, zum Sport, und trotzdem denke ich jeden Tag, jede Stunde an sie, was sie wohl jetzt macht, ob sie auch an mich denkt, und das merken auch meine Freunde, dass ich mehr und mehr introvertiert erscheine, mich mehr und mehr einigel.